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301 - Libretto des Todes

301 - Libretto des Todes

Titel: 301 - Libretto des Todes
Autoren: Christian Schwarz
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der Zeit, seinen Verdacht zu überprüfen. Er ahnte seit dem Anschlag im Opernhaus, wer im Hintergrund die Fäden zog, aber ihm fehlten die Beweise.
    Vielleicht, wenn er den Verdächtigten herausforderte...?
    Er baute sich vor dem riesigen Spiegel auf und stemmte die Fäuste in die Seiten. »Wahnfried, ich weiß, dass du hinter allem steckst!«, brüllte er. »Los, zeig dich!«
    ***
    Matthew Drax brauchte nicht lange zu warten. In etwa drei Metern Höhe öffnete sich zischend eine Luke im künstlichen Fels. Dahinter wurde ein beleuchteter, etwa fünf auf fünf Meter großer Raum sichtbar. In dessen Mitte stand ein breiter Stuhl, auf dem es sich tatsächlich der Festspielmeister bequem gemacht hatte. Neben ihm stand Roosa mit verschränkten Armen. Sie grinste höhnisch.
    »Du hast es also tatsächlich herausgefunden, Maddrax«, sagte Wahnfried, und seine Worte waren wegen der hervorragenden Akustik laut und deutlich im gesamten Saal zu hören. »Was hat mich verraten?«
    »Das Loch, das nach der ersten Explosion im Festspielhaus direkt bei der Bühne entstanden ist«, antwortete Matt. »In dem Chaos hatte ich es gar nicht realisiert, aber später wurde mir dann klar, dass das Loch nicht vor dir, sondern direkt unter dir entstanden sein muss. Denn ich hatte dich ja durch meinen Sprung nach hinten weggestoßen.« Matt deutete anklagend auf Wahnfried. »Du hast dich nicht umsonst auf der Theaterluke platziert. Die erste Explosion auf dem Schiff war das Zeichen für deine Helfer, dich nach unten zu holen und die Luke wieder zu schließen. In den anschließenden, stärkeren Explosionen sollten dann alle, die sich noch oben befanden, umkommen. Darum hattest du sämtliche Ausgänge versperren lassen. Aber warum wolltest du es tun? Und warum sind ausgerechnet die Nosfera deine Helfer?«
    »Lauter kluge Fragen, mein Lieber.« Wahnfried kicherte. »Nun, ich muss etwas weiter ausholen, um sie zu deiner Zufriedenheit zu beantworten. – Weißt du, Annder war mein Sohn und hatte als einziges meiner Kinder mein Talent geerbt. Ich habe ihn immer wohlwollend betrachtet und wollte ihn heimlich fördern, denn ich habe gesehen, dass ich einst in ihm weiterleben würde.«
    »Ah. Und darum hast du ihn umbringen lassen.«
    »Schweig!«, fuhr Wahnfried auf. »Du hast ja keine Ahnung von den Irrungen und Wirrungen des Schicksals! Als ich Festspielmeister wurde, hatte ich endlich die Macht, Annder zu fördern. Zum Beispiel, indem ich Franzeeska, der Leiterin der Agentuur, Avancen machte und einige der Opera-Direktoren erpresste, möglichst oft sein Stück ›Die frechen Amouren der Friederike Sophie‹ zu spielen. Das haben meine Nosfera für mich übernommen. Alles lief gut, und obwohl Gunnters Opera ›Wahnfrieds Sieg und Siegfrieds Wahn‹ lange Zeit in der Publikumsgunst vorne lag, hatte ich es so arrangiert, dass Annder mit hauchdünnem Vorsprung gewinnt, was seine Berufung zum Wagner-Festspielregeenten ermöglicht hätte.
    Bis Oliveer, dieser Vollidiot, entgegen unserer Absprache in seiner Greeflichen Opera zum Saisonabschluss Gunnters Stück anstatt dem von Annder aufführte. Plötzlich gab es ein Unentschieden und ich musste eine Entscheidung herbeiführen. So rief ich den Krieg der Operateere aus: Beide sollten eine Version des ›Fliegenden Neederlanders‹ schaffen und aufführen. Überraschenderweise hätte ich Annder zum Sieger erklärt.
    Doch dann kamt ihr beide mit eurer ›einzig wahren und echten Neederlander-Geschichte‹ dazwischen. Ich dachte, ich höre nicht recht, als Gunnter mir erzählte, dass er sein Libretto komplett umschreiben wollte. Da wurde mir klar, dass eure Geschichte wirklich einzigartig sein musste. Und ich dachte: Warum dieses Meisterwerk auf diese unbedeutende Art und Weise vergeuden? Wäre es nicht viel besser, wenn ich es als meine eigene Schöpfung der Öffentlichkeit präsentiere? Es wird mich unsterblich machen! Größer noch als Haagen!«
    »Und um das zu erreichen, sollten alle Mitwisser sterben«, schlussfolgerte Matt Drax. »Darum hast du den Brand im Opernhaus inszeniert.«
    »Das war ohnehin nur noch eine bessere Ruine«, winkte Wahnfried ab. »Stellt euch den Triumph vor, wenn ich im kommenden Jahr das neu erbaute Festspielhaus mit der lange verschollenen Opera des ›Fliegenden Neederlanders‹ einweihe!«
    »Du machst dir etwas vor! Du bist gescheitert, Wahnfried!«, schleuderte Matt ihm entgegen. »Zu viele Zeugen haben den Anschlag überlebt, die kannst du nicht alle umbringen! Und wenn
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