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320 - Die Schlacht von Dapur

320 - Die Schlacht von Dapur

Titel: 320 - Die Schlacht von Dapur
Autoren: Sascha Vennemann Christian Schwarz
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Stadtmauer schloss hier direkt mit einem senkrecht abfallenden Felsen ab.
    Der Wind pfiff um die Mauern und produzierte merkwürdig klagende Laute, aber der Daa’mure ließ sich davon nicht ablenken. Behände kletterte Grao an der Mauer hoch. Die Saugnäpfe verliehen ihm Halt.
    Zwischen zwei Zinnen glitt er auf den Wehrgang dahinter, nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Weg frei war. Dann bildete er die Gestalt eines hethitischen Kriegers inklusive Kleidung nach und schritt ganz offen den Wehrgang entlang. Eine Zweier-Patrouille kam ihm entgegen, und Grao wagte es, einige Worte mit ihnen zu wechseln. Vielleicht würde er sich später noch verständigen müssen, da war es besser, es jetzt zu testen.
    Und er tat gut daran! So perfekt der Translatorchip in seiner Stirn die gebräuchlichen Sprachen der Erde auch übersetzte – in Nesili [4] , wie die Hethiter ihr Idiom nannten, schien er alles andere als perfekt zu sein.
    Misstrauisch richteten die Wachen ihre Speere auf ihn. »Du stammst nicht von hier!«, sagte ihm einer der Männer auf den Kopf zu. »Wer bist du?«
    Vermutlich fühlten sie sich überlegen, da Grao keine sichtbare Waffe bei sich trug. Sie bereuten ihre Nachlässigkeit jedoch, als er beide Hände blitzschnell zu langen Klingen formte und damit ihre Hälse durchbohrte. Die Wachen brachten keinen einzigen Laut bis auf ein leises Gurgeln hervor.
    Grao ließ die Leichen über die Brüstung nach unten fallen, wo man sie zwischen den Felsen vor Tagesanbruch kaum entdecken würde. Dann nahm er die Gestalt eines der Toten an und griff nach der zweischneidigen Kampfaxt, die er ihm zuvor abgenommen hatte. Über eine Leiter stieg er vom Wehrgang in die Stadt hinunter, in der zahlreiche Öllampen, Fackeln und große Feuer brannten. In den Straßen war noch immer viel los.
    Unbedrängt und unbeachtet drückte sich der Daa’mure durch das Gewühl. Im Stadtteil, in dem sich der Gefängnistrakt befand, war es ruhiger und dunkler. Das kam ihm entgegen. Offen ging er auf die beiden Wachen zu, die den Haupteingang sicherten. Sie kreuzten ihre Speere. »Ah, Urchiteschup, du bist es«, sagte der linke Mann plötzlich. »Was willst du hier? Du hast doch gar keinen Wachdienst.«
    Im nächsten Moment brach der Schädel des Mannes mit einem hässlichen Geräusch. Grao ließ die Kampfaxt stecken und griff die zweite Wache an. Mit tödlicher Präzision packte er den Kopf des Mannes und drehte ihn, bis das Genick brach.
    Das alles hatte kaum drei Sekunden gedauert. Grao schaute sich kurz um, dann schleifte er die Toten in eine finstere Gasse. Der Weg war frei. Er drang in das Gefängnis ein. Auf seinem Weg tötete er drei weitere Wachen und erreichte schließlich die Zelle, in der Mefju’drex und Xij warteten. Auch die beiden Wachleute und der Zauberer, die auf dem Boden saßen und im Fackelschein würfelten, waren kurz darauf bei ihren Vorvätern.
    Grao wuchtete die Zellentür auf. »Los, kommt!«, zischte er.
    Matthew Drax und Xij Hamlet huschten heraus. Matt verzog das Gesicht, als er die Leichen sah. »Musste das sein? Es hätte genügt, wenn du sie betäubt hättest.«
    »Jeder tote Feind ist einer weniger«, erwiderte Grao’sil’aana lakonisch. »Was ist jetzt? Kommst du oder willst du Reden schwingen?« Er ging mit schnellen Schritten voraus. Matt und Xij folgten ihm. Da sie nicht wussten, wie lange sie bis zum nächsten Beben in der Kammer ausharren mussten, organisierte Grao unterwegs Nahrung und Wasser. Dazu brauchte er sich nur an verschiedenen Ständen zu bedienen; niemand wagte es, gegen einen Soldaten des Königs aufzubegehren.
    Durch die weniger beleuchteten Stadtteile drangen sie bis zu den Steinstufen vor, die zum Tor zur Unterwelt führten. Niemand war hier. Unbehelligt konnten sie in den Höhlenkomplex eindringen.
    »Aiiiiii!«
    Der laute Schrei ließ die Gefährten zusammenzucken. Im nächsten Moment drangen in der mit Fackeln beleuchteten Höhle zwei Dutzend hethitischen Soldaten mit erhobenen Kampfäxten und Schwertern auf sie ein. Ganz offensichtlich hatte Kommandant Tuthaljia Vorsorge getroffen, damit seine Gefangenen keine Verstärkung aus dem finsteren Dämonenreich erhielten.
    Über zwanzig bewaffnete Feinde – das war selbst für einen Gestaltwandler wie Grao eine zu harte Nuss. »Rückzug!«, befahl Matt. Sie warfen den Angreifern die gesammelten Vorräte entgegen, fuhren herum und flüchteten aus der Höhle.
    Hinter ihnen ertönten laute, schrille Rufe. Und das lang gezogene Tröten
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