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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt
Autoren: Jo Zybell
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»Also dann, mach’s gut.« Er winkte, drehte sich um und stapfte in den dunklen Wald hinein. Zum Glück schien der Mond jetzt richtig hell, sonst wäre er vor lauter Aufregung über den nächstbesten Ast gestolpert.
    »Du bist optimiert, Paul. Was sagst du dazu?« Auf halbem Weg zurück ins Lager setzte er den Teddy erst einmal in die Astgabel eines jungen Baumes. Er war bester Dinge. »Optimiert von einem Roboter! Das glaubt uns keine Sau!« Brainless Kid spürte sein Herz in den Schläfen pochen, spürte seine Nerven flattern. »Die werden vielleicht gucken, wenn ich ihnen das erzähle!«
    Obwohl er richtig gut drauf war, stopfte er sich ein Pfeifchen. Er brauchte jetzt dringend etwas Kiff, um sich zu beruhigen. Man begegnete schließlich nicht jedem Tag einem Roboter. »Das ist echt abgefahren, Paul. Oder was meinst du?«
    Er steckte sich das Pfeifchen zwischen die Zähne und drehte sich um. Noch immer glaubte er die bläulichen Augen des Roboters im Unterholz leuchten zu sehen. »Vielleicht schleicht er uns hinterher, Paul. Wäre nicht verkehrt, denn dann müssten uns die anderen auf jeden Fall glauben.« Er zündete sich sein Pfeifchen an. »Du verstehst doch, was ich meine, du optimierter Teddybär?« Er kicherte.
    Brainless Kid nahm einen tiefen Zug und noch einen, und nach und nach fühlte er sich ruhiger. Die Begegnung mit dem Roboter hatte ihn so richtig aufgewühlt. »Wann trifft man schon mal einen Roboter, oder, Paul? Noch dazu einen, der Teddys optimiert.« Brainless Kid schlug sich die Hand vor den Mund, um nicht laut herauszuprusten. »Eigentlich hab ich mir so einen Blechkerl ein bisschen anders vorgestellt, Paul, und du?« Paul antwortete nicht, dafür ging eine sanfte bläuliche Strahlung von seinem Bauch aus. »Du könntest ruhig mal was sagen, ohne dass man immer an der bescheuerten Strippe ziehen muss.« Brainless Kid kicherte. »Jetzt, wo du doch optimiert bist.«
    Er betrachtete seinen Teddy, und es kam ihm vor, als würde sich dessen blaue Farbe auflösen. »Man könnte meinen, du dampfst, Paul. Sag bloß, das liegt an deiner Optimierung.« Das Wort gefiel ihm immer besser. »Optimieren, Optimierung, optimiert – ob der Doc das Wort auch kannte? Optimieren, Optimierung, optimiert – das bedeutet, warte mal …« Er versuchte sich zu erinnern. »Einem die Qualidings verbessern und einem die Fähigkeiten erweitern – das hat er doch gesagt, Paul, oder?«
    Wieder drehte er sich um. Die blauen Leuchtaugen hatten sich nicht von der Stelle bewegt. »Er folgt uns, wetten? Hab nichts dagegen, ehrlich.« Brainless Kid tat einen tiefen Zug, nahm Paul von der Astgabel und stapfte durchs Unterholz. »Ganz bestimmt hat der Doc das Wort gekannt. Ganz bestimmt.« Er kicherte praktisch ununterbrochen, und wenn er sich umdrehte, schien es ihm, als würde sich der Abstand zwischen ihm und dem bläulich leuchtenden Augenpaar überhaupt nicht verändern. »Optimieren, Optimierung, optimiert … Doc Ryan wäre stolz auf mich!« Ihm wurde ganz warm ums Herz.
    Zurück im Lager, stapfte er zu Trashcan Kids Trike und warf sich kichernd auf den Beifahrersitz. Die Maschine wackelte, Trashcan Kid wachte auf und fuhr hoch. »Optimieren, Optimierung, optimiert, kapierst du, Trashie?« Brainless Kid hielt dem Anführer der Truppe den Teddy vor die Nase. »Seine Qualidings ist gesteigert. Paul hat jetzt optimierte Fähigkeiten.«
    Trashcan Kid setzte sich auf, blinzelte ihn an, fragte sich wohl, ob er wirklich wach war oder womöglich noch träumte.
    »Also der Reihe nach, Trashie, pass auf: Ich seh blaue Glühwürmchen, geh in den Wald, treff einen Roboter, und der optimiert mir meinen Teddy. Na?«
    Trashcan Kid schluckte, schüttelte sich, fuhr sich mit der Rechten über die Stirn. »Hast du sie noch alle?« Im nächsten Moment seufzte er. »Nein, natürlich nicht. Das Kiff hat jetzt wohl auch deine letzte Hirnzelle in Rauch aufgelöst.«
    »Hab ich’s nicht gesagt, Paul? Das glaubt mir keiner, hab ich gesagt.«
    Plötzlich begann der Teddy blau zu leuchten. Trashcan Kids Kinnlade sank nach unten. Seine Augen wurden seltsam starr.
    ***
    Frühling 2528
    Die Menge drängte zu einer auffallend großen, pyramidenförmigen Hütte nicht weit vom Dorfplatz, Faultier vorweg und Matt und Xij mittendrin. Das Paar hatte weniger denn je die geringste Chance, sich aus dem Staub zu machen – seit dem letzten Orakel des Teddys standen sie im Zentrum der Aufmerksamkeit praktisch aller Indios. Und die wirkten extrem aufgekratzt
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