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324 - Eine neue Chance

324 - Eine neue Chance

Titel: 324 - Eine neue Chance
Autoren: Michelle Stern
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zu verändern? Oder war das eine Besonderheit, die nur sie und den Geist der Hydree betraf? Weil Manil’bud so lange eins mit ihr gewesen war, jetzt aber nicht mehr?
    In der Lagunenstadt des Jahres 1348 hatte sich der Geist der Hydree von ihr getrennt, war in der Parallelwelt zurückgeblieben – und hatte Xij wieder zu einem eigenen, selbstbestimmten Ich verholfen. Dafür war sie ihr dankbar, auch wenn sie damit das Wissen und die Fähigkeiten Manil’buds verloren hatte – vermutlich auch die des Geistwanderns. Ihr nächster Tod konnte also endgültig sein.
    Ein Grund mehr, es herauszufinden, dachte Xij. Wenn ich Kontakt zu Manil’bud aufnehme, könnte sie uns helfen, den zweiten Schuss abzufeuern. Vorausgesetzt, es gelingt mir, den Einfluss des Streiters zu brechen.
    Zugegeben, die Chance war gering. Aber immer noch besser, es wenigstens zu versuchen, anstatt hier tatenlos herumzustehen und den Speicherwaben beim Flimmern zuzusehen.
    Das Magtron arbeitet selbstständig, dachte Xij. Vermutlich können es Personen aus der anderen Zeitlinie nicht mal wahrnehmen .
    Es war entschieden. Sie warf einen letzten Blick auf den Supermagneten, dann lief sie los, zur Außenschleuse auf der anderen Seite der Anlage.
    Auf dem Weg durch den inneren Gang schreckte sie zurück, als sich plötzlich ein schillerndes Gebilde aus der Wand schob. Es war die Zeitblase, durch die sie gekommen waren – und in Kürze gehen würden. Wie ein riesiger Ballon glitt die Sphäre durch die ringförmig angeordneten Stabilisatoren der Anlage. Sie schillerte wie Myriaden geschliffener Facetten. In ihrem Inneren wechselten sich die Szenen der Erdepochen in schneller Folge ab.
    Xij wich der Blase aus – und erstarrte. Keine zwei Schritte vor ihr stand Matthew Drax! Der alternative, halb durchsichtige Matt. Er begutachtete die neu entstandene Zeitblase. Eilig huschte Xij an ihm vorbei und hoffte, dass er sie nicht sehen würde.
    Das Geräusch ihrer Stiefel auf dem Bionetikboden erschien ihr übermäßig laut. Doch Matt folgte ihr nicht. Als sie zurücksah, stand er noch immer dort.
    Augenblicke später erklang eine Durchsage von Miki Takeo, Matt Drax möge schnellstmöglich zu ihm kommen. Er machte sich eilig auf den Weg. Und Xij setzte ihren Weg zur Schleuse fort.
    Außer Atem erreichte sie die Kammer, in der Grao’sil’aana bei Minustemperaturen aufbewahrt wurde – im Winterschlaf und handlungsunfähig. Sein thermophiler Körper war wortwörtlich auf Eis gelegt. Die Maßnahme war notwendig, weil der Streiter ihn schon einmal übernommen und zu einer Kampfmaschine gemacht hatte.
    Und genau das sollte wieder passieren – indem sich der Streiter diesmal Manil’buds Geist und Xijs Körper bediente, um den Daa’muren aufzutauen.
    Xij hielt an. Sie sah sich selbst, wie sie an den Temperaturreglern herumhantierte. Dann ging ihr zweites Ich hinüber zu Grao’sil’aana. Mit beiden Händen schaufelte es Schnee und Eis von ihm fort. Es dauerte nicht lange, bis der Daa’mure sich zu bewegen begann.
    Die alternative Xij kümmerte sich nicht weiter um ihn. Sie wankte auf die äußere Schleusentür zu, die hinaus in die Eisspalte und an die Oberfläche führte. Mit Schaudern erinnerte sich Xij an Fragmente ihres Kampfes, den sie damals gegen Manil’buds Geist ausgefochten – und den sie verloren hatte.
    Während sich Grao von seinem eisigen Lager erhob und durch die innere Schleuse in den Flächenräumer vordrang, begann seine Befreierin damit, sich zu entkleiden. Manil’bud hatte vor, sie nackt ins Eis zu schicken, hinaus in den Sturm und den sicheren Tod.
    Auch die Xij, die sich nun dabei beobachtete, fröstelte. Dann trat sie entschlossen vor und ging auf ihr altes Ich zu. »Hör auf, Manil’bud!«, sagte sie laut auf Hydritisch. Die Wut und die Hilflosigkeit der damaligen Situation hallten in ihr wider. Doch diesmal wurde sie nicht von dem hydreeischen Geist beeinflusst. Ihr Verstand blieb klar.
    Manil’bud reagierte nicht. Sie schien sie nicht zu hören.
    Dann eben auf die harte Tour , dachte Xij und trat in sich selbst ein. Sie konzentrierte sich. Kälte umgab sie, die sie am ganzen Körper zittern ließ. »Kannst du mich hören, Manil’bud?«, formulierte sie in Gedanken.
    Einen Moment tat sich nichts. Dann erfolgte eine Reaktion. Ihr zweites Ich hielt darin inne, sich auszuziehen.
    »Was...?«, setzte Manil’bud an.
    Xij frohlockte. »Du kannst mich hören! Ich wusste es!«
    Keine Antwort. Aber Xij spürte deutlich, wie Manil’bud sich
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