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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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stand, »daß wir nicht wissen, was sich in der Grube befindet. Ist es ein schrecklicher Tod? Oder ein Fluchtweg? Es ist in der Tat endgültig genug, wenn man mit dem Schwert durchbohrt wird, bei Amintal dem Gnadenvollen!«
    Wir stimmten ihm zu, und die Gefangenen fingen untereinander an zu beratschlagen, was vorzuziehen war. Wie schon gesagt, wir standen in der linken Ecke in der Nähe des Throns. Scheinbar griff man die Gefangenen zufällig aus der Menge heraus, und die beiden nächsten Frauen wurden auf der anderen Seite herausgegriffen, neben der Plattform mit den Bogenschützen.
    Man durfte nicht vergessen, daß es sich hier um ein Geschehen handelte, das von Rechts wegen etwa fünfhundert Perioden in die Vergangenheit gehörte. Damals hatte die Stadt des Ewigen Zwielichts noch nicht zu den verlorenen Städten Chems gehört. Sie unterhielten Handelsverbindungen mit ganz Loh. Es war nicht schwer, Leute zu finden, darum war es auch kein Geheimnis, wo alle diese Menschen herkamen.
    Der vornehm aussehende Mann bestätigte dies, indem er hinzufügte, daß er sich nun wünschte, bei Amintal dem Gnadenvollen, nie nach dem Schatz gesucht zu haben. Wie viele der Gefangenen schien er unnatürlich ruhig zu sein. Auch ich fühlte eine Taubheit im Kopf. Abschließend sagte er: »So wie mein Name Nath der Durstige ist, ich bin ein Strom, und diese Kreatur auf dem Thron ignoriert mich.«
    Die Frauen kämpften miteinander, Brust an Brust, und ich schaute weg.
    Wa-Te sagte: »Ich glaube, das Schwert bietet den einfacheren Tod, Drajak. Sollte man uns für den Kampf auswählen, werde ich dich mit Trauer und Freude töten.«
    »Auch ich halte den Schacht für einen schrecklichen Tod. Deshalb werde ich dich bestimmt besiegen, Wa-Te.«
    »Ha!« sagte er und wurde auf die für einen Pachak typische Weise munter. »Das werden wir sehen!«
    Als das Mädchen, das gewonnen hatte, ins Loch geworfen wurde, verstummten wieder alle. Ich konnte die Erwartung spüren, die in der Luft lag, das Knistern, das es bei Blitzschlägen während eines Regensturms gibt, das laute Pochen des Blutes in meinen Schläfen.
    Die Frau mit der Tafel machte eine Bewegung, und zwei weitere Männer wurden von den Zeremonienmeistern herausgetrieben, um zu kämpfen und zu sterben. Der Sieger stieß einen animalischen Angstschrei aus, als er kopfüber in der Grube verschwand. Diesmal war die Stille so bedrückend wie ein bleierner Helm.
    Ich spürte ein Kribbeln am ganzen Körper. Folly legte den Arm um meine Taille, und ich erwiderte die Berührung. Als ich ihre Haut berührte, spürte ich eine Vibration in den Fingerspitzen. Wir alle erwarteten den Ausbruch einer großen Katastrophe.
    Ein rotes Licht wuchs in der Grube. Als der rote Lichtschein aufglühte, blickten die Leute auf der Hufeisentribüne, die Bogenschützen und Menschen am Thron nach oben. Instinktiv schloß ich mich ihnen an. Ein Lichtstrahl, ein funkensprühender, knisternd-flammender Feuerstrahl, schoß aus der Grube empor. Er gab kein Geräusch von sich. Lautlos leckte die Flamme in die Höhe. Ihre Spitze stach gegen die merkwürdig geformten Felsen in dem Deckenspalt.
    Die Felsblöcke gerieten in Bewegung, prallten zusammen und fuhren wieder auseinander. Der düstere Widerhall der Trommel rollte klangvoll und ohrenbetäubend durch die Höhle.
    Die Flamme fuhr in die Höhe, traf die Felsen und rief den Schlag der Trommel hervor. Die Feuerspitze bog sich zurück, wurde breiter und stieg aus dem Schacht, um sich netzförmig auszubreiten. Das Feuer hatte sich verändert. In den zerbrechlichen Flammenfäden tanzten goldene Splitter, Kobolde aus reiner Energie, die funkensprühend blendeten. Das pulsierende Netz aus reinem Licht senkte sich auf die hufeisenförmige Tribüne, die Bogenschützen und den Thron.
    Die Menschen wurden zu überschäumendem Leben erweckt. Sie tanzten wild, warfen Arme und Beine in die Höhe, rissen den Mund weit auf und keuchten, als tränken sie gierig Wein aus einer emporschießenden Fontäne. Sie tranken die Flammen! Ihre Gesichter strahlten schweißüberströmt. Überall spielten sich unter den Menschen in den bunten Kleidern verrückte Szenen ab. Die Schwarzkutten, die von den Flammen tranken, hatten sich besser unter Kontrolle. Ich hatte sofort den Eindruck, daß sie sich abwechselten, daß die einen wachten, während die anderen tranken – was immer auch sie aus den Flammen in sich aufnahmen!
    Mit einem letzten gewaltigen Trommelschlag erstarb die Flamme.
    Keiner konnte
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