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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II
Autoren: Karl May
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welche Gegend ich infolgedessen zu meiden hatte, und wollte eben umkehren, als drei Personen aus dem genannten Zelt traten, zwei Männer und ein Frauenzimmer. Letzteres erkannte ich sogleich; es war Judith, die schöne Jüdin. Der eine der Männer war Melton und der andere ein Indianer, jedenfalls der Besitzer des Zeltes. Sie sprachen noch einige Augenblicke miteinander, dann verschwand der Indianer in seinem Zelt, und Melton ging mit der Jüdin fort, dem Bergwerk zu. Sie hing sich dabei an seinem Arm, eine Vertraulichkeit, bei welcher dem Herkules, wenn er sie gesehen hätte, das Blut in den Kopf gestiegen wäre.
    Es war mich nicht unlieb, Melton sogleich bei meiner Ankunft zu sehen; aber dieser Umstand brachte mich in keine geringe Gefahr, denn die beiden kamen in einer so kurzen Entfernung von mir vorüber, daß mir hätte bang werden mögen. Ich lag auf lockerem Sand und warf so rasch wie möglich mit den Händen einen kleinen Haufen vor mir auf, welcher zwar nicht so hoch war, daß er hätte auffallen müssen, mir aber doch soviel Schutz gewährte, daß mich nur ein mißtrauisches Auge entdecken konnte.
    Angst fühlte ich ganz und gar nicht. Wenn Melton mich sah, nun, so war trotzdem noch nichts verloren; ich wußte, was ich in diesem Fall zu tun hatte. Versicherte ich mich seiner Person, so war er eine Geisel, mit welcher ich mir die Roten vom Hals halten konnte. Doch war es besser, daß dieser Fall nicht eintrat; er ging mit Judith vorüber, ohne nur einmal dahin zu blicken, wo ich lag. Sie sprachen miteinander und lachten, waren also bei besserer Laune, als der Vater des Mädchens, welcher tief im Innern des vor mir liegenden Felsens steckte. Sie gingen nach der Nordseite derselben, um deren westliche Ecke ich sie verschwinden sah.
    Nun konnte ich zurück; ich tat das so, wie ich gekommen war, erst auf dem Bauch kriechend, dann auf Händen und Füßen gehend und endlich, als man mich nicht mehr sehen konnte, aufrecht. Die Sonne war mittlerweile verschwunden, und die in jenen Gegenden so kurze Dämmerung begann. Als ich bei den Pferden ankam, stiegen wir auf und hatten nur noch wenige Augenblicke zu warten. Es mußte genau der Zeitpunkt benützt werden, an welchem es dunkel genug war, daß man uns nicht sehen konnte, aber auch noch hell genug für uns, um den Eingang der Höhle ohne große Mühe zu entdecken.
    Als dieser Moment gekommen war, galoppierten wir die Senkung hinunter und dann, unten auf dem Boden des früheren Sees angekommen, nach dem Block hinüber. Dort stiegen wir ab und erkletterten das Geröll, um dasselbe im Hintergrund des Winkels von der Felswand zu entfernen.
    Das ging rasch und bald bildete sich vor uns, zu unseren Füßen, ein Loch, welches desto größer wurde, je mehr Steine wir entfernten. Als es so erweitert war, daß ich hineinsteigen konnte, holte ich mir eine der Wachsfackeln und kletterte in das Innere der Höhle hinab. Das ging sehr leicht, weil das Geröll nach innen nur langsam abfiel.
    Als ich den Boden erreicht hatte, fand ich den hohlen Raum ganz der Beschreibung des Players entsprechend. Er hatte weit über doppelte Mannshöhe und konnte leicht gegen hundert Menschen fassen. Die kleine Nebenhöhle enthielt sehr kaltes, jedenfalls kalkhaltiges Wasser. Den Hintergrund wollte ich später untersuchen, wenn wir die Pferde untergebracht hatten. Diese mußten natürlich auch herein in die Höhle, da wir sie draußen unmöglich stehen lassen konnten.
    Wir sahen uns also genötigt, das Loch bis über Pferdehöhe zu erweitern, was keine angenehme Arbeit war, da wir nur die Hände dazu hatten und das lockere Geröll immer wieder nachrutschte. Als wir endlich soweit waren, holten wir die Pferde. Das war nun noch schwieriger. Andere Tiere hätten wir gewiß nicht in die Höhle gebracht, wenigstens nicht ohne einen Lärm, der uns verraten konnte; die beiden edlen Geschöpfe aber stiegen gehorsam auf den Geröllhaufen und wurden erst dann bedenklich, als es dann jenseits hinab in die Höhle gehen sollte. Das war ihnen doch nicht ganz geheuer. Ich bat und streichelte, doch vergeblich. Mein ‚Blitz‘ wollte gehorchen; er setzte den Vorderfuß einigemale vor, zog ihn aber schnell wieder zurück, weil das Gestein unter demselben wich. Endlich kam er doch vertrauensvoll herab, allerdings mehr geglitten als gestiegen.
    Dann begann dieselbe Prozedur mit dem ‚Iltschi‘ Winnetous, welcher noch schneller herabkam als der ‚Blitz‘, indem er auf dem Schwanz Schlitten fuhr. Die guten Tiere
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