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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
Autoren: Bronnie Ware
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Bingofreundinnen.
    Dann nickten alle und lächelten mich an, während ich nur dasaß und mir dachte: » Oh Mann! «
    Und sie machte munter weiter: » Diese Woche hat ihr ihre Mutter aus Australien geschrieben. Da ist es im Moment sehr heiß. Außerdem hat sie noch einen kleinen Neffen bekommen. « Abermals Nicken und Lächeln.
    Nach einer Weile fing ich an zu zensieren, was ich ihr über mich erzählte. Sonst hätten die anderen noch sehr viel mehr über mein Leben erfahren, vor allem wenn meine Mutter mir hübsche Unterwäsche oder andere Geschenke schickte, um mich aus der Ferne zu verwöhnen. Aber mein Verhältnis zu Agnes war unschuldig und liebevoll, deswegen ertrug ich es auch, dass ich mich manchmal innerlich krümmte oder rot wurde, wenn sie vor anderen über mich sprach.
    Donnerstag war der einzige Tag, an dem wir über Mittag wegblieben. Ein großer Tag für uns drei (Princess mitgezählt). Dann fuhren wir nämlich immer in eine Stadt in Kent, wo wir mit Agnes’ Tochter zu Mittag aßen. An englischen Maßstäben gemessen sind fünfzig Kilometer eine ganz schöne Entfernung, während es für einen Australier so gut wie um die Ecke ist. Unsere Sicht auf Distanzen ist definitiv ein kultureller Unterschied.
    In England kann man drei Kilometer fahren und in einem ganz anderen Dorf landen. Der Akzent kann völlig anders sein als im vorherigen Dorf, und selbst wenn man sein ganzes Leben im Nachbarort verbracht hat, kennt man hier nicht jeden. In Australien kann es einem passieren, dass man schon für einen Laib Brot achtzig Kilometer fahren muss. Die nächsten Nachbarn können so weit weg wohnen, dass sie einen anrufen oder anfunken müssen, um Hallo zu sagen, aber sie betrachten sich immer noch als Nachbarn. Ich habe einmal in einem Gebiet im Northern Territory gearbeitet, das derart abgelegen war, dass Flugzeuge zum nächsten Pub verkehrten. Auf der kleinen Landebahn standen am frühen Abend Ein- und Zweisitzer-Maschinen, und am nächsten Morgen war sie leer, wenn alle– immer noch halb abgefüllt– zu ihren riesigen Viehfarmen zurückgeflogen waren.
    Der große Ausflug am Donnerstag war also wirklich ein großer Ausflug für Agnes, während ich ihn als kleine Fahrt empfand. Ihre Tochter war eine freundliche Frau, und unsere Treffen waren jedes Mal richtig nett. Die beiden aßen immer den Ploughman’s Lunch: Rindfleisch, Käse und Eingelegtes. Die englische Vorliebe für Eingelegtes hat mich immer wieder erstaunt. Aber es war schon ein ganz gutes Land für Vegetarier, ich hatte immer genügend Auswahl. Da es so kalt war, gönnte ich mir meistens eine wärmende Suppe oder ein herzhaftes Nudelgericht.
    Am Freitag blieben wir immer in der Gegend. Wir lebten auf einer Rinderfarm mit einem eigenen Metzgerladen. Den Hof betrieben zwei Söhne von Agnes. Am Freitagmorgen ging ich mit ihr immer zum Metzger. Obwohl sie darauf bestand, alles ganz genau und in aller Ruhe in Augenschein zu nehmen, kaufte sie jede Woche haargenau das Gleiche. Der Metzger bot ihr sogar an, ihr den Einkauf nach Hause zu liefern, aber nein. » Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich muss herkommen und mir das Fleisch selbst aussuchen « , erwiderte sie jedes Mal höflich.
    Damals war ich Vegetarierin, heute bin ich Veganerin. Trotzdem wohnte ich auf einer Rinderfarm, fast so wie der Hof, auf dem ich groß geworden bin. Obwohl ich von Fleischverzehr nichts hielt, verstand ich doch das Geschäft und die Lebensweise, weil sie mir vertraut waren.
    Auf dem Rückweg vom Metzger nahmen wir grundsätzlich den Weg durch den Stall, wo wir mit den Landarbeitern und den Kühen redeten. Agnes mit ihrem Stock ging dicht neben mir, Princess trottete hinter uns her. Dabei war es ganz egal, wie kalt es war, wir zogen einfach ein paar Schichten mehr an. Und so verbrachten wir den Freitag: mit einem Besuch im Metzgerladen und hinterher bei den Kühen.
    Ich staunte, wie anders die englischen Kühe behandelt wurden als unsere australischen– hier hatten sie warme Ställe, und man schenkte jedem einzelnen Tier Aufmerksamkeit. Andererseits mussten die australischen Tiere ja auch keine englischen Winter aushalten. Es machte mich immer noch schrecklich traurig, nachdem ich ja nun jede Kuh einzeln kannte, zu wissen, dass wir irgendwann ihr Fleisch im Metzgerladen kaufen würden. Das Ganze fiel mir furchtbar schwer, und irgendwie wollte es mir nie recht gelingen, den Gedanken zu unterdrücken.
    Das Vegetarierthema wurde zu Hause viel diskutiert, obwohl ich schwieg und
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