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324 - Eine neue Chance

324 - Eine neue Chance

Titel: 324 - Eine neue Chance
Autoren: Michelle Stern
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lumineszierenden Wand- und Deckenlicht schienen sich ihre Konturen aufzulösen... oder nein: Sie war tatsächlich halb durchsichtig! Eine Folge des drohenden Paradoxons? Matt lief es kalt den Rücken herunter. Was würde wohl passieren, wenn sie ihr Pendant dieser Zeit berührte ?
    »Du bist auf dem Weg zur Außenschleuse, um mich aufzutauen, oder?«, ließ sich Grao’sil’aana vernehmen.
    Xij nickte fahrig, anscheinend immer noch beeindruckt von der plötzlichen Begegnung, und Matt folgerte: »Dann sind wir also tatsächlich vor der Zeit hier angekommen. Wir müssen schnellstens zu den Speicherwaben und... he, was soll das? Warte!«
    Xij war unvermittelt losgelaufen, ihrem Ich aus der Zukunft hinterher. Was zum Teufel hatte sie vor?
    »Xij!« Matt zerquetschte einen Fluch zwischen den Zähnen. Was war los mit ihr?
    Siedend heiß kam ihm zu Bewusstsein, dass Xij, bevor sie den Flächenräumer verließen, unter dem Einfluss von Manil’bud gestanden hatte, ihrer ersten Existenzform. Die wiederum war vom Streiter beeinflusst worden, der sie zur Saboteurin werden ließ. Hatte das auch Auswirkungen auf ihr anderes Ich?
    »Xij! Bleib stehen!« Matt rannte ihr nach. Hinter ihm fluchte nun auch Grao’sil’aana auf Daa’murisch. Was würde passieren, wenn Xij sich selbst berührte? Schreckliche Szenen spielten sich in Matts Fantasie ab, angefeuert von der Erinnerung an Science-Fiction-Romane, die er als Jugendlicher gelesen hatte. Das ging von einer Materie-Antimaterie-Reaktion über die Entstehung eines Schwarzen Lochs bis zur Implosion des Universums.
    Xij hörte nicht auf ihn. Sie erreichte ihr zweites Ich – und packte es an der Schulter.
    Ihre Finger glitten durch den anderen Körper hindurch. Verblüfft blieb sie stehen.
    Matt hielt den Atem an. Nichts war geschehen. Die Zeit schützt sich selbst, schoss es ihm durch den Kopf. Sie verhindert, dass es zu einer Berührung kommt!
    Die zweite, durchsichtig erscheinende Xij wurde langsamer und drehte sich um. Hatte sie die Berührung wahrgenommen? Sie suchte den Gang mit Blicken ab, schien aber nichts zu entdecken.
    Matt erinnerte sich: Hatte er nicht vor ihrer Flucht den Eindruck gehabt, aus den Augenwinkeln schemenhafte Gestalten zu sehen, die verschwunden waren, wenn er hinschaute?
    Ein neuerliches Schaudern überkam ihn. Was, wenn er damals – beziehungsweise in naher Zukunft – sich selbst, Xij und Grao gesehen hatte? Bedeutete das nicht, dass es schon damals passiert sein musste? Dass sie nun erlebten, was bereits Geschichte war?
    Matt schüttelte die verwirrenden Gedanken ab und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Der Blick der Geistergestalt wandte sich von ihm ab. Xij musterte Xij. Beide verharrten, wie Statuen. Ein Zwillingspaar aus Stein.
    Einen Augenblick stand für Matt die Welt still. Würde die andere Xij doch noch reagieren und damit vielleicht das Zeitparadoxon auslösen?
    Sekunden verstrichen, dann wandte sich die durchscheinende Xij ab und setzte ihren Weg zu den äußeren Ringen fort.
    Xij stand benommen vor ihm. Matt fasste nach ihrem Oberarm. Der anfängliche Ärger wich der Sorge. »Alles okay?«
    Sie nickte und sah langsam zu ihm auf. »Tut mir leid. Ich... ich wollte mich aufhalten; ich weiß nicht, warum. Ist das nicht verrückt?«
    Es war nicht die Zeit, ihr Vorwürfe zu machen. Matt beschäftigte eine andere Frage: »Kannst du dich an diese Begegnung erinnern? Ich meine, aus Sicht deines anderen Ich?« Das wäre ein Beweis dafür gewesen, dass sich die Geschehnisse wiederholten.
    Xij schüttelte langsam den Kopf. »Ich... ich weiß es nicht mehr«, sagte sie. »Ich stand unter Manil’buds Einfluss, meine Erinnerung ist verwaschen.«
    »Ich hatte den Eindruck, als könnte sie uns wahrnehmen, solange wir uns bewegten«, sagte Grao.
    Matt sah der davoneilenden Xij aus der anderen Zeitebene hinterher. Dann erzählte er von den Schemen, die er damals zu sehen geglaubt hatte.
    »Aber warum sehen wir die anderen dann so deutlich?«, fragte Xij.
    Matt zuckte die Achseln. »Vielleicht, weil wir es wissen «, vermutete er. »Damals hatten wir noch keine Ahnung von dieser zweiten Zeitebene, in der wir uns befinden.«
    Sie setzten sich wieder in Richtung der Speicherzellen in Bewegung. »Je früher wir den zweiten Schuss abgeben, desto besser«, sagte Matt. »Denkt an die Hydriten und an Vogler, oder eben an Manil’bud: Schon die bloße Annäherung des Streiters hat verheerende Folgen auf telepathisch Begabte. Wenn es auf der ganzen Welt so
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