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50 Rituale für das Leben

Titel: 50 Rituale für das Leben
Autoren: Anselm Gruen
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spirituellen Prozess, und sie können einen guten Schlusspunkt setzen, wenn Altes losgelassen und Neues gewagt werden soll.
    Wenn ich in diesem Kapitel einige derartige Rituale beschreibe, dann soll das nur die Phantasie anregen, eigene Rituale zu entwickeln. Jeder hat in sich die Fähigkeit, Rituale zu entwickeln. Kinder erfinden beispielsweise spontan Rituale, die ihnen helfen, besser durch das Leben zu gehen.
    Bei Kindern haben die Rituale oft die Funktion, Ängste zu bewältigen. Kinder treten z. B. nur auf jeden dritten Pflasterstein. Sie meinen, dann könne ihnen nichts Schlimmes passieren. Oder sie stellen sich vor, dass unter jedem ihrer Schritte ein Baum wachsen könnte. Das klingt magisch. Und Rituale können tatsächlich mit Magie zu tun haben. Aber sie sindnicht magisch, wenn sie Ausdruck eines Glaubens sind. Den Glauben an Gott, der mich trägt und mir beisteht, möchte ich in konkreten Formen ausdrücken. Im Ritual vergewissere ich mich der heilenden und befreienden Nähe Gottes. Aber die Rituale rufen die Nähe Gottes nicht herbei. Gott ist mir nahe, auch ohne Rituale. Rituale helfen mir allerdings, die heilende Kraft Gottes zu spüren.
    Trauen Sie also Ihrer eigenen Phantasie. Spüren Sie, wann es gut ist, mit einem Ritual etwas abzuschließen oder eine neue Phase in Ihrer Entwicklung zu beginnen. Stülpen Sie sich nicht fremde Rituale über, sondern prüfen Sie sich, ob ein bestimmtes Ritual auch für Sie stimmt.
39. VERSÖHNUNG MIT DER EIGENEN LEBENSGESCHICHTE
    Es ist eine lebenslange Aufgabe, sich mit der eigenen Lebensgeschichte zu versöhnen. Die Versöhnung kann in einer Therapie
     geschehen. Sie ist aber auch das Thema des geistlichen Weges. Im Kern geht es darum, vor Gott die Verletzungen der Lebensgeschichte anzuschauen und darauf
     zu vertrauen, dass Gott all diese Wunden in Perlen zu verwandeln vermag. Er wird mir die Wunden nicht wegnehmen. Ich soll darauf vertrauen, dass mein
     Leben gerade mit diesen Verletzungen wertvoll und einmalig ist. Ich mache weder Gott noch anderen Menschen Vorwürfe, dass ich so verletzt wurde. Mit dem
     eigenen Leben versöhnt sein heißt vielmehr, dass ich dankbar darauf zurückschaue und in den Wunden meine eigenen Stärken entdecke. Die Wunden halten mich
     lebendig und bringen mich auf den Weg zu Gott sowie zu mir selbst und zu den Menschen. Jeder kann seine eigenen Rituale finden, um sich mit der eigenen
     Lebensgeschichte auszusöhnen. Der eine vollzieht dieses Ritual bewusst in der Gegenwart anderer. Wenn er Zeugen für sein Ritual hat, dann bekommt das
     Ritual für ihn etwas Verpflichtendes. Das bedeutet nämlich: Ich habe mich ausgesöhnt mit meiner Geschichte. Jetzt darf ich nicht wieder damit anfangen,
     andere anzuklagen, dass mein Leben so verlaufen ist. Ein anderer möchte dieses Ritual lieber allein für sich erleben.

    Ich lade dich ein zu einem persönlichen Ritual, ganz allein für dich:
Setz dich still vor eine Kerze, vor eine
     Ikone oder in die Bank einer Kirche.
Stell dir vor, dass Gottes heilende und liebende Nähe dich umgibt.
Und dann denk vor den wohlwollenden und
     liebenden Augen Gottes über deine Lebensgeschichte nach.
Was fällt dir ein?
Wofür bist du dankbar?
Welche schmerzlichen Erlebnisse kommen
     dir hoch?
Halte die Wunden Gott hin.
Stell dir vor, dass Gottes Liebe in deine Wunden dringt und sie verwandelt.
Von Gottes Liebe berührt,
     hören die Wunden auf zu schmerzen.
Sie dürfen sein. Sie werden zu Perlen, die dich schmücken.
Dann bitte um den Geist der Versöhnung, damit du
     Ja sagen kannst zu dir, so wie du durch deine Lebensgeschichte geworden bist.

    Du kannst die Versöhnung mit deiner Lebensgeschichte auch handfester gestalten. Sammle in der Natur Dinge, die dir in die Augen fallen als Symbole für die Verletzungen deiner Lebensgeschichte. Oder schreibe alle deine Selbstvorwürfe auf, von denen du nicht loskommst. Dann nimm einen Eimer Blumenerde und begrabe all diese Gegenstände oder die Zettel, die du beschrieben hast. Es wäre gut, wenn Du einen Zeugen oder eine Zeugin dabei hast, deine Frau, deinen Mann oder eine Freundin.
    Nimm all diese Symbole in die Hand und sag laut: Ichbegrabe mit diesem Stein, mit diesem abgeschnittenen Zweig, mit diesem Stück Papier die Verletzung, die Kränkung durch den und den. Dann säe Blumensamen in die Erde und stell den Blumentopf in deiner Wohnung oder in deinem Garten auf.

    Natürlich ist das Ritual keine Garantie, dass die alten Selbstvorwürfe nicht wieder hochkommen
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