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49 - Der Zorn von Antares

49 - Der Zorn von Antares

Titel: 49 - Der Zorn von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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entsprach nicht der Wirklichkeit. Ich warf in der Dunkelheit einen kurzen Blick in die Höhe und sah, wie die Decke des Tunnels zerbrach.
    Felsgestein regnete auf mich herab, und der schwarze Mantel des Notor Zan hüllte mich ein in einer Umarmung des Vergessens.
    Als ich das erste Mal wieder zur Besinnung kam, stieß ich einen derart lauten Schmerzensschrei aus, daß ich fürchtete, er werde die Decke erneut zum Einsturz bringen.
    Ich fühlte den kleinen Stich einer Nadel, dann noch einen, und die schlimmsten Schmerzen verschwanden. Etwas Gelbes schien meine Augen zu bedecken, und ich begriff, daß mein Kopf in einen sauberen gelben Verband gehüllt war. Die nächste Nadel drang ein, und ich verlor wieder das Bewußtsein.
    Als ich das nächste Mal erwachte, war der Schmerz zu einem dumpfen Pochen geworden, das meinen ganzen Körper durchdrang. Hinter mir murmelten Stimmen, und ich versuchte, den Kopf zu drehen. Sofort hielt mich eine Hand davon ab. Die Zimmerdecke war vollständig mit vielfältigen Gemälden bedeckt. Die Farben und Umrisse waren schön anzusehen. Die kregische Philosophie, den Verstand eines bettlägerigen und daher hilflosen Patienten zu beschäftigen, ist eine ausgezeichnete Therapie. Ich hätte die Bilder den ganzen Tag ansehen können – glücklich und zufrieden ...
    Ein anderes, ganz und gar furchtbares Bild blitzte mit der Unerbittlichkeit einer türzerschmetternden Axtklinge vor meinem inneren Auge auf.
    Delia! Delia von Delphond, Delia aus den Blauen Bergen, zu einer blutigen Masse zerschlagen unter Tonnen von Felsen begraben ... Das Bild setzte mir so zu, daß ich von seelischer Pein gequält aufschrie.
    Die Akupunkturnadel brachte freudige Leere.
    Beim dritten Erwachen wurde mir bewußt, daß ich, da ich Dray Prescot war, diesen Alptraum überwinden mußte. Delia war tot. Also mußte ich mich mit dieser entsetzlichen Tatsache abfinden. Es wäre Delias Wunsch gewesen, daß ich mein Leben fortführte – nein, sie hätte es verlangt! Waren da nicht unsere Kinder, die meiner Liebe bedurften? Und unsere Kameraden? Die glücklichen Erinnerungen an die Zeit, die wir miteinander verbracht hatten? Na also, Fambly, würde sie sagen. Laß dich nicht unterkriegen, mach weiter mit deinem Leben!
    Ein Löffel berührte meine Lippen, und warme Flüssigkeit ergoß sich über meine Zunge. Ich hielt die Augen geschlossen und schluckte brav die stärkende Nahrung.
    Dann versetzte man mich wieder in Schlaf. Ich weiß nicht mehr, was ich träumte. Ich erinnere mich an gar nichts mehr – und vielleicht ist das auch besser so. Die Träume müssen quälend gewesen sein.
    Als ich das nächste Mal erwachte, schlug ich die Augen auf, um mich in dem Gemach umzusehen, allerdings nicht weil mich meine Umgebung fesselte oder ich wissen wollte, was um mich herum vorging, sondern einfach weil man es von mir erwartete. Von der erstaunlichen und Ruhe einflößenden Decke abgesehen war der Raum völlig unscheinbar. Beige Wände, gelbe Vorhänge, ein niedriger Tisch mit einer Blumenschale und das Bett – das war alles, was ich sehen konnte. Die Tür mußte sich außerhalb meines Blickfeldes befinden, und ich konnte mich einfach nicht dazu aufraffen, den Kopf danach umzudrehen.
    Daß sich ein erfahrener alter Abenteurer nicht dafür interessierte, wo sich in einem Raum die Tür befand, das hatte es bei den Kriegern, in deren Kreisen ich verkehrte, noch nie gegeben! Dieser eindeutige Fehler zeigt deutlich, in welch tiefe Apathie ich versunken war.
    Sicherlich, da ich wußte, daß Delia mir in ihrem nachdrücklichsten Tonfall befohlen hätte, mein Leben fortzuführen, würde ich ihr natürlich gehorchen. Aber es würde mir keine Freude bereiten.
    Als ich dort lag, in tiefste Verzweiflung versunken, kam mir plötzlich ein Gedanke. Die Stimmen, die ich mir im Tunnel eingebildet hatte, mußten echt gewesen sein, genau wie das Licht. Jemand mußte mich unter den Felsen hervorgeholt haben. Ich Narr! Das erforderte sofortige Handlung! Da gab es etwas, an das ich sofort hätte denken müssen, das mir förmlich ins Gesicht starrte, das ich auf der Stelle in Erfahrung bringen mußte, trotz der Schmerzen, die mir fast die Luft raubten. Ich mußte eine Frage stellen – sofort!
    Ich brüllte los.
    Ich schrie, ich rief, ich veranstaltete einen derartigen Aufruhr, daß man es noch in den Klippen unterhalb des Pliza-Wasserfalls gehört haben mußte.
    Neben dem Bett erschien ein verängstigtes rundliches Gesicht, das den Eindruck erweckte,
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