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335 - Der verlorene Sohn

335 - Der verlorene Sohn

Titel: 335 - Der verlorene Sohn
Autoren: Andreas Suchanek
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lächelte zufrieden. Soeben verschwand Shouta als Letzter von »Fudohs Hand« im Bunker. Er hörte sie im Inneren diskutieren, doch ihre Stimmen wurden schnell leiser, bis sie schließlich verstummten.
    Keran wartete noch einige Minuten, obwohl es ihm in den Fingern kribbelte. Er musste sicher sein, dass sie auch weit genug ins Innere des Bunkers vorgedrungen waren, bevor er das Schott wieder schloss.
    »Der große Fudoh ist mir in die Falle gegangen«, murmelte er. »Takeo wird euch alle platt machen – und dann mache ich Takeo platt!« Bei dem Gedanken durchlief ihn ein Schaudern. Wie sehr hatte er gezittert, als Miki Takeo die Operation an seinem Gehirn durchgeführt hatte. Jede Sekunde hatte er befürchtet, der Android würde den Sprengsatz entdecken, den er in dessen Schädel eingesetzt hatte, bevor er ihn reaktiviert hatte.
    Ein Druck nur auf dem Knopf des Impulsgebers und Takeos Schädel würde von innen zerfetzt – und mit ihm alle in seiner direkten Umgebung.
    Wieder schenkte er Miyu einen kurzen Gedanken, aber das Begehren, das er ihr einst entgegengebracht hatte, war längst vergessen. Heute sah er nur noch eine Mörderin von Fudohs Gnaden in ihr. Wenn sie und die anderen bei den Kämpfen oder der anschließenden Explosion starben, trugen sie selbst die Schuld daran.
    Keran bückte sich nach der Eisenstange, die achtlos weggeworfen am Boden lag, hob sie auf und trat an die Bunkertür heran. Dann stemmte er sich gegen das Schott und schob es zu.
    Doch kurz bevor die Tür einrastete, erschien eine mit Plysterox überzogene Hand in dem Spalt und stoppte die Bewegung. Keran riss erschrocken die Augen auf. Takeo?
    Verzweifelt verstärkte er seine Bemühungen, aber gegen die Kraft eines Androiden war er machtlos. Als das Schott langsam wieder aufgedrückt wurde, hieb er mit der Stange auf die mechanische Hand ein, doch natürlich half ihm auch das nichts.
    ***
    Arthur Crow glitt in den Schatten zurück und verharrte regungslos. Fudoh und seine Mörderbande rannten an ihm vorbei. Es war amüsant, mit welchem Elan sie sich in den Kampf stürzten. Damit befanden sich alle seine Gegner versammelt im Bunker – und würden bis zu ihrem Tod auch darin bleiben.
    Blieb nur noch eine Frage: Wie konnte er dieses Drecksloch Amarillo verlassen? Wenn dieser Fanatiker Fudoh tatsächlich die gesamte Stadt mit Blitzwerfern vermint hatte, würde sich das schwierig gestalten. Leider hatte er es nicht mehr geschafft, auf den Lageplan der Fallen zuzugreifen.
    Erst mal raus aus diesem Bunker, beschloss Crow.
    Gerade als er sein Versteck verließ, begann sich die Tür zu schließen! Mit langen Sätzen hechtete er zu dem Schott und griff – in buchstäblich letzter Sekunde – in die verbliebene Öffnung. Seine Servos hielten die Bewegung mühelos auf und erzeugten Gegendruck. Problemlos schwang die Tür wieder auf – während ein wahres Gewitter aus Schlägen mit einer Eisenstange auf seine Hand einprasselte. Aber auch das störte ihn nicht wirklich.
    »Du!« Kerans Stimme zitterte, als Crow aus dem Eingang trat. »Aber... wie kann Takeo dich auf diese Entfernung fernsteuern?«
    »Du dummes Kind. Glaubst du wirklich, dass dieser heruntergekommene Blecheimer mich steuert?« Crow nahm sich vor, in Zukunft keine weiteren negativen Attribute auf Androiden anzuwenden, immerhin war er jetzt selbst einer. »Ich bin mein eigener Herr. Ich bin Gen... ich bin Aiko, der Sohn Takeos.«
    Crow wusste nicht, warum er das Versteckspiel noch immer aufrechterhielt, doch es erschien ihm sinnvoller, seine Rückkehr fürs Erste weiterhin geheim zu halten. Gerüchte verbreiteten sich schnell.
    »Aber wie...«
    »Das ist nicht von Belang«, schnitt er Keran das Wort ab. Mit einem Schritt war er bei dem zitternden Jungen und hob ihn an dessen Aufschlägen in die Luft. »Mein Vater brachte mich zurück. Und jetzt wirst du mir alles über die Verteidigungsanlagen dieser Stadt sagen! Wie komme ich unbeschadet an den Blitzwerfern vorbei? Gibt es noch weitere Fallen? Andere Kämpfer Fudohs?«
    »Lass mich los!« Der nervende Wicht begann zu zappeln. »Wenn du mich nicht sofort gehen lässt, vernichte ich deinen Vater!«
    Crow lachte dröhnend, was jedoch so künstlich klang, dass er sich auf ein inneres Schmunzeln verlegte. An der Synthetisierung seiner Stimme musste er noch arbeiten. »Zweifellos mit deiner enormen Muskelkraft, nicht wahr? Ich sehe Takeo schon zittern.«
    Mit einer flinken Bewegung zog Keran ein Kästchen aus der Tasche, das Crow sofort als
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