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50 Rituale für das Leben

Titel: 50 Rituale für das Leben
Autoren: Anselm Gruen
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spüren, können Sie etwas erahnen von der Liebe Gottes, die in Ihnenist. Gott ist Liebe. So sagt uns der 1. Johannesbrief. Wenn Sie die Liebe in sich spüren – oder wenn Sie die Sehnsucht nach Liebe in sich spüren –, dann berühren Sie in sich Gottes Liebe, die unerschöpflich ist, die nicht so brüchig und ambivalent ist wie unsere menschliche Liebe. Unsere menschliche Liebe kann uns verzaubern, aber auch verletzen. Wenn Sie in Ihrer Liebe, die Sie in sich tragen, Gottes Liebe erkennen, dann ist Ihre Sehnsucht nach Liebe erfüllt. Dann sind Sie in Gott, und Gott ist in Ihnen.
50. ANNEHMEN – LOSLASSEN – EINSWERDEN – VERWANDELT-WERDEN – NEUWERDEN
    Der Weg der Menschwerdung – oder, wie C. G. Jung es nennt: der Selbstwerdung, der Individuation – geht über die fünf Schritte: Annehmen, Loslassen, Einswerden, Verwandeltwerden, Neuwerden. Jeder, der sich auf den Weg zu seinem wahren Selbst macht, wird diese fünf Schritte durchlaufen. Dabei muss die Reihenfolge nicht immer dieselbe sein. Manchmal ist mehr das Annehmen wichtig, ein andermal das Loslassen oder das Einswerden oder Neuwerden.

    Es gibt viele Weisen, diese inneren Schritte zu vollziehen. Ein Weg ist die Meditation. Im Atem erfahren wir das Annehmen, Loslassen, Einswerden, Verwandeltwerden und Neuwerden. Die Rituale der Kirche laden uns ein, diese fünf Schritte zu gehen. Zudem gibt es den persönlichen Reifungsweg, der über alle Erlebnisse und Erfahrungen immer wieder dazu führt, Ja zu sagen zu dem, was ist, Altes loszulassen, damit es uns nicht mehr auf dem Weg belastet, eins zu werden mit Gott und mit uns selbst, verwandelt zu werden in die ursprüngliche und unverfälschte Gestalt, als die Gott uns gewollt hat, und neu zu werden durch den Geist Gottes, der alles neu macht. Ich möchte diese fünf Schritte kurz beschreiben und immer wieder Rituale angeben, die helfen, diese Schritte einzuüben.

    Jeder Psychologe und jede geistliche Begleiterin wird uns sagen: Nimm dich an, wie du bist. Erasmus von Rotterdam hatdas Glück so definiert: «Der sein zu wollen, der du bist.»
Doch die Frage ist: Wie geht das, sich annehmen ?
Ich schlage folgendes Ritual vor:
Setz dich still in deine Meditationsecke oder in eine Kirche. Leg deine rechte Hand auf das Herz und stell dir vor: Ich nehme mich an. Ich nehme mich in die Hand. Alles an mir darf so sein, wie es ist. Ich bin dankbar, dass Gott mich so geschaffen hat, wie ich bin. Ich kenne in mir zwar die Tendenz, so zu sein wie der oder die, die ich bewundere. Doch jetzt versuche ich einmal, dankbar zu sein für mich und für mein Leben, für meine Begabung und für meine Begrenzung, für meine Fähigkeiten und für meine Schwächen. Ich bin so, wie ich bin. Ich möchte auch noch wachsen. Aber jetzt bin ich so, wie ich bin. Und dafür bin ich dankbar. Dazu sage ich Ja, weil ich weiß: Gott hat zu mir Ja gesagt. Dann stell dir vor: Gottes heilende Gegenwart hüllt dich ein. In ihr darfst du sein, wie du bist. In ihr findest du Frieden und Erfüllung. Du musst dich gar nicht annehmen. Du lässt einfach sein, was ist. So kommst du in Einklang mit dir selbst, voller Dankbarkeit, dass Gott dich erwählt hat, dass er ein Auge auf dich geworfen hat, weil du für ihn wertvoll bist, weil er dich als diesen einmaligen und einzigartigen Menschen geschaffen hat.

    Annehmen und Loslassen gehören zusammen. Sie bilden die ersten beiden Schritte auf dem Weg der Menschwerdung und Selbstwerdung. Nur was ich angenommen habe, kann ich loslassen. Was ich unbedingt loswerden will, das wird mir weiterhin anhaften.
    Ein Ritual zum Loslassen ist das Ausatmen: Im Ausatmen kann ich mir vorstellen, dass ich alles loslasse, was immerwieder in meinem Geist auftaucht. Ich lasse Verstaubtes und Vergangenes los. Ich lasse die Gedanken los, die in mir hochkommen. Und letztlich lasse ich mich selbst los. Karlfried Graf Dürckheim meinte, der wichtigste Augenblick beim Atmen sei der Augenblick zwischen Ausatmen und Einatmen. In diesem Augenblick kommt es darauf an, alles loszulassen, sich selbst loszulassen, seinen Drang, alles kontrollieren, alles im Griff haben zu wollen, loszulassen. In diesem Augenblick ist weder Ausatmen noch Einatmen. In diesem Augenblick der Stille geht es darum, sich in Gottes Hände fallen zu lassen.
    Ein anderes Ritual des Loslassens ist das Gehen oder das Laufen. Im Laufen kann ich mich freilaufen von allem, was mich bindet, was mich abhängig macht, was mir anhaftet. Ich gehe, ich laufe mich frei von allen
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