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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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anzumerken war. »O ja. Ich war eine wundervolle Folterdame. Ganz wunderbar! Die armen Teufel, die ich foltern ließ – Hunderte, Tausende. Ich ritt auf meiner Zorca in die Schlacht. Ich streckte meine Feinde nieder. O ja, bei Lingloh, ich war eine wahre, echte und mächtige Königin der Schmerzen!« Sie starrte Licria an. »Diese Prinzessin da, die Königin der Schmerzen werden will, ist nur ein schwacher Abklatsch dessen, was ich war. Sie ist Milch und Wasser, wo ich Feuer und Stahl war!«
    Licria zuckte unwillkürlich zusammen und warf ein Glas um. Der rote Wein sah auf dem Tischtuch wie ein Blutfleck aus.
    Natürlich standen überall Sklaven bereit, um uns bei Tisch jeden Wunsch zu erfüllen. Licria fauchte die kleine Och-Frau an, die vor dem Fleck zurückzuckte und ihren Lappen fest umklammerte.
    »So ist es richtig, Licria! Laß das Blut dort liegen!«
    Königin Satra hatte den Wein wie Wasser getrunken. Ich hatte nicht mitgezählt, doch sie hatte etliches von dem Jahrgang konsumiert.
    Sie fuhr fort. »Ich habe zehn Ehemänner gehabt. Stellt euch das mal vor. Zehn dieser aufgeblasen Narren. O nein. Es hat schon seinen Grund, daß Frauen die Welt beherrschen.«
    »Männer haben auch ihren Nutzen«, sagte Milsi.
    »Oh, aye, bei Lingloh! Alle meine Kinder sind tot. Alle. Ohne Ausnahme.« Ich blickte zufällig in Licrias Richtung, als die Königin dies sagte. Sie verzog kaum wahrnehmbar die Lippen. Mir taten Satras Kinder leid. »Wessen Kind bist du, Licria? Ich kann mir nie merken, welche Enkelin du bist. Auf jeden Fall bist du die letzte des Geschlechts.«
    Licria fand einen anderen Becher und antwortete nicht. Der Ausdruck reinen Hasses, der sich nur für einen halben Herzschlag auf ihrem Gesicht gezeigt hatte, kündete Böses für die Königin an. Satra erzählte weiter murmelnd von ihrem Leben, von großen Taten, berühmten Schlachten, eroberten Ländern. Dann sagte sie: »Das liegt alles in der Vergangenheit. Ich bin keine Königin der Schmerzen mehr. Ich habe meine bösen Taten bereut. Die Silbernen Fanfaren Lohs werden nicht mehr über den Toten fremder Länder erschallen, während unsere Heere den Sieg erringen. Nein, nie wieder, nie wieder.«
    Sie litt nicht an Chivrel, also deutete das weiße Haar an, daß sie zweihundert Perioden weit überschritten hatte. Sie würde sehr bald sterben. Falls Licrias Pläne Erfolg hatten, würde es noch eher passieren!
    Sollten die Herren der Sterne ernstlich daran denken, das Reich von Loh mit Königin Satra als Herrscherin wieder auferstehen zu lassen, hatten sie vielleicht übersehen, daß sie sich gewandelt hatte. Sie war keine Königin der Schmerzen mehr. Sie war nun eine sanfte, alte Dame, die bestrebt war, ihr Leben mit Hlo-Hli oder einem anderen Mitglied des nur ihr bekannten Pantheons in Einklang zu bringen, bevor sie in den Todesdschungel von Sichaz einfuhr. So blieb nur die reizende Prinzessin Licria übrig. Sie würde zur Königin der Schmerzen werden! Bei Krun, sie würde als Königin der Schmerzen alle ihrer Vorgängerinnen weit übertreffen!
    Was nützte Dray Prescot als Herrscher von Paz der Licria als Herrscherin von Loh?
    Satra seufzte und schlief beinahe ein. Sie wurde von ihren Sklaven zu Bett gebracht, doch sie war klug genug, noch den Befehl zu geben, daß man uns nicht belästigen sollte.
    Licria stürzte wortlos davon. Wir fünf schlenderten nach dem Bankett mit angenehm gefüllten Bäuchen und klaren Sinnen zu den Zelten, die man uns überlassen hatte. Die Jurukker der GJH bildeten einen beruhigenden Schutzschild um uns herum. Ich ging los, um zu überprüfen, ob die vier Hytaks sich eingerichtet hatten, und fand sie recht glücklich mit ihrer neuen Situation vor. »Wo ist Nath ti Zanda?«
    »Eine kleine Sybli wollte ihn sprechen. Hübsches Ding, bei Kyfar!«
    »Trug sie eine schwarze Perlenkette um den Hals?«
    »Aye, Lynxor, stimmt.«
    Was konnte Folly von dem Pachak wollen? Ich ging die Reihen entlang und suchte sie.
    Die Soldaten aus Loh waren klug, da gab es keinen Zweifel. Ich konnte mich noch gut an das Heer erinnern, dem wir in den Unwirtlichen Gebieten begegnet waren. Die ›Großen Bestien der Luft‹ – wie wir sie nannten – hatten dieses Heer vernichtet. Der Untergang des lohischen Reiches war eine komplizierte und schwer erklärbare geschichtliche Tatsache.
    Im Gegensatz zu ihnen taten meine Männer von den GJH einfach ihre Arbeit und waren klug genug, sich der besonderen Situation im Labyrinth anzupassen. Sollte irgendein
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