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49 - Der Zorn von Antares

49 - Der Zorn von Antares

Titel: 49 - Der Zorn von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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in der Luft zu schweben. Zwei helle blaue Augen wurden weit aufgerissen, und ein rosaroter kleiner Mund verzog sich zu einem ängstlichen Schrei, der jeden Augenblick ertönen würde.
    Ich zwang mich zur Ruhe. Zwar konnte ich nicht lächeln, aber ich hoffte, daß ich, wenn ich sprach, mich wie ein normaler Mensch anhören würde.
    »Bitte nicht schreien. Es geht mir gut.« Das war natürlich eine glatte Lüge. »Wer hat mich unter den Felsen hervorgezogen? Ich muß sie sehen, sofort, auf der Stelle.«
    »Natürlich, Majister.« Gestärkter Kleiderstoff raschelte, und sie war verschwunden. Ich ließ den Kopf aufs Bett sinken.
    Meine Schreie mußten alle im Laufschritt herbeigeholt und vor der Tür versammelt haben. Aber das machte keinen Unterschied; mir kam es wie eine endlose Zeit vor. Der Schlag meines Herzens hörte sich an wie das Rattern eines Wagens, der von einem Calsany über Kopfsteinpflaster gezogen wurde. Meine Finger ballten sich zu Fäusten. Ich brüllte »Schnell!« und hörte im gleichen Augenblick die sich öffnende Tür. Sie stellten sich im Halbkreis um das Fußende des Bettes auf und sahen mich an.
    San W'Watchun richtete die beeindruckenden, an Glasmurmeln erinnernden Augen auf mich und schenkte mir diesen Blick, der an den eines enttäuschten Lehrers erinnerte, mit dem er ein zurückgebliebenes Kind angesehen hätte. Der Chulik Chekaran der Balass stieß das zur Hälfte gezogene Schwert in die Scheide zurück; Cadade Ronun ti Bjorfling schloß sich ihm an. Die anderen Mitglieder der persönlichen Leibwache des Illusionszauberers trugen unterschiedliche Mienen zur Schau, größtenteils war es Erleichterung, daß man nicht gerade im Begriff stand, mich im Bett umzubringen.
    Das ernste Antlitz der Dame H'Havalini, die zu den Venahim gehörte, zeigte lediglich den Ausdruck tiefen inneren Friedens. Offensichtlich hatte man auf ihre erstaunlichen Fähigkeiten in dem mystischen Heilverfahren namens Schonbium zurückgegriffen, um mein seelisches Gleichgewicht wiederherzustellen.
    »Majister ...«, begann der Illusionszauberer.
    »Wer hat mich aus den Trümmern herausgezogen?« Ich brüllte die Frage mit derartiger Lautstärke, daß die Worte durch das Gemach hallten. Dann kam mir zu Bewußtsein, daß hier zumindest ein Funken Höflichkeit gefordert war, und ich fügte kurz angebunden hinzu: »Vielen Dank. Was hat die betreffende Person in dem verfluchten Tunnel gefunden? Hat sie die ...?« Zu meinem Erstaunen mußte ich entdecken, daß ich das Wort nicht aussprechen konnte. Es hallte mit der Lautstärke der berühmten Glocken von Beng Kishi durch meinen alten Voskschädel, aber ich brachte es nicht über mich, es laut auszusprechen.
    »Der Tunnel ist völlig geräumt worden«, meldete sich Chekaran sofort zu Wort. »Nichts – niemand – wurde entdeckt.«
    Ich schloß die Augen. Mir war schwindlig. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er sich gleich von den Schultern lösen und davonfliegen.
    »Nichts? Niemand?«
    »Der Tunnel wurde freigeräumt, nachdem man dich herausgeholt hat. Und zwar jede Handbreit. Nichts, Majister.«
    Ich schloß die Augen. Delia war dagewesen. W'Watchun hatte keine Illusion geschickt, um mich vor dem Einsturz zu warnen. Also schickten die Herren der Sterne Delia. War es möglich, daß der riesige blaue Skorpion sie rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte? Durfte ich das hoffen? Das war die quälende Frage, deren Antwort offenblieb. Hatten die Herren der Sterne eine zerschmetterte Leiche zu sich geholt?
    Als ich mir die Männer ansah, die W'Watchuns Leibwache bildeten, wurde mir bewußt, daß ich sie noch nicht lange kannte. Doch in dieser Zeit hatten wir Seite an Seite gekämpft, uns etwas kennengelernt und einen Kameraden verloren. Keiner von ihnen war ein Pachak, also fehlte ihnen auch der strenge Nikobi-Ehrenkodex, der für die Angehörigen dieser Diff-Rasse so typisch war. Sie hatten ihr Wort gegeben, den Befehlen des Kapitäns der Wache und seinen Stellvertretern zu gehorchen; diese Dienstgrade waren regionalen Unterschieden unterworfen. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, ihnen vertrauen zu können.
    Und trotzdem – ich mußte mich mit eigenen Augen überzeugen.
    Als ich die Beine aus dem Bett schwingen wollte, mußte ich feststellen, daß sie mir nicht sofort gehorchen wollten. Ich schlug ärgerlich die Decke beiseite. Jedes Bein steckte vom Knöchel bis zur Hüfte in einem gelben Verband. Der größte Teil meines Körpers war ähnlich verhüllt. Der Kopfverband
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