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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Autoren: Karl May
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nehmen.“
    Nach einem nur kurzen Verweilen stieg man wieder auf und ritt nun wirklich in die Prärie hinein, in welche man sich bisher nur zum Schein vertieft hatte. So oft und so scharf die Truppe auch den hinter ihr liegenden Horizont musterte, es zeigte sich doch keine Spur von Verfolgung mehr. So vergingen einige Stunden, und nun erlaubte man den Pferden, einen langsameren Schritt zu gehen, was auch die Unterhaltung erleichterte.
    ‚Bärenherz‘ ritt, wie bereits vorher, so auch jetzt wieder, an der Seite der schönen Mixtekas-Indianerin, während sich der Deutsche zu der Mexikanerin hielt.
    „Wir sind nun fast einen Tag beisammen, ohne uns nur im geringsten kennengelernt zu haben“, sagte dieser letztere zu seiner Dame. „Legen Sie das nicht auf Rechnung meiner Unhöflichkeit, sondern auf Rechnung der außerordentlichen Umstände.“
    „Oh, ich meine doch, daß wir uns gerade im Gegenteil recht gut kennen“, meinte sie lächelnd.
    „Inwiefern?“
    „Ich weiß von Ihnen, daß Sie für andere Ihr Leben wagen, daß Sie ein kühner und umsichtiger Jäger sind, und Sie wissen von mir, daß – daß – daß ich auch schießen kann.“
    „Das ist allerdings etwas, aber nicht viel. Lassen Sie mich wenigstens meinerseits das Notwendigste nachholen.“
    „Ich werde Ihnen sehr dankbar sein, Señor.“
    „Mein Name ist Anton Helmers; ich bin der jüngere von zwei Brüdern. Wir wollten studieren, da aber die Mittel nicht ausreichten und der Vater starb, so ging mein Bruder zur See und ich nach Amerika, wo ich nach vielen Irrfahrten mich schließlich in der Prärie als Waldläufer etablierte.“
    „Also Anton heißen Sie? Darf ich Sie Señor Antonio nennen?“
    „Wenn es Ihnen so beliebt, ja.“
    „Aber wie kommen Sie so weit herab nach dem Rio Grande?“
    „Hm, das ist eine Sache, von der ich eigentlich nicht sprechen sollte.“
    „Also ein Geheimnis?“
    „Vielleicht ein Geheimnis, vielleicht auch nur eine recht große Kinderei.“
    „Sie machen mich neugierig!“
    „Nun, so will ich Sie nicht auf die Folter spannen“, sagte er lachend. „Es handelt sich nämlich nichts mehr und nichts weniger als um die Hebung eines unendlich reichen Schatzes.“
    „Was für eines Schatzes?“
    „Eines wirklichen, aus kostbaren Steinen und edlen Metallen bestehenden Schatzes.“
    „Und wo soll derselbe liegen?“
    „Das weiß ich noch nicht.“
    „Ah, das ist unangenehm! Aber wo haben Sie denn von dem Vorhandensein dieses Schatzes gehört?“
    „Hoch droben im Norden. Ich hatte das Glück, einem alten, kranken Indianer einige nicht ganz wertlose Dienste zu leisten, und als er starb, vertraute er mir zum Dank dafür das Geheimnis von dem Schatz an.“
    „Aber er sagte Ihnen die Hauptsache nicht, nämlich wo er liegt?“
    „Er sagte mir, daß ich ihn in Mexiko zu suchen habe, und gab mir eine Karte mit, bei welcher sich ein Situationsplan befindet.“
    „Und welche Gegend betrifft diese Karte?“
    „Ich weiß es nicht. Die Karte enthält zwar Höhenzüge, Talbildungen und Wasserläufe, aber keinen einzigen Namen.“
    „Das ist allerdings höchst sonderbar. Weiß auch Shoshin-liett, der Häuptling der Apachen, davon?“
    „Nein.“
    „Und doch scheint er Ihr Freund zu sein?“
    „Er ist es allerdings im vollsten Sinn des Wortes.“
    „Und mir, mir teilen Sie das Geheimnis mit, obgleich wir uns erst heute gesehen haben?“
    Er blickte ihr mit seinen ehrlichen Augen voll in das Gesicht und antwortete:
    „Es gibt Menschen, denen man es ansieht, daß man kein Geheimnis vor ihnen zu haben braucht.“
    „Und zu diesen Personen rechnen Sie mich?“
    „Ja.“
    Sie errötete, reichte ihm die Hand und sagte:
    „Sie täuschen sich nicht. Ich werde Ihnen dies beweisen, indem ich ebenso aufrichtig gegen Sie bin und Ihnen eine auf Ihr Geheimnis bezügliche Mitteilung mache. Soll ich, Señor?“
    „Ich bitte Sie sogar darum“, antwortete er mit überraschter Miene.
    „Ich kenne nämlich einen, der auch nach diesem Schatz trachtet.“
    „Ah! Wer ist es?“
    „Unser junger Principio, der Graf Alfonzo de Rodriganda de Sevilla.“
    „Er weiß von dem Schatz?“
    „Oh, wir alle wissen, daß die früheren Beherrscher des Landes ihre Schätze verbargen, als die Spanier Mexiko eroberten. Außerdem gibt es Orte, an denen das gediegene Gold und Silber in Massen zu finden ist. Man nennt solche Orte eine Bonanza. Die Indianer kennen diese Orte, sterben aber lieber, als daß sie einem Weißen ihr Geheimnis
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