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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
Autoren: Bronnie Ware
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den Lebensstil meiner Familie respektierte. Ich gehörte nie zu den Vegetariern oder Veganern, die ein besonderes Bedürfnis haben, über ihre Lebensform zu sprechen. Da ich jedoch in meiner Kindheit das eine oder andere zu sehen bekommen hatte und zu guter Letzt noch einen Schaden fürs Leben davontrug, als wir auf einem Schulausflug ein Schlachthaus besuchten, verstehe ich durchaus, warum Vegetarier und Co. bei diesem Thema so leidenschaftlich werden können. Es kann einem schier das Herz zerreißen, wenn man sich einmal genau ansieht, was hinter den Kulissen dieser ganzen Fleischindustrie abläuft.
    Mir war es jedoch lieber, mein Ding in aller Stille durchzuziehen und das Recht meiner Mitmenschen zu respektieren, sich eine Lebensform auszusuchen, die für sie sinnvoll ist. Nur wenn man mich darauf ansprach, wenn mein Gegenüber also wirklich Interesse bekundete, redete ich über meine Entscheidung. Nichtsdestoweniger ist es interessant, wie mich zum Teil wildfremde Menschen von der Fleischverzehrerfraktion ohne jede Provokation angingen, einfach nur, weil ich mich dafür entschieden hatte, keine Tiere zu essen. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich über mein Vegetariertum lieber schwieg– ich wollte einfach nur meine Ruhe.
    Als Agnes also anfing, mir Fragen zu stellen, warum ich Vegetarierin sei, zögerte ich. Ihre eigene Existenz hing von den Einkünften aus der Rinderzucht ab. Meine irgendwie ja auch, obwohl ich mir das wohl nicht so bewusst gemacht hatte. Ich hatte diesen Job einfach angenommen, weil ich Geld brauchte und gerne ein bisschen Freude in das Leben einer alten Dame bringen wollte.
    Doch sie fragte beharrlich weiter. Also erzählte ich ihr, wie ich mich als Kind gefühlt hatte, wenn ich bei der Schlachtung von Schafen und Rindern zusah, wie mir das unter die Haut gegangen war, wie sehr ich Tiere liebte und wie ich bemerkt hatte, dass Kühe anders muhen, wenn sie wissen, dass sie gleich sterben müssen. Dieses angsterfüllte, panische Brüllen klingt mir heute noch in den Ohren.
    Und das reichte. Agnes erklärte sich auf der Stelle zur Vegetarierin. » Puh « , dachte ich. » Wie soll ich das ihrer Familie beibringen? « Ihr Sohn wollte natürlich, dass sie weiter Fleisch aß, und nach langem Hin und Her willigte sie ein, zumindest einmal die Woche rotes Fleisch zu essen, einmal Fisch und einmal Geflügel. Wenn ich einen freien Tag hatte, aß sie bei ihrer Familie, dann bekam sie auch Fleisch.
    Im Laufe der Zeit haben sich meine Ansichten zum Fleischverzehr nur gefestigt. Heute würde ich nicht im Traum daran denken, eine Arbeit anzunehmen, bei der ich Fleischgerichte kochen muss. Damals habe ich es noch gemacht, doch dieser Teil meines Jobs ging mir ganz schön gegen den Strich. Ich konnte nie Fleisch zubereiten, ohne traurig daran zu denken, dass das mal ein schönes Lebewesen gewesen war, das Gefühle und ein Recht auf Leben gehabt hatte. Also gefiel mir das neue Arrangement mit Agnes, obwohl meiner Meinung nach auch Fische und Geflügel Tiere waren.
    Wie sich jedoch herausstellte, hatte Agnes nur eingewilligt, um ihre Ruhe zu haben. Sie hatte nämlich gar nicht vor, unter der Woche Fleisch zu essen. Also kochte ich uns die restlichen Winter- und Frühjahrsmonate köstliche vegetarische Leckereien wie deftige Nussstollen, göttliche Suppen, bunte Gemüsepfannen und Gourmetpizzas. Ich glaube, ansonsten hätte Agnes sich auch jederzeit gern von gekochten Eiern und Baked Beans ernährt. Immerhin war sie Engländerin, und die Engländer lieben ihre Bohnen.
    Der Schnee schmolz, und die Märzenbecher begannen zu blühen. Die Tage wurden länger, der Himmel war wieder blau. Als der Bauernhof aus seinem Winterschlaf erwachte, liefen die neugeborenen Kälbchen auf ihren wackligen dünnen Beinen herum. Die Vögel waren wieder da und begrüßten uns jeden Tag mit ihren Liedern. Princess haarte noch mehr als sonst. Agnes und ich packten unsere Wintermäntel und Mützen weg, genossen die Frühlingssonne und führten unser gewohntes Leben noch ein paar Monate so weiter. Wir gehörten zwei grundverschiedenen Generationen an, gingen aber Tag für Tag untergehakt spazieren, erzählten uns Geschichten und hatten viel zu lachen.
    Doch für mich wurde es Zeit für die Abreise. Wir hatten beide von Anfang an gewusst, dass ich wieder weiterziehen würde. Außerdem fehlte mir Dean. Unsere Wochenenden reichten mir nicht, und wir wollten unbedingt zusammen reisen. Also wurde meine Stelle neu ausgeschrieben, und
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