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301 - Libretto des Todes

301 - Libretto des Todes

Titel: 301 - Libretto des Todes
Autoren: Christian Schwarz
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aber es würde Wahnfrieds Ansehen kaum schaden. Jeder wusste ja, welchen Lebenswandel er pflegte. Sie musste weiteres, wirklich belastendes Material finden, das ihn hinter Gitter oder gar an den Galgen bringen konnte.
    Noora wusste, dass er auch in seinen Privaträumen im Festspielhaus persönliche Dinge aufbewahrte. Möglicherweise fand sie dort, was sie suchte.
    Aber dafür brauchte sie einen Verbündeten. Annder! Er war der Einzige, dem sie trauen konnte. Er sollte Wache stehen, während sie die Räume durchsuchte. Also schmuggelte sie ihn am Abend von Gunnters Aufführung ins Festspielhaus ein. Während der Vorstellung konnte sie sicher sein, nicht von Wahnfried überrascht zu werden.
    Leider hatte sie nicht bedacht, dass ihr Geliebter von Neugier auf das Werk des Konkurrenten getrieben würde. Als sie die privaten Räume wieder verließ, ohne belastendes Material gefunden zu haben, war Annder verschwunden.
    Als sie hektisch nach ihm suchte, klangen nicht weit entfernt Kampfgeräusche auf und sie sah Annder mit einem Nosfera ringen. Er hatte sich zu weit vorgewagt, um einen Blick auf die Bühne zu erhaschen, und war ertappt worden!
    Noora fasste sich ein Herz und schlich sich an die beiden Kämpfenden heran. Sie hatte ein Messer bei sich, das sie dem Nosfera in den Rücken rammen wollte.
    Doch dazu kam es nicht mehr.
    Plötzlich brach ein Inferno aus. Explosionen ertönten, schrille Schreie hallten durch das Festspielhaus. Annder und der Nosfera verloren das Gleichgewicht, stürzten in eine der Logen und verschwanden aus Nooras Sicht.
    Der Boden unter ihr zitterte. Panik griff nach ihr. Jetzt ging es ums nackte Leben! Noora ließ das Messer fallen und floh nach unten. Überall waren plötzlich Flammen und Rauch. Die junge Frau wollte zum Haupteingang hinaus, sah aber vor sich drei Nosfera hindurchhuschen. Als sie selbst zur Tür kam, war diese plötzlich verschlossen!
    Noora floh in die Kellerräume. Sie versteckte sich, als sie Roosa herumhuschen sah. Wusste die Nosfera von ihrem Plan? Erst als die Lage immer kritischer wurde, wagte sich Noora wieder aus ihrem Versteck hervor und traf prompt auf eine Gruppe, die von Maddrax angeführt wurde. Erst wollte sie sich ihnen erleichtert anschließen, doch dann sah sie, dass auch Wahnfried unter den Flüchtenden war. Erschreckt tauchte sie erneut ab – und beobachtete Minuten später, wie Roosa den bewusstlosen Annder nach draußen schleppte. Oder war der Operateer vielleicht schon tot? Nein, er regte sich noch! Er lebte!
    Noora folgte den beiden und wurde Zeuge, wie Roosa ihren Gefangenen durch einen Geheimgang zur Probenbühne brachte, dem Mystischen Abgrund. Der Zugang lag ein Stück weit vom Gebäude entfernt, war zwischen dichten Büschen in den Boden eingelassen und mit einem grasbewachsenen Deckel gut getarnt. Ohne Roosa hätte sie ihn nie gefunden.
    Als die Nosfera einige Zeit später wieder aus dem Geheimgang stieg und sich entfernte, wagte sich Noora hinein. Sie war noch nie in der Probenbühne gewesen. Eine Odyssee des Grauens begann für die junge Frau – die in der Arena endete, zum großen Finale dieser unglaublichen und grauenvollen Inszenierung.
    ***
    »Jetzt wisst ihr, wie es gewesen ist«, schloss Noora ihren Bericht. »Nur eines wisst ihr noch nicht: Was ich in Wahnfrieds Arbeitszimmer entdeckte! Erst konnte ich mir keinen Reim darauf machen, aber jetzt ist die Sache klar.«
    Wahnfried war während ihrer Ausführungen immer blasser geworden. Gern wäre er aufgesprungen und auf die Bühne gestürmt, doch das verhinderte seine Leibesfülle. Jetzt aber fuchtelte er wild mit den Armen und brüllte los. »Glaubt der Lügnerin kein Wort! Sie will sich an mir rächen, weil ich sie verstoßen habe!«
    Roosa ließ sich nicht beirren. »Was hast du in Wahnfrieds Raum gefunden?«, fragte sie mit kehliger Stimme.
    »Was er für die angebliche Feier vorbereitet hat!«, rief Noora. »Einige Fässchen mit Blut... und ein Säckchen im Abfall, das ein Totenkopfzeichen trug. Reste eines weißen Pulvers waren auch auf den Deckeln der Blutfässchen zu finden. Bislang wusste ich nicht, was das zu bedeuten hat, aber nun ist es mir klar geworden.« Als Beweis nahm Noora einen kleinen Beutel von ihrem Gürtel. »Hier habe ich die Reste des Pulvers – überzeugt euch selbst davon!«
    Wahnfried bebte vor Wut. »Alles Lüge. Bring sie um, Roosa! Bring sie sofort um!«
    Die Nosfera schüttelte den Kopf. Stattdessen trat sie an den Rand der Kammer heran. »Wirf es mir
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