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39 - Meuchelmörder von Scorpio

39 - Meuchelmörder von Scorpio

Titel: 39 - Meuchelmörder von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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Llodi stand bewegungslos in einer Ecke. Leone trug ein einfaches weißes Kleidungsstück und saß auf einem schmucklosen Stuhl. An einer Seite stand ein geflochtenes Gestell, auf dem ein Gewand hing, das mit einem herrschaftlichen Edelsteinschatz übersät war. Das war alles nach Plan.
    Auf jeder Seite des mit Juwelen besetzten Gewandes stand eine aufmerksame Khibilwache, entschlossen, die Edelsteine zu beschützen. Rechts und links von Leone standen noch zwei, genauso aufmerksam, entschlossen, die Königin zu beschützen. Das hatte der Plan nicht vorgesehen.
    Bei dem Schwarzen Chunkrah! schimpfte ich lautlos. Wir konnten unseren Weg nicht aus einem irdenen Topf planen!
    Ergo – der Plan mußte geändert werden.
    »Drajak!« rief Leone atemlos aus. Ihre Wangen waren gerötet, ihr Busen wogte, ihre Augen strahlten – all die Beschreibungen aus Clishdrin, die auf ein armes Mädchen passen, das mit blinder Leidenschaft erfüllt ist. »Ich bin froh, dich zu sehen ...« Da erst fiel ihr ein, daß sie Publikum hatte. »Laßt mich allein!« befahl sie den Wachen mit dem Wedeln einer schlanken Hand.
    Aufgrund der Schärfe des Befehls sprang Llodi vorwärts und donnerte den Deckel des nächststehenden Farbkastens zu, im Begriff zu gehen. Die Wachen rührten sich nicht. Caspar blieb an der Staffelei stehen, seine hellen Augen schauten berechnend zu.
    Der Raum war eher klein. Gemessen an den Dimensionen des Palastes bedeutete das, daß er etwa vier oder fünfmal so groß war wie das Eßzimmer eines gewöhnlichen Sterblichen. Aus den Schatten am anderen Ende trat die säulenförmige Gestalt Shang-Li-Pos mit den harten Gesichtszügen. Das Rot seines Gewandes leuchtete im Raum. Die Amtskette blitzte an seinem Hals auf. Hier stand ein Mann, der sich absolut der Macht bewußt war, die er ausübte, und der vorhatte, diese Macht zu behalten und auszuweiten, ohne Rücksicht darauf, was er auf dem Weg unter seinem Fuß zermalmen würde. Die steinernen Lippen bewegten sich kaum.
    »Es wäre nicht klug, Königin, die Wachen fortzuschicken!«
    Sein Blick ruhte unerschütterlich auf mir. Er wußte genau, wer ich war! Damit meine ich nicht, daß er wußte, daß ich Dray Prescot war. Er sah in mir einen Gegner, den seine Feinde beauftragt hatten.
    Leones Gesicht rötete sich noch mehr. Ihr Kopf hob sich. »San Ranal«, sagte sie mit belegter Stimme, und ich mußte mich daran erinnern, daß Shang-Li-Po in Wirklichkeit San Ranal der Kaour war. »Dieser Mann ist ein Freund – und bald ist er vielleicht mehr als das!«
    »Das mag schon sein, Königin. Aber viele Wichte wollten hoch hinaus und haben ihr Ende bei den Stranks im Fluß gefunden.«
    Das konnte man nicht hübscher sagen, bei Krun!
    Sie drehte sich halb zu dem Dikaster um, verwirrt und unsicher, wie sie reagieren sollte. Sie wurde von ihrer gehorsamen Natur behindert. Ich nehme an, daß Kirsty Shang-Li-Po unter den gleichen Umständen gesagt hätte, wo er hingehen konnte.
    »Bitte vergib mir, Leone. Ich wußte nicht, daß du so beschäftigt bist. Erlaube mir, mich zurückzuziehen – für jetzt.«
    Sie biß sich auf die Lippe. »Und du wirst zurückkehren? Wie du versprochen hast?«
    »O ja, Leone, ich werde wiederkommen.«
    Caspar raschelte mit seinem Papier. »Können wir weitermachen, Majestrix?« Er stellte meisterhaft den launischen Künstler dar, der nur in seine Arbeit vertieft ist.
    Shang-Li-Po sah mit zusammengekniffenen Augen zu, als ich mich von der Königin mit einer höflichen, wenn auch nachlässigen Verbeugung verabschiedete und dann ging. Ich stieß die Luft aus. Diese unglücklichen Zufälle hatten wir in unserer Planung nicht vorhergesehen. Ich fragte mich, was Mevancy wohl dazu sagen würde.
    Das Problem war, daß ich absolut kein Verlangen verspürte, die Khibilwachen zu töten. Sie waren bloß Soldaten, die ihren Sold verdienten. Natürlich, wenn große Staatsaffären auf dem Spiel stehen, bedeutet das Leben ein paar einfacher Soldaten herzlich wenig. Das ist widerwärtigerweise der Lauf zweier Welten.
    Ich ging den Korridor entlang, und als er leer war, schritt ich durch die Geheimtür. Kuong und Mevancy hatten den Gherimcal bereits auseinandergenommen.
    Als ich ihnen erzählt hatte, was geschehen war, sagte Kuong verzweifelt: »Dann war alles umsonst. Wir sind geschlagen!«
    »Nein!« fauchte Mevancy. »Bei Spurl! Wir müssen nur ...«
    »Ja«, sagte ich. »Und du wirst deine Depots nicht abschießen. Das würde uns eindeutig verraten. Kalter Stahl ist
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