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320 - Die Schlacht von Dapur

320 - Die Schlacht von Dapur

Titel: 320 - Die Schlacht von Dapur
Autoren: Sascha Vennemann Christian Schwarz
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stehlen, hatte er kurzerhand beschlossen, die verbliebenen Ziegen zu essen, das Land brach liegen zu lassen und sich ganz auf das Eigentum anderer zu spezialisieren.
    Annitas machte sich möglichst klein unter seinem Tuch. Tamasqu ist ein Garten voller reifer Früchte. Es muss nur jemand kommen und die Ernte einfahren. Aber man muss auch wissen, wann es genug ist...
    Seine Beutezüge waren immer nur von kurzer Dauer, aber oftmals ertragreich. Die eine oder andere Geldkatze hier, ein wenig getrocknetes Fleisch, Schmuck oder Geschmeide von Markt dort... Im Hinterland ließ sich alles mit Gewinn verkaufen, vor allem an Reisende, die das Diebesgut weit wegtrugen und gut zahlten.
    Annitas verfolgte die ägyptische Suchaktion dieses Mal mit einer gewissen Anspannung. Er hoffte, dass sie sich wie üblich nur kurz mit ihm aufhalten würden. In ihren Augen war er Abschaum, nicht mehr wert als der Staub zwischen ihren Zehen. Aber so, wie sie sich heute benahmen, konnte man nie wissen. Auf jeden Fall war es bereits zu spät, vor ihnen zu flüchten. Er hätte sich nur verdächtig gemacht.
    Wutschnaubend stampfte der Anführer des Wachtrupps aus der Tür und wies seine Untergebenen an, sich die nächsten Häuser vorzunehmen, während er auf der Straße stehen blieb. Annitas versuchte abzuschätzen, wann sie auf seiner Höhe sein würden. Sie waren noch zwei Türen entfernt.
    Die gestohlenen Pferde würden sie niemals finden. Er hatte sie längst in die Berge gebracht, in geheime Höhlengänge unter der Erde, die nur er kannte.
    Annitas ließ seine Gedanken schweifen, um seine Nervosität zu überspielen, kauerte sich im Schatten an die Wand des Lehmhauses, zog die Knie an und verbarg seinen Lockenkopf in dem schmutzigen Leinentuch, das er als Kleidung trug. Als die Stadtwache an ihm vorbeimarschierte, zog er unwillkürlich den Kopf ein. Annitas hörte, wie sich Schritte näherten und sich einer der Soldaten zu ihm herabbeugte.
    »Was ist mit dem hier?«, rief der Mann über ihm.
    »Was soll mit ihm sein?«, grollte der Anführer, der schon weiter die sandige Gasse hinaufgegangen war. »Lass den Bettler liegen! Oder meinst du, dass der Mistkäfer auf den Gäulen liegt?«
    »Vielleicht weiß er etwas oder hat etwas gesehen.« Der Soldat beugte sich noch weiter zu Annitas herab. Der atmete flach und regelmäßig und tat, als ob er schlafe.
    Der Ägypter rümpfte die Nase. »Bei Seth, schon gut«, meinte er. »Der stinkt wie ein ganzes Fass Wein! Den würden wir wohl gar nicht wachkriegen.« Er richtete sich auf und ging zu seinen Kameraden.
    Annitas Herzschlag begann sich zu normalisieren. Der Fusel hatte ihn gerettet, sonst hätte ihn der Soldat möglicherweise verprügelt.
    Vielleicht ist es besser, ich verschwinde ein paar Tage aus der Stadt, bis sich die Dünen wieder geglättet haben...
    Ganz kurz schweiften seine Gedanken zurück. Als er am gestrigen Abend zurück nach Tamasqu gekommen war, hatte er nur ein Ziel gekannt: die Schänke »Zum liebeshungrigen Schakal«. Er hatte ein gutes Geschäft mit einem der gestohlenen Pferde getätigt und plante, seinen Verdienst in Glücksspiel und in süßen, mit Palmzucker versetztenWein zu investieren. Das hatte er, nach einem Trankopfer für die Götter, auch reichlich getan. Und so war es keine Frage, warum nun sein Schädel schmerzte und es in seinen Eingeweiden rumorte.
    Wenig später verschwanden die Wachen aus der Gasse. Annitas wartete noch einen Augenblick, bevor er aufstand, sich unauffällig in Richtung des Stadttores auf den Weg machte und ins pralle, bunte Leben der Stadt eintauchte. Er füllte seinen Wasserschlauch an einem der Brunnen, erbettelte sich ein paar Früchte für den halbtägigen Fußmarsch zu seinem Dorf und nahm dafür ein paar Fußtritte und Beleidigungen in Kauf.
    Die Wache am Tor musterte ihn argwöhnisch, als er die Stadt verließ. Ganz kurz warf Annitas einen Blick in die Stallungen an der Stadtmauer neben dem Tor, als er vorbei humpelte. Die Ägypter hatten ihre Posten verdoppelt. Weinschläuche schien es dort keine mehr zu geben. Zudem stak der Kopf des Wachkommandanten, der den Verlust der Pferde zu verantworten hatte, auf einem Speer neben dem Tor.
    Wie praktisch, wenn sich die Sumpfratten gegenseitig umbringen...
    Es konnte durchaus doch noch ein schöner Tag werden.
    ***
    Matthew Drax atmete erleichtert auf, als er endlich ein Dorf im schwindenden Abendlicht ausmachte. Es lag etwas abseits der breiten... Straße konnte man es nicht nennen, was sich
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