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335 - Der verlorene Sohn

335 - Der verlorene Sohn

Titel: 335 - Der verlorene Sohn
Autoren: Andreas Suchanek
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zu.
    Die junge Frau zuckte zusammen und ließ ihr Katana fallen. Beide Hände auf die blutende Wunde in ihrer Brust gepresst, sackte sie rücklings an die Wand. »Sie... haben sich nur Zeit erkauft«, ächzte sie. »Den Kampf werden Sie trotzdem verlieren.« Blut lief über ihre Lippen, die Augen starrten blicklos ins Leere. Ein weiteres verschwendetes Leben.
    »Meine ›Hand‹ hat dich unterschätzt«, erklang da die Stimme Fudohs. »Mir wird das nicht passieren.« Der Japaner trat durch die geöffnete Tür in die Steuerzentrale und besah sich ungerührt das Blutbad. Die Leichen seiner Kämpfer – wie Miki annahm, bildeten die Fünf jene ›Hand‹, von der er sprach – schienen ihn nicht zu beeindrucken. »Was haben Sie mit meinem Androidenkörper gemacht?«
    Miki horchte auf. Also war Fudoh ihm nicht begegnet? Aber wo steckte Aiko dann?
    »Ich habe ihn einem besseren Zweck zugeführt«, erwiderte Miki. »Jetzt befindet sich die Bewusstseinskopie meines Sohnes darin. Sie werden wohl leer ausgehen, General.«
    Fudoh trat näher. Sein Körper wurde jetzt von einem schwarz lackierten Exoskelett umhüllt. Konvexe Plysterox-Platten waren durch feine Stangen aus Edelstahl miteinander verbunden, die Gelenke wurden von Servomotoren unterstützt. In seinen Händen hielt Fudoh ein Katana, das die seiner Vorkämpfer um eine halbe Länge überragte.
    »Ihr Sohn wird keine Freude an seinem neuen Körper haben«, spie Fudoh ihm entgegen. »Wegen der Blitzfallen kann er Amarillo nicht verlassen. Versucht er es, wird er ebenso paralysiert wie Sie und ich muss ihn nur noch einsammeln. Scheut er das Risiko, ist er an der Reihe, sobald ich Sie erledigt habe.«
    »Große Worte«, konterte Takeo. »Ihre Kämpfer sagten ähnliche Dinge. Und schauen Sie, wohin es sie geführt hat. Sie haben ihr Leben weggeworfen für einen sinnlosen Kampf, den sie nicht gewinnen konnten.«
    Miki hatte den Satz noch nicht beendet, da sprang Fudoh unvermittelt aus dem Stand nach vorn. Seine Faust sauste auf Miki zu und schlug eine Delle in dessen Brustkorb. Während der Android zurücktaumelte, leuchteten in seinem Gesichtsfeld rote Warnsymbole auf.
    Zwei interne Servos besaßen nur noch Schrottwert. Seine Infrarotsensoren wurden deaktiviert, da die Zuleitung zu den optischen Systemen gekappt war.
    Noch während er die Auswirkungen des unglaublich hart geführten Schlages analysierte, war Fudoh erneut heran und holte aus. Miki wuchtete seinen Körper zur Seite, wurde aber von dem Katana des Japaners an der Schulter getroffen.
    »Wie berechnen Sie den Ausgang dieses Kampfes?«, knurrte Fudoh und beugte sich über ihn. »Ich mit meinem beschränkten menschlichen Verstand lasse mich gern erhellen.« Erneut holte er aus.
    Miki aktivierte seine Notfallroutinen. Für den Kampf unwichtige Daten wurden ausgelagert, die taktischen Systeme auf Prioritätsstufe 1 gesetzt. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass ihn Fudohs nächste Attacke voll traf. Wie ein Trommelfeuer prasselten die Servo-verstärkten Faustschläge auf Miki ein, bis es ihm endlich gelang, seinen Gegner mit einem Tritt gegen dessen Beine auszuhebeln.
    Als Fudoh rücklings zu Boden krachte, war es an Miki, zum Gegenschlag auszuholen. Doch anstatt auf den General einzuprügeln, versuchte er ihn der Quelle seiner unmenschlichen Kraft zu berauben: Er griff nach dem Exoskelett, riss einige Verstrebungen aus dem Verbund. Er musste den Kampf möglichst schnell zu Ende bringen. Dass Aiko noch immer nicht aufgetaucht war, ließ ihn Schlimmes erahnen.
    Die Sorge um seinen Sohn hatte ihn abgelenkt, was Fudoh sofort ausnutzte. Seine Hand fuhr zum Gürtel und kehrte mit einem Handlaser zurück. Ein gleißender Strahl blitzte auf und fuhr in die Lücke, die Harutos Schwertschlag in Mikis Schulter hinterlassen hatte.
    Fudoh lachte irre, als unter dem Plysterox-Panzer Funken sprühten. Miki registrierte einen Ausfall des Schultergelenks. Plötzlich hing sein Arm nur noch unnütz herab.
    »Fahr zur Hölle, Android!«, kreischte Fudoh.
    Miki taumelte zurück. Dann traf ihn die nächste Salve.
    ***
    Crow riss einen Streifen Stoff aus dem Hemd eines der Toten und säuberte notdürftig die Plysterox-Panzerung seiner Brust und Arme.
    Die blicklosen Augen, die ihn dutzendfach anstarrten, besaßen keinerlei Bedeutung für ihn. Die meisten Angreifer waren ohnehin kopflos geflohen, als er unter ihnen zu wüten begann. Elende Feiglinge! Doch so kurz der Kampf auch gedauert hatte, eines war ihm klar geworden: Mit den
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