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50 Rituale für das Leben

Titel: 50 Rituale für das Leben
Autoren: Anselm Gruen
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Wiese, der Felder. Und horchen Sie in sich hinein, was Ihre tiefste Sehnsucht ist. Und dann sprechen Sie miteinander, aber nicht über Ihre Sorgen undProbleme, sondern über das, was Sie wahrgenommen haben. Natürlich braucht es auch einen Raum, über Ihre Sorgen und Ängste zu reden. Aber es tut auch gut, einmal über sich und den engen Horizont der eigenen Familie hinauszusehen und auf das zu blicken, was Sie im Innersten berührt. Die Natur, die Sie umgibt, wertet nicht. Sie trägt Sie. Sie haben teil an ihrer Lebenskraft, an ihrer Liebe, die sie durchdringt. Sie brauchen immer wieder die Erfahrung der gemeinsamen Quelle, aus der Sie trinken. Und in der Natur kommen Sie mit der Quelle der Liebe Gottes in Berührung, die alles durchdringt und die auch in Ihnen strömt, ohne je zu versiegen, weil sie göttlich ist.
45. FREUNDSCHAFTSRITUALE
    Auch Freundschaft braucht Rituale. Das kann der regelmäßige Telefonanruf sein oder eine gemeinsame Wanderung, die man von Zeit zu Zeit ausmacht. Freundschaft will gepflegt werden, sonst zerrinnt sie irgendwann zwischen den Fingern. Es gibt Freundschaften, die auch dann weiterbestehen, wenn man kaum Kontakt hat. Wenn man sich sieht, ist die Freundschaft sofort wieder präsent. Aber normalerweise braucht auch eine Freundschaft Rituale, in denen man Zeit füreinander aufbringt und die Gefühle zum Ausdruck bringt, die einen berühren und bewegen.
    Ein wichtiges Freundschaftsritual ist für mich auch der Brief. Gerade heute, im Zeitalter von Handys und E-Mail, wäre es ein gutes Ritual, sich hinzusetzen und einen Brief zu schreiben.
    Schreiben gehört offensichtlich wesentlich zur Freundschaft. Der Freundschaft verdanken wir wohl die schönsten Briefe der Weltliteratur. Heute haben wir es leider verlernt, einander Briefe zu schreiben. Und doch braucht die Freundschaft den Brief, in dem ich dem Freund mitteile, was mich bewegt. Konstantin Raudive sagt einmal: «Menschen, die keine Briefe gewechselt haben, kennen einander nicht.» Für den Philosophen Ernst Horneffer ist der Brief an den Freund wie ein Fest, das wir mitten im Alltag feiern: «Der Brief sei dir ein Fest! Dieses Fest darfst du dir gönnen. Ein griechischer Weiser sagte: ‹Ein Leben ohne Feste ist wie eine Wanderung ohne Herberge.› Schaffe dir in der harten, ruhelosen Wanderung eine Raststätte der Seele – im Brief.»
    Die Liebe, die in uns ist, will Ausdruck. Der Brief ist ein bleibender Ausdruck der Freundschaft. Einen Brief kann ich immer wieder lesen. Franz Xaver las kniend und unter Tränen die Briefe, die ihm sein Freund Ignatius von Loyola schrieb. Die Briefe ließen die Freundschaft lebendig bleiben, auch wenn sich die Freunde nie mehr im Leben sahen.

    So lade ich dich ein, deinem Freund, deiner Freundin wenigstens einmal im Jahr einen Brief zu schreiben. Lass dir dazu Zeit. Schreib nicht einfach nur, was du gerade tust und was du erlebt hast. Überlege, was dich gerade jetzt wirklich bewegt. Das Schreiben wird dir helfen, deine eigenen Gedanken und Gefühle klarer zu erkennen. Das Schreiben an deinen Freund tut dir selbst gut. Es gibt dir Zeit, dich mit deinem Freund zu beschäftigen und dich zu fragen, was dich im Tiefsten mit ihm verbindet. Und es gibt dir die Gelegenheit, das auszudrücken, was in dir oft nur diffus vorhanden ist. Das Schreiben bringt dich in Berührung mit deiner eigenen Wahrheit und mit dem Grund, der dich trägt. Schreib, was dich bewegt. Und schreib deinem Freund oder deiner Freundin auch, was du ihm bzw. ihr wünschst und was du gerne von ihr oder ihm wissen möchtest. Der jährliche Brief könnte zu einem Ritual werden, das dir selbst hilft, Rechenschaft über dich und deinen inneren Zustand abzulegen und dich zu vergewissern, was dich trägt und wohin du auf deinem Weg unterwegs bist.
46. ZU MIR STEHEN
    Selbstvertrauen hat etwas damit zu tun, dass ich zu mir selber stehen kann. Dieses Zu-mir-selber-Stehen kann ich einüben, wenn ich die innere Haltung durch körperlichen Ausdruck unterstütze. Ich stelle mich also hin wie ein Baum, die Füße etwa in Hüftbreite auseinander. Dann stelle ich mir vor, wie der Atem beim Einatmen von den Fußsohlen bis zur Decke geht und beim Ausatmen von der Decke bis zum Fußboden. Beim Ausatmen wurzele ich mich immer tiefer ein, so wie ein Baum seine Wurzeln in den Boden gräbt. Dann stelle ich mir vor: «Ich stehe zu mir. Ich stehe für mich ein. Ich habe Stehvermögen. Ich kann etwas durchstehen.» Der Leib ist ein Barometer, der uns anzeigt,
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