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43 - Der Triumph von Scorpio

43 - Der Triumph von Scorpio

Titel: 43 - Der Triumph von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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bemerkte es. Er erkannte seinen Fehler und sprang mit erhobenem Rapier zurück. Bis jetzt hatte der Dolch in seiner Linken in dem Kampf keine Rolle gespielt. Ich glaubte zu wissen, warum dies so war: Gochert hielt sich für einen ehrenhaften Schwertkämpfer; da ich nur ein Schwert hatte, setzte auch er keine zweite Waffe ein.
    »Ich habe nichts gegen dich persönlich. Dies ist eine Sache der Ehre zwischen einem Adligen und einem Gemeinen.«
    Er sprang. Ich wich aus. Diesmal setzte er beide Waffen ein, Rapier und Main-Gauche, die man Jiktar und Hikdar nennt.
    In meinem Gürtel steckte nur die Brechstange, die mir pausenlos gegen den Oberschenkel klatschte; das kleine Krummschwert war zusammen mit dem Netz irgendwo an der Seite gelandet.
    »Du benutzt zwei Waffen«, sagte ich.
    »Die Lektion muß erteilt werden.«
    Ich zog die Brechstange mit der Linken aus dem Gürtel und schwang sie. Dabei fragte ich mich, was die Bravo-Kämpfer aus Zenicce oder die Schwertkämpfer des heiligen Viertels von Ruathytu wohl sagen würden, hätten sie mich jetzt gesehen. Hätten sie gelacht? Ha, sie hätten sich vor Lachen einen Bruch geholt, bei Krun!
    Also trat ich mit Rapier und Brechstange gegen Vad Gochert an, der ein Rapier und den linkshändigen Dolch einsetzte. Mittlerweile hatte ich seine Fähigkeiten erkannt. Er war sehr gut, das verstand sich von selbst. Er hätte sich in einem Bravo-Kampf in Zenicce gut gehalten, was ein hohes Lob darstellt. Jedesmal, wenn ich mich auf einen Kampf einlasse, rechne ich damit, auf einen mir überlegenen Gegner zu stoßen. Diese Erfahrung hatte ich bereits bei Mefto dem Kazzur gemacht. Gochert war zwar gut, aber nicht gut genug. Darum mußte ich mir nun überlegen, was ich mit ihm und seinen Leuten machen sollte.
    Wie Sie sehen, kämpfte ich völlig objektiv und mit äußerster Beherrschung. Er mußte im Laufe der Zeit unweigerlich begreifen, daß er absolut unterlegen war. Wie würde er dann reagieren?
    Als mir dies klar geworden war, kam ich zu dem Schluß, daß ich die Karten auf den Tisch legen mußte. Wir kämpften weiter, und ich wehrte seine Angriffe mit Finten ab, von denen er nicht einmal im Traum etwas geahnt hätte. Dies verschaffte mir genug Zeit, um mit ihm zu plaudern.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß du dem alten armen Noran glaubst. Hast du ihm wirklich abgenommen, daß er die Schrepims zurückgeschlagen hat?«
    Ihm verging das gekünstelte Kampflächeln. Sein frettchenschlankes Gesicht wurde noch länger. »Du wagst es, so von dem ehrenhaften Lord Noran zu sprechen?« Er vollführte einen weit ausholenden Angriff, den ich abwehren mußte. Dabei ließ ich die Rapierspitze an seiner Seite vorbeischnellen und zog sie zurück, ohne ihn zu verletzen. »Hör einfach zu, was ich dir zu sagen habe, Gochert«, sagte ich. »Nein«, fügte ich hinzu, als er zum nächsten Angriff ansetzte. »Nein, nein. Hör einfach zu, du dummer Onker!«
    Seine eiskalte Art und seine geringschätzende Überlegenheit schwanden dahin. »Ich werde dich nicht töten, Gochert, da ich der Überzeugung bin, daß jeder, der Spikatur die Treue hält, einen guten Kern hat. Du tätest gut daran, deinen Leuten zu befehlen, mich nicht zu erschießen. Es warten viele Neuigkeiten auf dich.«
    Seine Diener und Wachen hatten schon vor einiger Zeit mit den Anfeuerungsrufen aufgehört. Ich vermutete, daß sie sich leise unterhielten und genau beobachteten, was mit ihrem Lord und Gebieter passierte.
    Gocherts Schwertspitze versuchte weiterhin ununterbrochen, meine Verteidigung zu durchdringen. Die Brechstange erwies sich als vorzügliche Main-Gauche. Plötzlich zog er sich zurück. »Es ist mir schwergefallen, Noran zu glauben. Aber ich sehe, du bist ein großartiger Schwertkämpfer. Na schön. Ich weiß, daß ich deine Verteidigung nicht durchbrechen kann. Doch ich kann deine Beleidigungen nicht einfach hinnehmen.«
    »Hör mal, Gochert. Was hättest du getan, wenn du allein und halbverhungert durch dieses verdammte Labyrinth gestolpert wärst, dich völlig verirrt und dann ein Proviantpaket in der Hand eines armen toten Sklaven gefunden hättest? Ausgerechnet dann werfen ein paar dämliche Idioten ein Netz über dich, treten nach dir und pieken dich mit einem Speer! Hätte dir das etwa gefallen, hm? Sag mir das!«
    »Aber gern. Ja, ich kann deinen Standpunkt verstehen.« Die eisige Stimme hatte zu ihrer normalen stahlharten Form zurückgefunden. »Ich wäre verärgert ...«
    »Verärgert?«
    »Du warst so wütend, daß du
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