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301 - Libretto des Todes

301 - Libretto des Todes

Titel: 301 - Libretto des Todes
Autoren: Christian Schwarz
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die Arme in die Hüften. Zwei weitere Artgenossen drängten sich in den Schacht und stellten sich hinter sie. Sie stemmten Stäbe auf den Boden, auf die gebogene Messer aufgepflanzt waren.
    »Warum habt ihr uns entführt?«, fragte Matt und versuchte sich in eine möglichst aufrechte Position zu bringen, obwohl ihm dabei alles wehtat.
    »Warum sollte ich euch das verraten?« Roosa zeigte ihre spitz zugefeilten Zähne. »Es ist doch viel amüsanter, euch dumm sterben zu lassen.«
    Matt schluckte. »Lasst wenigstens Xij gehen. Sie ist sehr krank und hat ohnehin nicht mehr lange zu leben.«
    »Dann machen ihr einige Tage früher auch nichts aus«, zischte Roosa und trat Matt mit der Schuhspitze in den Oberschenkel.
    Er stöhnte, konnte sich einen Schrei aber gerade noch verkneifen. »Was ist mit Gunnter?«, presste er hervor. »Was habt ihr mit ihm vor?«
    »Unser Herr?« Roosa lachte schauerlich. »Macht euch um den mal keine Gedanken, der ist längst in Sicherheit. Und er wird zuschauen, was wir mit euch machen.«
    Matt zuckte zusammen. Was sollte das bedeuten? Zwangen die Nosfera ihn, der Hinrichtung beizuwohnen – oder hatte er selbst sie angeordnet? Steckte Gunnter hinter dem Überfall? Matt mochte daran nicht glauben, zumal sich ein anderer Verdacht in ihm regte. Er musste nur noch einige Puzzlesteine in seinem Kopf ordnen...
    »Ihr werdet einen Kampf bestehen müssen«, tat Roosa kund. »Den Kampf gegen Faafen und Foolt. Allerdings gegen die Zweitbesetzung, denn die gibt es in jeder guten Opera. Und das hier ist eine ganz ausgezeichnete Opera.«
    Matt konnte mit diesen Worten überhaupt nichts anfangen.
    »Eigentlich kann ich Operas nicht ausstehen«, sagte Roosa. »Die meisten sind nichts als modernes Geschwätz. Aber diese hier liebe ich geradezu.«
    Besorgt schaute Matt zu Xij, deren Kopf auf die Brust gesunken war und die das Bewusstsein verloren zu haben schien. Das sah auch Roosa. »Los, weckt sie auf«, befahl sie ihren Begleitern. Die begannen Xij brutal auf die Wangen zu schlagen. Matt wäre ihnen am liebsten an die Gurgel gegangen. Als Xij Hamlet die Augen wieder öffnete, ließen sie von ihr ab.
    »Wo sind wir hier überhaupt?«, fragte er, um Zeit zu gewinnen.
    »Keine Ahnung, was? Wir befinden uns im Mystischen Abgrund.«
    »In der Probenhalle?«
    »Ab jetzt keine Fragen mehr. Nun geht es ans Sterben. Wenn ihr Glück habt und schlau seid, könnt ihr um euer bisschen Leben noch ein wenig kämpfen.« Roosa deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf die Gefangenen. »Los, mitnehmen.«
    Die Nosfera zogen Matt und Xij brutal hoch. Sie schleppten sie durch die Stahltür in einen übermannshohen Steingang, der sich in ein Labyrinth verzweigte. Auch hier hingen überall schwach leuchtende elektrische Funzeln.
    Schließlich kamen sie in einen viereckigen Schacht, der wie ein Kamin aussah. Eine Tür stand offen, dahinter lag eine Art Plattform. Auf die wurden die Gefangenen gestoßen, nachdem die Nosfera ihre Fesseln gelöst hatten.
    »Faafen und Foolt warten auf euch!«, rief Roosa noch und schlug die Tür zu. Langsam fuhr die Plattform nach oben.
    »Faa...fen und Foolt«, flüsterte Xij undeutlich. Der Schweiß lief ihr in Strömen von der Stirn. Sie blutete auch wieder aus der Nase.
    »Kannst du damit was anfangen?«
    »Ich...«
    Die Plattform hielt plötzlich an, die Tür öffnete sich mit einem leisen Zischen. Druckluft! Matt trat aus der Station hinaus. Eine düstere, unendlich weite Landschaft erstreckte sich vor ihm. Es sah aus, als würde der Vollmond auf vegetationsloses, hügeliges Vulkangelände scheinen. Im Hintergrund erhob sich eine Felswand, in der ein gut sechs Meter hoher Höhleneingang klaffte. Rauch wehte daraus hervor.
    Ein schrecklicher Geruch hing über der weiten Landschaft und ließ erneut ein Würgegefühl in ihm hochsteigen. Matt kannte ihn nur zu genau.
    Blutgeruch!
    Die Plattform wurde schlagartig heiß. Xij schrie auf. Matt holte sie aus dem Aufzug heraus. Sofort schloss sich die Tür hinter ihnen. Damit war der Aufzug unsichtbar, da sich die Station als mächtiger Felsbrocken perfekt in die seltsame Landschaft einfügte. Matt half der jungen Frau, sich vorsichtig an einen Felsen zu setzen.
    »Die beiden Riesen«, flüsterte Xij Hamlet.
    »Was?«, fragte Matt, der ihre Worte nicht verstanden hatte. Er ging in die Knie.
    »Die Riesen...« Mit den tiefen Ringen unter ihren Augen wirkte Xij fast selbst wie eine Nosfera.
    »Welche Riesen?« Drax lief es eiskalt über den Rücken.
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