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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II
Autoren: Karl May
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Ein Reiter ist viel weiter zu sehen, als ein Fußgänger. Zwar wäre ich auch bald abgestiegen, aber daß er diese Bemerkung machte, freute mich, denn er bewies mir, daß er die wünschenswerte Bedachtsamkeit besaß. Wir setzten also, die Pferde hinter uns her am Zügel führend, unseren Weg zu Fuß fort.
    Die vorhin erwähnten Bodenwellen hatten aufgehört. Wir schritten über ebenes Land, welches wie ein Ring um Almadén lag. Das war der Grund, daß wir weit sehen konnten. Wir erblickten keinen Menschen, was uns natürlich nichts weniger als unlieb war.
    Da begann der Boden plötzlich sich abwärts zu senken. Wir standen am Rand der Vertiefung, in deren Mitte Almadén sich erhob, oder vielmehr, wir standen am Ufer des einstigen Sees, dessen Mitte die Felseninsel eingenommen hatte, welche jetzt Almadén genannt wurde.
    Ich hatte mich doch um ein weniges verrechnet, wohl infolge der Einförmigkeit der Gegend, welche eine genaue Schätzung schwer machte: Wir erreichten Almadén nicht von Süden, sondern von Südwesten her, was zwar gefährlicher war, weil ich die Indianer auf der Westseite glaubte, mir aber jetzt lieb sein konnte, da ich nun gleich die Stelle erblickte, welche ich sonst hätte suchen müssen, nämlich den Felsblock, von welchem der Player und der Herkules erzählt hatten.
    Das riesige Felsenbollwerk, welches sich da drüben in der Mitte des einstigen Seebeckens erhob, war oben platt und bildete einen beinahe regelmäßigen Kubus, dessen Seiten fast genau nach den vier Winden lagen. Da wir vor der südwestlichen Ecke hielten, konnten wir die südliche und westliche Seite sehen. Die erstere stieg im allgemeinen auch senkrecht in die Höhe, hatte aber tiefe Risse und in der Mitte eine Schlucht, von welcher man gleich bei dem ersten Blick sah, daß sie nach oben führte. Und das stimmte mit dem, was mir der Player gesagt hatte, nämlich, daß das Plateau von der südlichen und von der nördlichen Seite aus erstiegen werden könne.
    Die westliche Seite bildete eine lotrechte Fläche, deren Regelmäßigkeit nur an ihrem unteren Teil, in der Mitte, unterbrochen wurde, denn dort lag der Block, welcher sich aus der Wand gelöst hatte und herabgestürzt war. Wir sahen ganz deutlich das Geröll, von dem die Lücke, welche zwischen ihm und der Wand lag, ausgefüllt wurde.
    Um dorthin zu gelangen, hatten wir ungefähr zehn Minuten oder eine Viertelstunde zu gehen, durften dies aber nicht wagen, obgleich kein Mensch zu sehen war. Droben auf dem Plateau befanden sich jedenfalls Leute, und wenn einer von ihnen an der südlichen Kante stand, mußte er uns sehen, falls wir es wagten, uns zu nähern.
    Zunächst war es notwendig, zu erforschen, wo die Indianer sich aufhielten. Das wollte natürlich ich tun, während der Mimbrenjo bei den Pferden blieb. Ich folgte dem Rand des einstigen Sees, indem ich mich nach Westen wendete. Da es keinerlei Deckung für mich gab, mußte ich die Augen offen halten, denn es war anzunehmen, daß, sobald ich einen Menschen sah, er mich in demselben Augenblick auch sehen werde.
    Schon war ich eine ziemliche Strecke gegangen, da bemerkte ich im Nordwesten kleine, dunstartige Wölkchen oder Wellen, welche langsam aufstiegen, sich ausbreiteten und verschwanden. Das war Rauch, und zwar der Rauch des Indianerfeuers, welches mit nur ganz wenig Holz unterhalten wurde und also keinen dichten Rauch verursachte. Noch durfte ich eine kleine Weile aufrecht gehen; dann aber bückte ich mich auf die Hände nieder und lief genau wie ein Vierfüßler weiter.
    Bald sah ich fünf oder sechs Zelte, bei denen sich Menschen bewegten. Als ich es gewagt hatte, mich noch mehr zu nähern, mußte ich mich ganz niederlegen und auf dem Bauch kriechen, sonst wäre ich gesehen worden. Es trennte mich jetzt nur eine so kurze Strecke von den Zelten, daß ich die Figuren erkennen konnte, mit denen sie gezeichnet waren.
    Jeder Indianer pflegt sein Zelt, wenigstens sein aus Leinen gefertigtes Sommerzelt, mit seinem Namenszeichen oder mit einem Bild, welches sich auf irgendeinen hervorragenden Vorgang aus seinem Leben bezieht, zu versehen. Um eines dieser Zelte wand sich eine große, mit roter Farbe gemalte Schlange; auf einem anderen war ein Pferd, auf dem dritten ein Wolf zu sehen. Zwischen ihnen gingen Indianer hin und her, oder sie saßen rauchend an der Erde. Vor dem Schlangenzelt standen zwei Lanzen; es schien das Zelt des Anführers zu sein.
    Ich hatte genug gesehen, denn ich wußte nun, wo sich die Yumas befanden und
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