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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt
Autoren: Jo Zybell
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vorbei.
    Brainless Kid folgte ihrer Blickrichtung und schaute Paul an. Der leuchtete unheimlich blau.
    »Er ist optimiert, wisst ihr …?« Brainless Kid erschrak vor seiner eigenen heiseren Stimme. »Ein Diamant …« Er schluckte. »Ein Roboter …« Was war los mit den anderen? Warum starrten sie den Teddy an, und warum rührten sie sich nicht mehr? »Also gut, ich erzähl’s euch, hört zu …« Die Stimme versagte ihm.
    Auch keiner der anderen sagte was. Nicht einmal Loola, die doch so gut wie nie Ruhe gab. Oder Trashcan Kid, der ausnahmsweise mal nicht erklärte konnte, wo es lang ging. »Hey, Trashie …« Brainless Kid berührte ihn an der Schulter, schüttelte ihn. »Sag doch was.«
    »Was«, kam es aus Trashies Mund, und es klang hohl und düster; so sprach er sonst nie.
    Und jetzt war es Brainless Kid, der es mit der Angst bekam. »Hey, was ist mit euch los? Bewegt euch doch, sagt doch was!«
    Schlagartig begannen alle, sich zu bewegen. Sie sprangen hoch, sie schüttelten die Glieder, sie drehten sich um sich selbst – und während sie so gespenstig herumzappelten, sagten sie »was«, immer wieder: »Was, was, was.«
    Das machte Brainless Kid ziemlich fertig. Er hatte zu viel Kiff geraucht, ohne Zweifel. Nun, das konnte schon mal passieren, jetzt nur nicht den Kopf verlieren. »Hört auf!« Sie gehorchten sofort, standen still, starrten den Teddy an, rührten sich nicht mehr.
    »Weißt du was, Paul?« Brainless Kid sah seinem Freund ins grinsende Gesicht. »Deine Optimierung macht mich echt fertig. Geh schlafen.« Er steckte ihn in die Innentasche seines Mantels. Doch das blaue Leuchten drang durch den Stoff hindurch.
    Brainless Kid blies die Backen auf. »Es reicht.« Er kletterte vom Beifahrersitz nach draußen und ging an den anderen vorbei ein paar Schritte in den Wald hinein. Nicht weit; und nur um nicht länger diese horrormäßigen Menschenstatuen sehen zu müssen. Und vor allem nicht Trashcan Kids leeres Gesicht.
    Brainless Kid kam richtig schlecht drauf, er tastete nach seinem Pfeifchen.
    »Hallo, Doc«, sagte Johnnys hohle Stimme hinter ihm. Brainless Kid fuhr herum. »Wie schön, dich wiederzusehen.« Sie lächelte, wie der Doc gelächelt hatte nach der Nacht, in der er zum letzten Mal »kein Kind von Traurigkeit« gewesen war und aus toten Augen die Deckplanken über sich angestarrt hatte. Genau so lächelte Johnny. Und wohin lächelte sie? In ein Geiergesicht mit blau leuchtenden Augen.
    Der Roboter stand höchstens zwanzig Schritte entfernt von Trashies Trike.
    »Sehe ich dich doch noch einmal, Paddy?«, hörte Brainless Kid die Soldatenwitwe sagen. »Ich bin so glücklich …« Sie tat ein paar Schritte auf den Roboter zu. »O Paddy-Schatz …«
    Brainless Kid begann zu zittern, kalter Schweiß brach ihm aus.
    »Eine Göttin«, sagte Monsieur Marcel mit dunkler, hohler Stimme. »Willkommen, Venus – ’ast du uns Sterbliche also nischt vergessen? Komm, in unserem Liebeslager ist Platz für drei …«
    »Himmel, diese Titten …« Trashcan Kid war aus dem Unterstand geklettert.
    »Daddy«, piepste Peewee, »da bist du ja, Daddy …«
    Brainless Kid gruselte es dermaßen, dass er leise zu kichern begann. Er verkniff es sich, denn er musste pinkeln. Dringend. Auf seiner Brust leuchtete der Mantelstoff blau.
    »Ja ich bin es«, sagte der Roboter. »Und nun folgt mir. Ich bringe euch zur Pyramide.«
    Er redete, als würde er jedes einzelne Wort ablesen. Dann drehte er sich um und rollte durchs Unterholz dem Weg entgegen. Bewegung kam in die anderen. Sie gingen ihm hinterher.
    Nass und warm wurde es Brainless Kid zwischen den Beinen. »Shit, ich pinkel mir in die Hosen …« Er schwor sich, nie wieder Kiff zu rauchen. Oder zumindest konnte er sich in diesem Moment sehr gut vorstellen, einen solchen Schwur in nächster Zeit mal zu tun.
    Als er seinen Schrecken halbwegs überwunden hatte, folgte er seinen neuen Freunden und dem Roboter auf den Fahrweg. »Hey!«, rief er ihnen nach, doch niemand reagierte. »Was is mit den Maschinen?«
    ***
    Frühling 2528
    Schiefhals Workel hockte auf ihm, hielt seinen Hals von hinten umklammert und schlug ihm das Gesicht in den Waldboden. Obwohl Matt Drax die hässliche Szene beobachtete, wie man ein Traumbild oder eine Filmsequenz beobachtet, spürte er doch das drückende Gewicht des großen Indios im Rücken, fühlte das Kratzen und Peitschen von Dornengestrüpp im Gesicht, erlebte die Luftnot so deutlich, als würde er jeden Moment ersticken.
    Er
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