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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Autoren: Karl May
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Pferd wieder herum und ritt im Galopp vorwärts. Die anderen mußten folgen. Emma drängte ihr Pferd zu Helmers heran und fragte:
    „Was hat der Apache?“
    „Er ärgert sich.“
    „Worüber?“
    „Über die Dummheit des Majordomus.“
    „Dummheit? Señor Helmers, unser Majordomus ist ein sehr erfahrener Mann!“
    „In zahmen Angelegenheiten vielleicht.“
    „O nein. Er ist ein tüchtiger Reiter und Schütze, ein Pfadfinder, der seinesgleichen sucht; man kann sich in jeder Beziehung auf ihn verlassen.“
    „Ein Pfadfinder? Hm!“ Jetzt blickte der Deutsche verächtlich drein. „Ja, ein Pfadfinder in den Straßen einer Stadt oder auf den Gassen eines Dorfes. Zu einem Rastreador, zu einem wirklichen Pfadfinder, gehört mehr. Sie sagen, daß man sich in jeder Beziehung auf ihn verlassen könne, und doch wären Sie verloren, wenn Sie jetzt nur allein auf seine Erfahrung und seinen Scharfsinn angewiesen wären.“
    „Ah! Wieso?“
    „Weil diese Pferde keine wilden Mustangs sind.“
    „Was sonst?“
    „Es sind die Comanchen, die uns verfolgen!“
    „Die Comanchen? Man sieht doch nur die Pferde?“
    „Ja, aber die Roten sind dennoch dabei. Sie haben einen Riemen um Hals und Leib der Pferde gezogen, und in diesen Riemen hängen sie mit dem linken Arm und dem rechten Bein. Sehen Sie nicht, daß uns nur die rechten Flanken der Pferde zugekehrt waren, trotzdem sie gerade hinter uns herreiten? Sie lassen ihre Tiere in schiefer Körperstellung galoppieren. Eine solche Haltung ist das sicherste Zeichen, daß ein Indianer sich hinter dem Pferd verbirgt.“
    „Heilige Madonna. So werden sie uns abermals angreifen?“
    „Entweder sie uns oder wir sie. Ich ziehe das letztere vor. Der Apache ist ganz meiner Meinung. Sehen Sie, wie er nach beiden Seiten späht!“
    „Was sucht er?“
    „Ein Versteck für uns, von welchem aus wir die Comanchen fassen können. Überlassen wir ihm alles. Er ist die tüchtigste und wackerste Rothaut, die ich kenne, und auf ihn allein verlasse ich mich lieber als auf Tausende von Ihren Majordomus, so erfahren sie auch sind!“
    „Gut! Verlassen wir uns auf ihn und auf noch einen!“
    „Auf wen?“
    „Auf Sie!“
    „Ah, wollen Sie das wirklich?“ fragte er mit einem freudigen Aufleuchten seiner Augen.
    „Von ganzem Herzen!“ antwortete sie. „Sie loben nur den Apachen, aber Sie vergessen zu sagen, daß man Ihnen ebenso vertrauen kann als ihm.“
    „Glauben Sie das wirklich?“
    „Ja. Ich habe Sie beobachtet. Sie sind kein gewöhnlicher Jäger, und ich glaube sicher, daß auch Sie einen Ehrennamen tragen, den Ihnen die Trapper und Indianer gegeben haben.“
    Er nickte.
    „Sie erraten es.“
    „Und welcher ist Ihr Jägername?“
    „O bitte, nennen Sie mich immer Antonio oder Helmers.“
    „Sie wollen ihn mir nicht sagen?“
    „Jetzt nicht. Wenn man ihn einmal zufällig nennen wird, werde ich mich zu erkennen geben.“
    „Ah, Sie sind eitel. Sie wollen inkognito sein wie ein Fürst.“
    „Ja“, lachte er. „Ein guter Jäger muß ein klein wenig eitel sein, und Fürsten sind wir alle, nämlich Fürsten der Wildnis, des Waldes und der Prärie.“
    „Fürsten! Ja, da fällt mir einer jener berühmten Namen ein.“
    „Welcher?“
    „Matava-fe.“
    „Ja, der ist einer der berühmtesten. Haben Sie von ihm gehört?“
    „Viel. Er soll da oben in den Felsengebirgen gewesen sein.“
    „Allerdings; darum nennen ihn die Indianer Matava-fe, die englischen Trapper Rocky prince, und die französischen Coureurs sagen Prince du roc. Alle diese drei Namen bedeuten ein und dasselbe, nämlich ‚Fürst des Felsens‘.“
    „Er ist ein Weißer?“
    „Ja.“
    „Haben Sie ihn gesehen?“
    „Nein, aber ich habe gehört, daß er ein Landsmann von mir ist.“
    „Ein Deutscher?“
    „Ein Deutscher“, nickte Helmers. „Er soll Karl Sternau heißen und eigentlich Arzt sein. Er hat Amerika bereist und ist mehrere Monate mit unserem braven ‚Bärenherz‘ hier durch die gefährlichsten Regionen des Felsengebirges gestrichen. Jetzt befindet er sich längst wieder drüben auf dem Kontinent.“
    Während dieses Gesprächs hatte man im Galopp den Weg fortgesetzt. Die offene Prärie lag hinter ihnen, und sie ritten nun durch ein Hügel- und Felsengewirr, welches ganz geeignet war, ein Versteck zu bieten. Dies hatte der Apache gewollt, denn plötzlich bog er rechts ein und schlug einen schnellen, aber weiten Bogen, so daß sie nach bereits zehn Minuten eine Stelle erreichten; an welcher sie
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