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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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zielte auf Delia.

21
     
     
    Rotbrausender Wahnsinn hüllte mich ein. Mir war, als würde ich gewürgt. Obwohl ich ganz nackt war, hatte ich doch das Gefühl, als bedecke ein Eisenhelm meinen Kopf, der mir die Schläfen eindrückte und die Kehle verschloß. Ich nahm nur noch Delia wahr. Sie stand im Mittelpunkt meiner Sicht, und um sie herum existierte nichts. Halb geduckt, die Hände ausgestreckt, wirkte sie geschmeidig, lebendig und so schnell und tödlich wie eine Raubkatze – und in ihrem Gesicht breitete sich der Ausdruck absoluten Hasses aus.
    Ich mußte meine Aufmerksamkeit von Delia fortreißen. Ich mußte mich beherrschen, mußte nachdenken. Es war unbedingt erforderlich ... Denn plötzlich stürmte ich über den Sand auf den Thron zu, während hinter mir die wie eine zerbrochenen Puppe aussehende Leiche eines Zeremonienmeisters lag. Falls man Pfeile auf mich abschoß, hatten sie mich alle verfehlt.
    Die beiden Wachen mit den doppelseitig geschliffenen Schwertern stürzten sich auf mich, dann hielt ich eins ihrer Schwerter in der Hand, und sie sanken mit herausquellenden Gedärmen zurück. Ich trat sie beiseite und sprang die restlichen Stufen zum Thron hinauf. Der König in den goldenen Gewändern stand noch immer mit ausgebreiteten Armen da.
    In meinem Kopf flammte das Wissen auf, daß ich ihn nicht töten durfte.
    Ich sprang hinter ihn, griff mir seinen ausgestreckten Arm und preßte die Schwertschneide dicht an seinen Hals. Ich machte eine Bewegung. Ich schnitt ihn. O ja, ich schnitt den Bastard!
    »Heb sofort den Haßzauber auf, oder ich schneide dir die Kehle durch.«
    Ich sprach ganz ruhig, ohne jedes Keuchen, und meine Worte schossen wie Stahlpfeile hervor.
    Wie erwartet, gab er Unsinn von sich. »Du bist längst tot – laß mich los!«
    Ich schnitt ihn ein zweites Mal. Es erfüllte mich mit einem bösartigen und sadistischen Vergnügen, möge Zair mir vergeben. Ich wagte nicht, in Richtung des Sandes zu blicken. Ich wagte es nicht ...
    Er schrie auf, und ich drehte ihm den Arm auf den Rücken. Sollten seine Knochen brechen, hatte er Pech gehabt.
    Ein Pfeil bohrte sich in die Thronlehne. Da schrie er mit erhobener Stimme: »Halt! Hört auf zu schießen, ihr Shints!«
    Es kamen keine Pfeile mehr.
    Ich verstärkte den Druck auf seinen Arm, und er brach. Der König schrie etwas Unverständliches und versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien. Er schaffte es nicht, doch die Bewegung nahm seinen Kopf aus meiner Sicht. Und so wurde ich gezwungen, auf den Sand zu blicken.
    Zeremonienmeister liefen umher, und eine Gruppe näherte sich den Thronstufen. Also mußte es schnell gehen.
    »Bleibt stehen! Oder euch rollt sein Kopf entgegen!« schrie ich ihnen zu.
    Aus Besorgnis um ihn – vielleicht fürchteten sie ihn auch, doch wen interessierte das schon – blieben sie stehen.
    Also konnte ich die beiden Frauen sehen.
    Mevancy lag bäuchlings im Sand. Ihr rechter Arm war auf dem Rücken verdreht, und auf eine fast mystische Weise wurde ihr Kopf zurückgerissen. Delia kniete halb auf ihr und hielt sie in einem Griff, den ich als Variation einer Krozairtechnik erkannte, die noch mit einer kleinen Zugabe der Schwestern der Rose hinterhältig verfeinert wurde. Delias Arm war blutig.
    Noch während ich mit pochenden Schläfen und dem Erstickungsgefühl, das mir fast jede Luft raubte, zusah, ließ Delia plötzlich los. Sie sprang auf die Füße. Mevancy rollte sich benommen herum. Delia zog sie hoch, und die Frauen fielen einander in die Arme. Sie umklammerten sich lachend, weinten und küßten sich. Ich spürte – ich weiß nicht mehr, was ich empfand.
    Einer der seitlich stehenden schwarzgekleideten Zeremonienmeister flog plötzlich durch die Luft. Er landete klatschend auf dem Rücken. Aus der Menge der Gefangenen brach plötzlich eine riesige Gestalt hervor und schwenkte ein doppelseitig geschliffenes Schwert. Sie stürzte sich wie der Teufel auf den nächsten Gegner.
    Als die stämmige, kräftige Gestalt angriff, spürte ich, wie das taube Gefühl in meinem Kopf verschwand. Der große Bursche schrie etwas, während er angriff.
    »Hack-und-Stich! Ich kriege euch, ihr Cramphs! Hack-und-Stich!«
    Ihm folgte eine wilde Bande, die sich auf die schwarzgekleideten Männer warf. Sie waren alle nackt. Doch ich erkannte die meisten von ihnen. Die Erste Schwertwache des Herrschers war in Aktion getreten!
    Der Bursche in meinem Griff schrie noch immer wegen seines gebrochenem Arms, und von seiner Kehle tropfte
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