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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II
Autoren: Karl May
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Schnelligkeit als wir; von dem anderen aber war zu berechnen, daß er uns in einer halben Stunde eingeholt haben würde. Jetzt tauchte am äußersten Horizont hinter uns noch ein dritter auf. Sie waren uns nicht gefährlich. Wir waren unser drei, und gern hätte es ein einzelner von uns mit zehn und noch mehr von den zerteilt reitenden Leuten aufgenommen.
    Die halbe Stunde verging; das Terrain blieb dasselbe, eine sandige, zuweilen dünngrasige Ebene. Wir hielten es nicht für der Mühe wert, uns viel umzublicken. Die Kerls hätten sonst gar gedacht, daß wir uns vor ihnen fürchteten. Da aber hörten wir eine schreiende Stimme hinter uns, und nun war es Zeit, uns um den, welcher sich uns näherte, zu kümmern. Wir hielten an.
    Es war der Scheik, der uns eingesperrt hatte. Hoch in den Bügeln stehend, kam er auf uns zugejagt, schwang drohend die lange Steinschloßflinte und schrie:
    „Ia lußuß, ia haramiia, afrasi, afrasi – ihr Räuber, ihr Diebe, meine Stuten, meine Stuten!“
    Er war uns so nahe gekommen, daß es meines weittragenden Bärentöters gar nicht bedurfte; ich konnte ihn recht gut schon mit dem Stutzen erreichen und legte diesen auf ihn an. So groß sein Grimm war, als er den Lauf auf sich gerichtet sah, zügelte er sein Pferd, lenkte es zur Seite, schlug, immer langsamer werdend, einen Viertelkreis um uns, hielt dann an und schrie uns zu:
    „Ihr habt meine besten Pferde gestohlen, meine Stuten, die mir höher als mein Leben stehen! Gebt sie her!“
    „Komm her, und hole sie dir!“ forderte ich ihn auf. „Blicke in den Lauf meines Zaubergewehrs, welches, wie du selbst gesagt hast, mehr als tausend Kugeln schießt; dann werden wir erfahren, ob deine Stuten dir lieber sind als dein Leben!“
    Er folgte der Aufforderung doch nicht, sondern fuhr mich an:
    „Warum habt ihr sie geraubt! Stehlen eure vornehmen Siziad (Herren) sich von anderen Leuten Pferde?“
    „Nein. Bei uns gibt es aber auch keinen Scheik, welcher Gastfreunde gefangennimmt und ihnen ihre Kamele stiehlt.“
    „Ihr sollt die eurigen haben. Kommt mit mir zurück; ich werde sie euch geben!“
    „Du bist ein Lügner; wir glauben dir nicht.“
    „Iil'an daknak – verflucht sei dein Bart! Willst du mir die Pferde zurückgeben oder nicht?“
    „Nein.“
    „So ist deine letzte Stunde gekommen!“ drohte er, indem er das Gewehr erhob.
    Sofort saß ich wieder im Anschlag und antwortete:
    „Sobald dein Kolben deine Wange berührt, sitzt meine Kugel in deinem Kopf! Nieder mit der Flinte!“
    Er gehorchte augenblicklich, rief mir aber, vor Wut bebend, zu:
    „Du siehst aber doch, daß du die Pferde unmöglich behalten kannst!“
    „Ich sehe im Gegenteil ein, daß ich sie sehr gut gebrauchen kann. Sie dienen uns dazu, die Zeitversäumnis einzuholen, welche wir durch dich erlitten haben. Du hast gewußt, daß wir den Kolarasi verfolgten. Daß du geglaubt hast, uns gefangenhalten zu können, verzeihen wir dir gern, denn der Falke achtet nicht der Fliege, welche ihm die Schwingen abbeißen will. Ihr seid die größten Tenabil (Dummköpfe), die mir jemals vorgekommen sind, und Hunderten von euch gelingt es nicht, es mit einem einzigen tapfern Giaur aufzunehmen. Aber wir haben durch deinen Verrat zwanzig wertvolle Stunden verloren und brauchen also die drei Stuten, um die Versäumnis wieder einzubringen. Schon als du mir den Brief diktiertes, wußten wir, daß wir jetzt frei sein werden; ich habe es dem Herrn der Heerscharen geschrieben.“
    „Das hast du ihm geschrieben! Nicht meine Forderungen?“
    „Diese auch, aber nur, damit er über dieselben lachen soll.“
    „So werden seine Boten nicht wiederkommen?“
    „Nein; aber er selbst wird mit allen seinen Reitern kommen, um den Blutpreis einzutreiben und dich für die Missetat zu strafen, welche du an uns verübt hast.“
    „Allah w' Allah! Und ich habe deinen Bericht selbst fortgeschickt zu ihm!“
    „Ja, das hast du. Du siehst also, mit welch großer Weisheit du von Allah begabt worden bist. Und nun mag es genug der Worte sein. Wir haben nicht Zeit, länger hier bei dir zu halten. Allah jekuhn ma'ak – Allah sei mit dir!“
    Ich tat, als ob ich weiter wollte; da rief er aus:
    „Halt! Nicht von der Stelle! Gib meine Pferde heraus! Du siehst, daß ich nicht mehr allein hier bin!“
    Sein zurückgebliebener Gefährte war nämlich auch herangekommen, hatte sich aber nicht an uns gewagt, sondern es vorgezogen, zu ihm hinzureiten und an seiner Seite halten zu bleiben. Auch der dritte,
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