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335 - Der verlorene Sohn

335 - Der verlorene Sohn

Titel: 335 - Der verlorene Sohn
Autoren: Andreas Suchanek
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beleuchtete, wartete Miki Takeo auf sie.
    »Vorrücken!«
    Umringt von seinen Leuten stürmte Fudoh in den Laborkomplex. Noch immer keine Spur von dem Android. Bei seiner Größe gab es hier auch keine Möglichkeit, sich vor ihnen zu verbergen. Er musste weiter in den Bereich vorgedrungen sein.
    Zu seinem Androidenkörper! Fudoh biss sich auf die ausgefransten Lippen. Der Schmerz half ihm, sich zu besinnen und nicht gleich loszustürmen, geradewegs in eine Falle, die Takeo ihm stellte.
    Sie passierten den Eingangsbereich. Die dahinterliegenden Gänge wirkten ausgestorben – wie seit Jahren schon. Außer ihm und seiner »Hand« hatte den Bunker seit langer Zeit niemand mehr betreten.
    General Fudoh bemühte sich, taktisch zu denken. Doch es fiel ihm bei dem, was auf dem Spiel stand, unsagbar schwer.
    Als plötzlich ferne Geräusche ertönten, atmete er innerlich auf, denn sie kamen nicht aus der Richtung des Labors, in dem sein neuer Körper ruhte, sondern aus der Schaltzentrale.
    Das war der zweitschlechteste Ort, an dem er Takeo sehen wollte. Von dort aus konnte der Android nicht nur die Blitzfallen kontrollieren, sondern auch verschiedene Abläufe innerhalb des Bunkers. Falls er der Sicherung entging, die Fudoh dort installiert hatte.
    »Er ist in der Zentrale!«, rief Fudoh seinen fünf Kämpfern zu. »Vorwärts!« Sein eigenes Schwert gezogen, stürmte er voran.
    ***
    Miki Takeo begriff den Ernst der Lage sofort. In dem Moment, da er die Zentrale betrat, wechselten einige Dioden in den Konsolen von Grün auf Rot. Offenbar reagierten sie auf seine Anwesenheit!
    Fudoh musste Vorsorge getroffen haben, damit kein Unbefugter die Schaltzentrale betrat. Und er hatte diese Information gut verborgen; Miki hatte in den Datenbänken der Bunkeranlage keinen Hinweis darauf gefunden.
    Im nächsten Moment erloschen alle aktiven Monitore – auch jener, auf dem kurz zu sehen gewesen war, wie Fudoh und seine Leute den Laborzugang enterten. Gleichzeitig schob sich ein spitz zulaufender Dorn im Zentrum des Raumes aus dem Boden. Obenauf saß eine Kugel.
    Miki reagierte gedankenschnell. Mit drei Schritten war er bei dem Dorn, der gerade zum Stillstand kam.
    Im selben Moment, als sich ein verästelndes Netz aus blassblauen Energiebahnen von der Kugel löste, traf Mikis Fuß deren Oberfläche. Der Dorn wurde aus dem Boden gerissen, doch die Entladung traf Miki frontal.
    Mit den Armen rudernd, stürzte er rücklings zu Boden. In seinem Gesichtsfeld leuchteten flackernde Warnsymbole. Elmsfeuer tanzte über seine Plysterox-Oberfläche.
    Während er am Boden lag, schalteten die betroffenen internen Systeme auf ihre Sekundärchips um. Glücklicherweise war sein neurales Gehirn nicht betroffen – hier fehlte seit der Operation das Sekundärsystem.
    Trotzdem die Blitzattacke glimpflich ausgegangen war, ergab eine erste Analyse, dass zwei seiner Gelenk-Servos instabil waren und – was bedeutend schlimmer war – sein Laserblaster vorerst nicht mehr eingesetzt werden konnte. Zwei Chips hatten den Energieblitzen nicht standgehalten.
    Miki erhob sich und prüfte seinen internen Chronometer. Fudoh war zweifellos auf dem Weg zur Schaltzentrale, doch ohne Monitor konnte er ihn nicht mehr überwachen. Auch war jeder Sichtkontakt zu Aiko abgebrochen. Sollte sein Sohn in Schwierigkeiten geraten, konnte er nicht darauf reagieren.
    Miki trat an den Hauptcomputer heran und löste die Abdeckung. Er musste schnellstmöglich Zugriff auf die Bildschirme und Kameras erhalten. Doch ein erster Blick ließ ihn innehalten.
    Fudoh hatte immens viel an der Elektronik des Bunkers, den Schaltpanels und den Defensivanlagen verändert. Ausgelöst durch den Eindringlings-Alarm, hatten winzige Sprengladungen an mehreren Kabeln sogar die physischen Verbindungen zu den externen Rechnern gekappt.
    Eine Deaktivierung der Verteidigungsanlagen von Amarillo war damit unmöglich geworden. Die Blitzwerfer waren unerreichbar geworden – zumindest aus dem Bunker heraus. Einmal mehr bewies Fudoh sein taktisches Geschick: Die Stadt hatte sich in eine Todesfalle für Androiden verwandelt.
    Auch sein »Plan B«, die Sauerstoffzufuhr des Bunkers zu sperren, war gescheitert. Ab jetzt hieß es abwarten, wenn auch nicht tatenlos. Miki begann damit, Verteidigungsszenarien zu entwerfen, während er auf die Ankunft seines Feindes wartete. Seine ganze Hoffnung lag nun auf seinem Sohn Aiko, der sich, wenn wenigstens dieser Plan funktionierte, nun hinter Fudohs Trupp befand.
    ***
    Keran
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