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301 - Libretto des Todes

301 - Libretto des Todes

Titel: 301 - Libretto des Todes
Autoren: Christian Schwarz
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herauf!«, forderte sie. Als Noora dem Befehl nachkam, öffnete Roosa das Säckchen und roch daran. Sie verzog das Gesicht. »Riecht nach bitteren Mandeln.«
    »Ich tippe auf Ratzengift«, ließ sich Matt vernehmen. »Damit dürfte klar sein, womit er euch für die getane Arbeit wirklich belohnen wollte.«
    »Sie lügt!«, brüllte Wahnfried mit hochrotem Kopf. »Sie will nur Maddrax retten, der ihr neuer Lustknabe ist! Glaubt ihr kein Wort!«
    Roosa sah ihn düster an. »Nein, ich glaube ihr nicht«, erwiderte sie.
    Wahnfried atmete auf.
    »Ich weiß, dass sie recht hat. Und Maddrax auch«, zischte Roosa. »Denn ich sehe es an der Angst in deinen Augen. Was passiert wohl, wenn wir die Fässchen in deinem Arbeitszimmer kontrollieren?«
    Dass Wahnfried von einem Moment auf den nächsten kreidebleich wurde, genügte als Antwort. Auf Roosas Ruf hin traten drei weitere Nosfera in den Raum. Sie nahmen hinter dem Festspielmeister Aufstellung.
    »Wahnfried wird nun selber die Gier der Lindwürmer zu spüren bekommen. Die der Erstbesetzung allerdings, denn diese Gejagudoos lieben es, ihre Opfer vor dem Fressen erst noch zu quälen.«
    Wahnfried brach der kalte Schweiß aus. »Nein, bitte, das könnt ihr nicht machen. Hört mir zu, ich gebe euch...«
    Roosa schlug ihm ansatzlos die flache Hand über den Mund. Wahnfried verstummte wimmernd. »Und ihr geht jetzt besser«, sagte die Nosfera in Richtung Matt und Noora. »Eure Kranke könnt ihr mitnehmen.«
    »Du lässt uns laufen?«, fragte Matt verblüfft.
    Roosa winkte ab. »Ich hätte diesem Piig schon längst den Laufpass geben sollen. Hättet ihr seinen Plan nicht vereitelt, wären wir ihm alle zum Opfer gefallen. Ich schulde euch also was.«
    »Was ist mit Gunnter? Lebt er noch?«
    »Er liegt gefesselt in der Requisitenkammer«, entgegnete Roosa. »Wahnfried wollte ihn lebend – falls er später noch einen Sündenbock gebraucht hätte. Ihr könnt ihn haben.«
    Matt zögerte. Er wusste, dass Roosa schon weiter auf ihn zugekommen war, als er hatte hoffen können. Trotzdem widerstrebte es ihm, Wahnfried den Nosfera zu überlassen. Lieber hätte er ihn dem Gesetz überantwortet.
    »Komm schon, Maddrax, Wahnfried hat es nicht besser verdient«, sagte Noora, die wohl ahnte, was in ihm vorging. »Willst du, dass Roosa ihre Meinung doch noch ändert?«
    »Auch wir werden weiterziehen. Uns hält nichts mehr in Barreut«, ergänzte die Nosfera.
    Matt nickte. »Tut das. Und achtet in Zukunft darauf, wem ihr euch andient.«
    »Das werden wir.«
    ***
    Matt und Noora stützten Xij. Gunnter konnte aus eigener Kraft laufen, wenn auch unter Schmerzen, weil die Blutzirkulation der abgeschnürten Gliedmaßen nur langsam wieder in Gang kam. Zusammen verließen sie den Mystischen Abgrund mit seinem furchtbaren Geheimnis und traten mit Blick auf das vollständig abgebrannte Festspielhaus ins Freie. Schwerer Brandgeruch lag noch immer in der Luft, die verkohlten Trümmer rauchten an zahlreichen Stellen, während Floraaner Feuerwache standen und immer wieder Wasser in die Trümmer spritzten.
    Nooras Anspannung löste sich in einem Weinkrampf. Gunnter bot ihnen allen an, mit zu seinem Haus zu kommen, um sich frisch zu machen und auszuschlafen. Xij und Noora konnten sich dort auch von dem Medikus untersuchen lassen. Sie nahmen das Angebot dankend an. Ohnehin lagen ihre Waffen noch dort, und PROTO parkte auf dem Anwesen.
    Am nächsten Morgen machten sich Matt und Xij wieder auf den Weg. Ihre Route führte sie weiter in Richtung Neuschwanstein. Xij ging es etwas besser, nachdem der Medikus ihr eine weitere Spritze verabreicht und sie sich selbst zusätzlich einen ayveedischen Kräutersud zubereitet hatte.
    Vor ihrem Aufbruch kam Gunnter zu ihnen. Ein freudiges Lächeln lag auf seinem Gesicht, und er wirkte aufgekratzt. Auf Matts Frage hin, was los sei, winkte er sie wortlos mit sich.
    In der Empfangshalle warteten zwei Truveers auf sie, der eine mit einer Klampfe bewaffnet. Matt sah Gunnter fragend an.
    »Du hattest mich gebeten, Erkundigungen über diesen Heiler auf Swaanstein einzuholen«, sagte der und wies auf die Truveers. »Nun, es ist nicht viel, aber hier ist das Ergebnis!« Er nickte den beiden zu.
    Auf das Zeichen hin begann der eine zu spielen, und sie sangen gemeinsam dazu. Matt und Xij lauschten gespannt.
    »Der Zaub’rer von Swaanstein
    kam einst übers Meer
    mit Gefolge und Tekknik
    und Wundern weit her.
    Er heilt alle Kranken,
    und raubt sie dann aus,
    Gesundheit und Elend
    regieren
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