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320 - Die Schlacht von Dapur

320 - Die Schlacht von Dapur

Titel: 320 - Die Schlacht von Dapur
Autoren: Sascha Vennemann Christian Schwarz
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ihnen liegenden Stunden der Flucht etwas anderes zu Gesicht bekommen.
    Grao und Xij machten gerade die Pferde an einem toten Baum fest, der hier, im Schatten eines Felsüberhanges, vor langer Zeit sein letztes Laub abgeworfen hatte. Die Tiere waren schweißnass und am Ende ihrer Kräfte – genau wie ihre Reiter. Mit hängenden Köpfen standen sie da.
    Matts Blick tastete den weit sichtbaren Horizont ab. In den schmalen roten Streifen schob sich soeben der glühende Rand der Sonne. Sein ganzer Körper zitterte vor Erschöpfung; der schnelle Ritt auf den gut ausgebildeten und fein reagierenden Hethiterpferden war seinen Beinen, Armen und vor allem seinem Hintern nicht sonderlich gut bekommen.
    Zunächst waren ihnen rund ein Dutzend Soldaten aus Dapur mit Fackeln nachgeritten, aber die hatten die Verfolgung schnell abgebrochen. Die sonst so mutigen Kämpfer hatten wohl Angst davor, Dämonen aus dem Tor zur Unterwelt nachts in die offene Wüste zu folgen. Grao’sil’aanas Formwandlerfähigkeiten, die er bei der Flucht demonstriert hatte, hatten wohl die letzten Zweifel beseitigt, dass sie tatsächlich Höllenwesen waren.
    Trotzdem waren die Flüchtigen bis jetzt durchgeritten, um bei Tagesanbruch möglichst weit von Dapur entfernt zu sein.
    Mit einem Stöhnen plumpste Xij neben Matt in den Sand und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Unterarme. »Ist eine Weile her, dass ich geritten bin.« Sie lachte leise. »Dabei sind Gäule wohl das Fortbewegungsmittel, das ich in meinen ganzen Leben neben meinen eigenen Füßen am häufigsten genutzt habe.« Die Pferde schnaubten leise, als ahnten sie, dass von ihnen gesprochen wurde.
    »Die Tiere brauchen dringend Wasser«, meinte Grao aus dem Hintergrund. Er behielt seine menschliche Form als Hermon aufrecht und strich seinem Hengst über die zitternden Flanken.
    »Wir auch, aber die Pferde sind wichtiger, ich weiß«, antwortete Matt zähneknirschend und ließ seine geschwollene Zunge im trockenen Mund wandern. Er ahnte, dass sein beginnender Kopfschmerz vor allem auf die Dehydrierung zurückzuführen war. Am Sattelzeug eines der Pferde hatten sie zwei halbvolle Wasserschläuche entdeckt, aber bisher nichts davon zu trinken gewagt, denn sie wussten ja nicht, was noch kommen würde. »Etwas zu essen wäre auch nicht schlecht. Könntest du nicht vielleicht einen Schakal oder ein Wildkaninchen jagen, Grao?«
    »Könnte ich schon«, erwiderte der Daa’mure. »Aber willst du das Fleisch roh essen? Wir können kein Feuer machen. Vielleicht sind Hethiter oder Ägypter in der Nähe.«
    »Okay, auf Schakal-Sushi habe ich jetzt wirklich keine Lust. Spätestens bis heute Abend sollten wir ohnehin befestigte Wege erreichen, die uns hoffentlich zu einer Siedlung, Oase oder Karawane führen. Wenn die Pferde bis dahin durchhalten.«
    Grao ließ die Pferde einige Schlucke aus der hohlen Hand saufen, die er zu einer Schale formte. Auch Matt und Xij tranken einen Schluck aus dem Wasserschlauch. Der Daa’mure verzichtete; er kam mit diesem Klima bestens zurecht.
    Xij streckte die Arme und ließ sich nach hinten fallen. »Wir sollten eine Mütze Schlaf nehmen, solange es noch einigermaßen kühl ist. Hier gibt es ein bisschen Schatten für die Pferde und uns. Wenn die Gluthitze des Mittags vorüber ist, können wir uns wieder auf den Weg machen.«
    Matt stützte sich beim Aufstehen mit einer Hand ab und richtete sich wieder auf. Seine Muskeln brannten, und irgendetwas in seinem Kreuz knackte verdächtig. »Etwas Schlaf tut uns sicher gut. Aber zuerst sollten wir kurz unsere Optionen überdenken«, meinte er ernst. »Durch das Zeitportal zu verschwinden wird schwierig werden. Nicht nur, dass wir in der Stadt gesucht werden; es erscheint nur noch sporadisch.«
    »Aber wenigstens regelmäßig«, fügte Xij Hamlet an. »Und es kündigt sich mit einem Beben an.«
    »Venedig?«, warf Grao ein, und präzisierte: »Schließlich haben wir das Portal dort schon zweimal benutzt; warum nicht ein drittes Mal?«
    Matt schüttelte den Kopf. »Erstens existiert Venedig in dieser Zeit noch gar nicht. Und zweites entsteht die Zeitblase dort erst im Mittelalter.« Das erinnerte ihn an die Besonderheit des Tores in Dapur. »Das hiesige Portal scheint schon länger zu bestehen«, fuhr er fort, »öffnet sich aber immer wieder neu. Dass wir ausgerechnet zu dieser Zeit herausgekommen sind, war purer Zufall.«
    Xij wandte, auf dem Rücken liegend, den Kopf und sah ihn an. Ihre kurzen Haare malten dabei Muster
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