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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt
Autoren: Jo Zybell
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Auf die Kapitulation der Kämpfer wegen Erschöpfung? Dann würde es bald vorbei sein. Oder auf den Tod möglichst vieler Affen? Das konnte noch dauern, denn bisher entdeckte Matt nur innerhalb der Kampfzone rund um Xij vier Affen, die reglos in ihrem Blut lagen, weil seine Gefährtin ihnen die Schädel eingeschlagen hatte.
    Ungefähr sieben Affen drückten sich an verschiedenen Stellen gegen das Gitter und leckten ihre Wunden. Die anderen – immerhin noch um die zwanzig – sahen nicht so aus, als würden sie in absehbarer Zeit schlappmachen.
    Nach weiteren zehn Minuten etwa war es dann endlich so weit: Der Chef reckte seine Klauenfaust mit Teddy in die Höhe und stieß einen Grunzer aus – das Ende des unwürdigen Spektakels, hoffte Matt.
    Innerhalb des Geheges war es inzwischen deutlich ruhiger geworden – bis auf Xij lagen, hockten oder knieten alle Kämpfer am Boden. Weil die Affen inzwischen auch die Lust am Prügeln verloren hatten, mussten die Indios sich nur noch vereinzelter halbherziger Attacken erwehren. Und Xij wurde überhaupt nicht mehr angegriffen. Die Affen hatten schnell gelernt und waren aus schmerzhafter Erfahrung klug genug, einen Bogen um sie zu schlagen.
    Auf Faultiers Zeichen hin eilten Workel und ein paar Indios zum Gittertor und zogen die innere Tür des Schleusenkäfigs hoch. Die ermatteten und aus etlichen Wunden blutenden Indios im Gehege schleppten sich zum Eingang. Weil die Affen auf jeden losgingen, der sich bewegte, erbarmte sich Xij, die offensichtlich noch Kraft hatte, und hielt die Tiere durch Stockhiebe von den anderen fern. Rückwärts bückte sie sich als Letzte in die rettende Käfigschleuse.
    Deren Innentür fiel herunter, außen öffnete Workel das Gittertor – die Kämpfer taumelten ins Freie. Der große Schiefhals klatschte in die Hände, sprang hin und her, deutete ständig auf Xij und rief Dinge wie »Bravo!«, »Tapfer!«, »Allerbeste Frau!« und »Meine, meine!« – was Matt ganz und gar nicht behagte. Schiefhals betrachtete Xij tatsächlich als sein Eigentum.
    Xij aber flüchtete sich in Matts Arme. Sie zitterte am ganzen Körper, schien vollkommen herunter mit den Nerven.
    Die Stimmung unter den Indios war dagegen ausgelassen. Überall wurde gelacht und geschnattert. Einige liefen mit Körben und Krügen herum, verteilten Wasser und Früchte an alle, die an einem Wettkampf teilgenommen hatte, auch an Matt und Xij. Andere verbanden die Wunden der Affenkämpfer.
    Es dauerte nicht lange, da verlangte Schiefhals Workel von Xij und Matt, sich mit den anderen Wettkämpfern in einer Reihe aufzustellen. »Chef will Sieger ehren«, erklärte der große Kerl.
    Matt schielte nach der Laserpistole am Hals des Hünen, doch der wandte sich schon wieder ab. Vier seiner Jäger, alle mit bedrohlich gesenkten Speeren, forderten sie mit unmissverständlichen Gesten auf, ihrem Anführer zu folgen.
    Matt und Xij erhoben sich und machten sich auf den Weg zur Mitte des Dorfplatzes, wo schon die anderen Wettkämpfer sich sammelten. »Siegerehrung?«, knurrte Matt. »Klingt gut, gefällt mir aber trotzdem nicht. Hier läuft alles irgendwie verkehrt ab. Wie ein Zerrbild der Wirklichkeit.«
    »Ich habe jedenfalls gut gekämpft!«, stellte Xij Hamlet klar. »Sie müssen mich zur Siegerin küren, so viel ist klar. Wenn ich mir meinen Gewinn aussuchen kann, werde ich eine Eskorte fordern, die uns aus diesem Dschungel bringt.«
    »Manchmal erscheinst du mir unglaublich naiv.« Matt seufzte. »Hast du noch nicht mitgekriegt, dass Workel dich als sein Frauchen betrachtet? Rechne mal lieber nicht damit, dass er dich gehen lässt.«
    Von denen, die im Affenkäfig gekämpft hatten, konnte sich – abgesehen von Xij – nur noch einer auf den eigenen Beinen halten. Die anderen Fünf hockten ermattet und mit hängenden Köpfen im Gras. Der Großteil der Wettkämpfer aber, die Sänger, die Pinkler und die Springer, stellten sich in Reih und Glied auf. Eine zweite Reihe von Indios, die nicht gekämpft hatten, ging hinter ihnen in Stellung. Darunter sah Matt auch Workel und seine Jäger. Der Anblick bereitete ihm Bauchschmerzen.
    Alle anderen Indios des Stammes ließen sich am Rande des Dorfplatzes im Gras nieder. Es wurde leise getuschelt und gestikuliert. Matt hatte nicht die geringste Ahnung, was nun folgen würde.
    Und dann kam Faultier heran. Seine Indios rund um den Dorfplatz verstummten. Eine beinahe feierliche Stille kehrte ein. Der Chef blieb vor Matt und Xij stehen, die am Beginn der Reihe
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