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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II
Autoren: Karl May
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den wir am Horizont gesehen hatten, näherte sich im Trab, und hinter ihm tauchten auch noch andere auf.
    „Sprich doch nicht so lächerlich!“ antwortete ich. „Ich will gnädig mit dir sein, und dir zu deiner Beruhigung folgendes sagen: Die drei Kamele, welche du mit uns gefangengenommen hast, gehören dem Herrn der Heerscharen; du hast sie also nicht uns, sondern ihm genommen. Dafür werden wir ihm die drei Stuten bringen. Sprich dann mit ihm! Vielleicht ist er bereit, seine Kamele dafür wieder einzutauschen.“
    „So sieh zu, ob du das ausführen kannst!“
    Er legte sein Gewehr blitzschnell an und drückte auf mich ab; ich konnte ihm nicht mit einer Kugel zuvorkommen, riß mein Pferd empor und trieb es, eben als der Schuß krachte, in einer weiten Lancade zur Seite; die Kugel ging fehl. Nun wollte ich auf ihn los, doch war Winnetou mir da schon zuvorgekommen. Der kühne Apache hielt es gar nicht für nötig, sich dabei einer Waffe zu bedienen; er schoß von der Seite her auf den Scheik zu, trieb sein Pferd zum hohen Sprunge und ritt in unwiderstehlichem Anprall Roß und Reiter über den Haufen, so daß beide sich an der Erde wälzten; dann hielt er auf den anderen Uled Ayun zu, riß ihm im Vorüberjagen die Flinte aus der Hand und zerschlug sie, sich vom Pferde niederbeugend, an dem Boden, daß sie in Stücke auseinanderflog.
    „Fein gemacht, superfein!“ rief Emery. „Nun aber weiter, damit wir von dem Ungeziefer loskommen.“
    Wir folgten der Aufforderung, ohne auf das Geschrei hinter uns zu achten. Erst nach längerer Zeit sahen wir uns um. Es waren jetzt fünf Verfolger beisammen. Wir waren nur im Trab geritten.
    „Machen wir rascher“, meinte Emery, „sonst bekommen wir leicht eine Kugel von hinten! Oder willst du ihnen zeigen, wie weit ungefähr sie herankommen dürfen?“
    „Sogleich“, antwortete ich, da die Frage an mich gerichtet war.
    Ich blieb halten, bis die Verfolger auf Hörweite herangekommen waren, und rief ihnen dann zu: „Zurück mit euch!“
    „Drauf, drauf!“ brüllte im Gegenteil der Scheik, seine Leute antreibend.
    „Wagt es nicht! Wer nicht gehorcht, bezahlt es erst mit der Flinte, und dann mit dem Leben!“
    Nun wußten sie es, und ich wendete wieder, um weiterzureiten. Nach einiger Zeit sah ich mich abermals um; sie mochten tausend Schritte hinter uns sein; der Scheik ritt voran, die Flinte quer vor sich über dem Sattel liegend; ein zweiter saß genau in derselben Stellung auf dem Pferd. Ich wollte niemand verwunden, und war doch meines jetzigen Pferdes nicht sicher; es hatte jedenfalls nicht gelernt, beim Schießen stillzustehen. Darum stieg ich ab, zielte und gab rasch hintereinander die beiden Schüsse des Bärentöters ab. Die Wirkung war diejenige, welche ich erwartet hatte; da die beiden Flinten vorn querüber gehalten worden waren, und die Kugeln genau auf die Läufe derselben trafen, so wurden sie den Reitern gegen die Leiber getrieben, und es gab einen so starken Stoß oder Schlag, daß die beiden Männer hintenüberflogen.
    „Ja mußiba, ia huzn, ia schaka – o Unglück, o Traurigkeit, o Elend!“ hörte ich wirr durcheinander schreien. „Das war das Gewehr, welches meilenweit geht! Jetzt traf er die Flinten; nun geht es ans Leben! Bleibt zurück, denn Allah will nicht, daß ein Gläubiger von einem Ungläubigen, einem Zauberer, sterben soll!“
    Der Scheik war heruntergefallen, er stand inmitten seiner Reiter, hielt beide Hände gegen den Leib und krümmte sich; der Schlag oder Stoß, den er erhalten hatte, hatte nicht Rücksicht auf seinen Rang genommen. Nachdem ich wieder aufgestiegen war, ritten wir weiter, die Verfolger aber blieben zurück und waren bald nicht mehr zu sehen.
    „Ob sie wohl umgekehrt sind?“ fragte Emery.
    „Fällt ihnen nicht ein, wenigstens dem Scheik nicht. Drei solche Pferde gibt kein Beduine auf.“
    „So müssen wir dafür sorgen, daß er unsere Fährte verliert.“
    „Das würde nur Zeit kosten und uns doch nichts helfen.“
    „Nichts helfen? Wenn er unsere Spuren nicht mehr findet, sind wir ihn doch los!“
    „Nein. Du hast doch seine Mitteilung gehört, daß der Kolarasi nach Hammamet will. Er weiß, daß wir diesem folgen, also auch dorthin reiten werden. Er wird auch nach Hammamet gehen, gleichviel ob er unsere Fährte sieht oder nicht, um dort seine Pferde von uns zu fordern.“
    Wir ritten den ganzen Tag hindurch, ohne einen unserer Verfolger wieder zu Gesicht zu bekommen. Ebensowenig sahen wir die Fährte derer,
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