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320 - Die Schlacht von Dapur

320 - Die Schlacht von Dapur

Titel: 320 - Die Schlacht von Dapur
Autoren: Sascha Vennemann Christian Schwarz
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weiterhin die Hütten. Ab und zu bewegten sich die Stofffetzen, mit denen die Fenster verhängt waren, aber man konnte nicht genau sagen, ob das vom leichten Wüstenwind herrührte oder von Händen, die sie vorsichtig beiseiteschoben.
    Schließlich wurde doch einer der Türvorhänge geöffnet. Ein junger, abgerissen wirkender Mann erschien. Vorsichtig kam er auf sie zu. Sein Blick wanderte argwöhnisch zwischen den Fremden hin und her und hellte sich deutlich auf, als er an den Pferden haften blieb.
    »Du bist ein Hethiter«, sprach der Mann in gebrochenem Nesili Grao an. Dank des Translators verstand Matt fast jedes Wort. »Mein Name ist Annitas! Ich hatte in Tamasqu hethitische Freunde, weißt du, und von ihnen das Nesili gelernt. Aber sie sind geflohen, seit wieder Krieg herrscht zwischen Ägyptern und den Chatti. Schade, sie waren gute Freunde. Was führt euch in unser bescheidenes Dorf?«
    »Wir sind auf der Durchreise«, erwiderte Matt an Graos statt.
    Annitas horchte auf. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass der große hellhäutige Mann ebenfalls die hethitische Zunge beherrschte. »Natürlich seid ihr das. Wollt ihr nach Tamasqu, der schönsten Stadt der Welt? Ist nicht mehr weit von hier.«
    Xij warf Matt einen »Na-was-habe-ich-gesagt?«-Blick zu.
    Annitas bewunderte die Pferde nun offen. »Ihr verfügt über prächtige Tiere, fürwahr. Hethiterpferde, das sehe ich an den eingebrannten geflügelten Sonnen auf der Hinterhand.« Ein interessiertes Blitzen lag in seinen dunklen Augen.
    »Verstehst du etwas davon?«, wollte Xij wissen. Sie hatte sich neben Matt gestellt, und auch ihr war der fast schon gierige Blick des Mannes nicht entgangen.
    Annitas machte eine wegwerfende Geste und zog die Augenbrauen hoch. »Nun, vielleicht ein wenig. Jedenfalls mehr als ihr«, antwortete er vorlaut. Er hielt zwei Finger in die Höhe. »Ihr habt nur zwei Pferde, seid aber zu dritt. Beide Tiere haben zu wenig getrunken, eines ist lahm. Ihr habt sie zu sehr belastet, hättet sie längst wechseln oder längere Zeit schonen sollen. So werdet ihr jedenfalls keine zwei Tage mehr Freude an ihnen haben.«
    Xij Hamlet trat vor. »Lass mich raten: Du möchtest uns etwas vorschlagen?«
    Annitas grinste. »Zufällig habe ich drei frische Hengste hier. Sie stehen den euren in nichts nach, was Kraft und Ausdauer angeht. Da ich selbst zurzeit keine Verwendung für sie habe... Vielleicht wären sie etwas für euch?« Er machte eine einladende Kopfbewegung in Richtung seiner Behausung. »Seid heute Abend meine Gäste. Ihr seid sicher müde von der Reise. Die Pferde könnt ihr in meinem Stall unterstellen und dabei gleich die anderen Tiere begutachten.« Er ging voraus und verschwand hinter dem Vorhang.
    Grao’sil’aana sah zu Xij und Matt herüber. »Haltet ihr das wirklich für eine gute Idee?«
    Xij zuckte mit den Schultern. »Klingt doch ganz vernünftig. Unsere Gäule machen es nicht mehr lange.«
    Matt nickte. »Xij hat recht. Aber bleiben wir wachsam.«
    Annitas steckte seinen Kopf durch den Vorhang und rief zu ihnen herüber. »Worauf wartet ihr? Ich habe fertig gebackene Fladen da und bekomme sicher etwas Ziegenmilch von Sunnita, meiner Nachbarin. Also herein mit euch!«
    ***
    Nach dem Essen bestand Annitas darauf, dass sie die »Ware« begutachteten. Sie holten die Pferde, die sie an einem Holzgestell am Brunnen festgebunden hatten, und folgten ihrem Gastgeber durch eine Gasse zwischen den Lehmziegelbauten. Vor einem niedrigen Gebäude am Rand der Siedlung machten sie Halt.
    Es war dunkel geworden. Annitas hatte eine Öllampe entzündet und ihnen geleuchtet. Die Flamme roch streng nach verbranntem Tierfett.
    Xij trat an Matts Seite. »Dieser Typ kommt mir immer suspekter vor«, sagte sie murmelnd.
    »Was genau meinst du?«
    Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Ich kann mich täuschen, aber ist es nicht komisch, dass jemand wie er gleich drei Reitpferde besitzt, noch dazu von angeblich hoher Qualität?«
    Matt nickte bedächtig. Annitas hatte zwar eine beschauliche Behausung, aber Anzeichen von Reichtum hatten sie nicht ausmachen können. »Was schlägst du vor?«
    »Lass mich das regeln. Wenn sich bewahrheitet, was ich vermute, können wir das vielleicht zu unserem Vorteil nutzen.«
    »Ist was?«, fragte Annitas, der ein gutes Gespür für bedrohliche Strömungen zu haben schien. Er stellte die Lampe ab und entriegelte das Tor des mit welken Palmenwedeln gedeckten Unterstandes. Dann winkte er Grao zu sich und deutete auf
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