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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II
Autoren: Karl May
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ich sie noch nicht; aber was ich gehört hatte, mußte, falls ich es richtig verwertete, mir ungeahnten Nutzen bringen. Wir konnten dadurch zum Ziel gelangen, ohne auf noch mehr Mimbrenjos warten zu müssen, um die Yumas zu besiegen. Ja, wenn ich länger darüber nachdachte, so erschien mir etwas als sehr möglich, was ich vorher für eine absolute Unmöglichkeit gehalten hätte, nämlich, daß es mir gelingen werde, allein und ohne die Hilfe Winnetous und unsere Begleitung unseren Zweck zu erreichen, und zwar ohne jeden Kampf, auf friedlichem Weg.
    Was war diese Judith für ein Geschöpf! Wie gelassen hatte sie die Nachricht von dem Tod ihres früheren Bräutigams aufgenommen! Mit einem Fingerschnippsen hatte sie die Kunde beantwortet, daß er von den Geiern aufgefressen worden sei! Armer Herkules! Freilich wurde ich mit diesem Leichtsinn einigermaßen dadurch versöhnt, daß ich mich in bezug auf ihren Vater in ihr geirrt hatte. Er war nicht so ganz gefühllos von ihr verlassen worden, sondern sie glaubte ihn in einer erträglichen Lage. Das Benehmen der ‚Listigen Schlange‘ hatte mir eine gewisse Achtung abgewonnen; er war ein Charakter und jedenfalls ein besserer Mensch, als sein Name vermuten ließ. Man konnte mit Zuversicht wagen, mit ihm in Unterhandlung zu treten. Er liebte die Jüdin, die für mich jetzt eine wichtige Person, ein wertvolles Tauschobjekt geworden war. Ich gestehe nämlich aufrichtig, daß ich entschlossen war, etwas ganz Verdammenswertes zu treiben – ein wenig Menschenhandel! Ich wollte Judith festnehmen, um durch sie Macht über die ‚Listige Schlange‘ und seine Yumas zu bekommen. Ich hätte mich ihrer gleich vorhin, nach seiner Entfernung, bemächtigt, wenn ich nicht überzeugt gewesen wäre, daß er sich noch in der Nähe befand, und wenn ich auch über andere Dinge genügsam unterrichtet gewesen wäre.
    Als ich in der Höhle ankam, wagte der Mimbrenjo nicht, mich zu fragen, und ich hielt es nicht für nötig, ihn über meine Erfolge zu unterrichten. Ich sagte ihm nur, daß wir jetzt schlafen würden, um schon bei Tagesgrauen aufzustehen; dann legte ich mich auf meine Decke, und schlief nach dem anstrengenden und heißen Tag bis zur angegebenen Zeit, ohne ein einzigesmal aufzuwachen. Der Mimbrenjo war wohl noch ermüdeter gewesen, als ich, hatte es sich aber nicht anmerken lassen, denn ich mußte ihn wecken und brachte ihn nicht gleich aus dem Schlaf.
    Es handelte sich jetzt darum, den Gang zu untersuchen. Nachdem wir die Pferde versorgt hatten, machten wir uns ans Werk. Draußen auf dem Geröll angelangt, war es zunächst unsere Sorge, dasselbe wieder vor dem Eingang so aufzuhäufen, daß derselbe verdeckt war. Der Zufall konnte doch einen Yuma herführen.
    Dann stiegen wir hinab, um an der anderen Seite des Felsblockes wieder emporzuklettern. Wir konnten von hier aus das Indianerlager sehen. Es zeigte sich noch keine Spur von Leben in demselben. Dennoch waren wir so vorsichtig, uns kriechend zu bewegen. Wir fanden die Windungen, von denen der Herkules gesprochen hatte, und hielten bei der von ihm bezeichneten an. Er war der Meinung gewesen, daß ich die Stelle sofort erkennen würde, und hatte recht gehabt. Er war in solchen Dingen ungeübt und hatte das Loch so zugedeckt, daß ein erfahrenes Auge sich gar nicht täuschen konnte. Der Ort war von dem Indianerlager aus nicht zu sehen; darum durften wir uns frei bewegen.
    Wir räumten das Gestein vorsichtig weg; dadurch entstand eine Öffnung, in welche selbst ein starker Mann steigen konnte, so weit war sie. Wir sahen die Steine liegen, aus denen der Herkules Stufen gebildet hatte, und stiegen hinab. Sie waren behauen, was mich vermuten ließ, daß der Gang oder Stollen seinen Ursprung nicht Indianern zu verdanken hatte. Er lief nicht waagrecht, sondern geneigt in das Innere des Berges.
    Zunächst untersuchten wir ihn nach rechts, also aufwärts. Das dazu nötige Licht hatten wir uns natürlich mitgebracht. Schon nach wenigen Schritten kamen wir an den Abgrund, jenseits dessen unsere Höhle lag. Die Pferde erkannten unsere Stimmen und kamen drüben herbei. Sie hatten die Nacht in der Höhle zugebracht und fürchteten sie nicht mehr, doch wollte ich sie nicht so nahe an dem Abgrund haben und trieb sie durch Zurufe zurück. Als ich dann meinem Hatatitla befahl: „Iteschkosch – lege dich!“ gehorchte er, und Winnetous Pferd legte sich sogleich auch nieder. Ich war sicher, daß sie vor unserer Rückkehr nicht aufstehen
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