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335 - Der verlorene Sohn

335 - Der verlorene Sohn

Titel: 335 - Der verlorene Sohn
Autoren: Andreas Suchanek
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selbst zu erledigen. Dass die Dinge sich in eine völlig andere Richtung entwickelten, hatte der Junge nicht vorhersehen können.
    Crow blickte auf das jämmerliche Bündel Mensch zu seinen Füßen hinab. Er hatte keine Verwendung mehr für Keran – im Gegenteil. Sollte der Junge überleben, würde er nur auf Rache sinnen. Und Gegner hatte Crow wahrlich genug.
    »Deine Ausführungen waren sehr hilfreich«, sagte er. »Ich erweise dir dafür eine letzte Gunst und lasse dich nicht länger leiden.«
    »Nein«, keuchte Keran, eine Hand auf das zerstörte Auge gepresst. »Lass mich leben! Ich gehe weg von hier! Ich will mit euch Androiden nichts mehr zu tun haben. Nie wieder!«
    Nun – was sollte der Junge auch anderes sagen?
    Crow hob den linken Arm und fuhr mittels eines Gedankenbefehls einen Drillerlauf aus dem Handrücken aus. Kurz dachte er daran, dass ihm nur ein begrenzter Munitionsvorrat zur Verfügung stand. Aber er hatte nun mal versprochen, den Jungen nicht länger leiden zu lassen, also opferte er das Explosivgeschoss.
    Als der Donner verhallt war und der Rauch sich verzog, wandte Arthur Crow sich ab. Nun galt es, den Stand des Kampfes innerhalb des Bunkers zu überprüfen und sich um Takeo zu kümmern.
    Doch da empfingen seine akustischen Sensoren ferne Geräusche: von Stimmen und schnellen Schritten. Er blickte den Gang hinab. Was kam da auf ihn zu?
    Wenige Sekunden später wusste er es: Das mussten die Menschen aus Fudohs Kommune sein, von denen Takeo berichtet hatte. Die Barbaren, die sich der Jello als Tarnung gehalten hatte. Die Explosion musste sie angelockt haben.
    Crow stoppte seine Schritte, während sich vor ihm eine Traube aus Menschen bildete. Es waren so viele, dass die Ersten weiter auf ihn zugeschoben wurden, weil hinten weitere nachdrängten. Sie starrten ihn mit aufgerissenen Augen an, gestikulierten wild und tuschelten aufgeregt. Natürlich sahen sie Kerans Überreste, und da Crow auf dessen Bauch gezielt hatte, konnten sie ihn auch identifizieren.
    Stimmen hallten zu ihm herüber.
    »Er hat ihn umgebracht...«
    »Bestie!«
    »Ein Android! Er muss ein Android sein! Wie kam er durch den Verteidigungsring?«
    »Wir müssen ihn aufhalten!«
    Einige der Menschen hielten Messer und Schlagstöcke in Händen; sogar eine altertümliche Pistole machte er aus.
    »Wo ist Fudoh?«, rief jemand. »Holt ihn her!«
    Crow hätte ihnen zu gern die Augen geöffnet, ihnen erklärt, dass ihr sauberer Herr und Meister für die Erschaffung dieses Körpers verantwortlich war. Alleine, um die bittere Erkenntnis auf den Gesichtern dieser Narren zu sehen. Doch er hatte Besseres zu tun. Jeden Moment konnte der Kampf im Bunker enden, und dann wollte Crow bereit sein.
    »Wir überwältigen ihn!«, rief der Pistolenträger und trat mit seiner Waffe im Anschlag nach vorn.
    Crow beschloss, dieses Problem schnell und effektiv zu lösen. Lange würde er dafür nicht benötigen.
    Kommentarlos ging er auf die Menschen zu, während die Projektile an seinem Plysterox-Panzer abprallten und als Querschläger davon sirrten. Es gab noch einige Waffen in seinem neuen Körper, die er unbedingt ausprobieren wollte. Wer war dafür besser geeignet als diese unnützen Barbaren?
    ***
    Als der erste Angreifer durch die Tür stürmte, war Miki Takeo vorbereitet. Er blockte den ausgeführten Schlag schon im Ansatz und schleuderte den Mann an die gegenüberliegende Wand. Da stürmten vier weitere Schergen Fudohs in die Zentrale. Sie umringten ihn mit erhobenen Katanas. Ihre schwarzen Hosen und Westen schienen das kalte Bunkerlicht zu schlucken. Einzig die Klingen ihrer Schwerter blitzten.
    Noch während Mikis Sensoren ihm anzeigten, dass es sich nicht um gewöhnliche Klingen handelte, machte einer der Angreifer einen überraschenden Ausfall und traf ihn an der Schulter. Das Plysterox hielt dem Schlag stand, doch gleichzeitig jagte ein elektrischer Schlag über seine Hülle. Die Stromstärke war nicht bedrohlich für seine Systeme, doch wenn er von mehreren Klingen gleichzeitig getroffen wurde, konnte sich das schnell ändern.
    Sein erster Gegner kam wieder auf die Beine. »Damit du weißt, wer dich besiegen wird: Ich bin Haruto«, sagte er selbstbewusst, bevor er erneut auf ihn losstürmte.
    Miki riss den Stuhl vor der Hauptkonsole aus der Bodenverankerung und parierte den geführten Schlag. Die Klinge zerschnitt das dünne Metall und beraubte ihn seines Schutzes.
    Die übrigen vier Angreifer – Fudoh selbst war nicht unter ihnen – hatten
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