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301 - Libretto des Todes

301 - Libretto des Todes

Titel: 301 - Libretto des Todes
Autoren: Christian Schwarz
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nur ein einziges von Gunnters Librettos an die Öffentlichkeit gelangt, fliegt deine Täuschung auf!«
    »Wegen der Librettos mache ich mir keine Sorgen. Meine Nosfera haben Gunnters Arbeitszimmer gründlich durchsucht, um sicherzugehen, dass dort nicht noch irgendwo ein Exemplar herumliegt. Und was die Zeugen angeht... auch um die werden sich meine blutsaugenden Freunde heute noch kümmern. Sie waren es auch, die die Sprengsätze im Festspielhaus verteilt haben.«
    Matt wandte sich an Roosa. »Ihr lasst euch als gedungene Mörder missbrauchen?«, rief er. »Das verstehe ich nicht. Die Nosfera legen doch sonst so großen Wert auf ihre Unabhängigkeit.«
    »Wir haben einen Blutpakt mit Wahnfried geschlossen, der uns auf zwanzig Jahre bindet«, erwiderte Roosa mit finsterer Miene. »Er besorgt uns ausreichend Blut und wir dienen ihm dafür.«
    »Wessen Blut?«, wollte Matt wissen.
    »Blut, um das es nicht schade ist!«, rief Wahnfried. »Von Truveers, die von weither kommen, um sich hier als Supastaars zu etablieren – und die doch keinen einzigen Ton treffen. Die meisten von ihnen haben die Nosfera abbekommen, und den Rest ließ ich gegen meine Lindwürmer kämpfen, die auch alle Spuren beseitigt haben.«
    »Dann ist diese Todesfalle deine Idee?«
    »Großartig, nicht wahr?«, kicherte der Festspielmeister. »Es ist die höchste Form der Operakunst: Die Aufführung fordert echte Opfer, verlangt echte Initiative, fördert echte Gefühle!« Plötzlich verdüsterte sich seine Miene. »Du bist, wie ich zugeben muss, der Erste, der die Aufgabe gemeistert hat, Maddrax. Zu dumm, dass ich jetzt erst neue Gejagudoos heranschaffen muss, bevor das nächste Opfer die Bühne betritt.« Er betrachtete seine Fingernägel und sagte fast beiläufig: »Noora wird die nächste Aspirantin sein. Sie ist mir zunehmend lästig geworden. Ich glaube, sie spioniert mir hinterher. Zwar ist sie zu dumm, um die richtigen Schlüsse zu ziehen, aber sicher ist sicher. Nachdem sie mich hintergangen hat, indem sie Annder ins Festspielhaus ließ, muss auch sie sterben. Mein Plan steht über allem, niemand darf ihn gefährden.«
    »Hörst du, was er sagt, Roosa?«, rief Matt. »Begreifst du nicht? Wahnfried wird alle töten, die von dem Libretto wissen. Auch dich und deine Nosfera!«
    Wahnfried drehte sich zu Roosa um. »Du glaubst das doch nicht wirklich? Du weißt, dass ich euch brauche. Wir sind aufeinander angewiesen.« Er lächelte sie an. »Wenn alles erledigt ist und alle Zeugen tot sind, feiern wir unseren Pakt. Ich habe in meinem Haus ein Festmahl für euch vorbereitet, als Dank für eure Hilfe.«
    »O ja, das hat er in der Tat«, ertönte da eine Stimme – und Noora trat in den beleuchteten Raum. »Ich kann mir diese Lügen nicht länger anhören. Hört zu, was ich zu sagen habe!«
    ***
    Tags zuvor
    Noora konnte es nicht fassen, dass sie bei Maddrax abgeblitzt war. Das war ihr noch nie zuvor passiert. Kein Mann konnte ihr widerstehen, wenn sie es darauf anlegte. Bis jetzt...
    Die Niederlage ließ sie nicht schlafen. Und das Gespräch zwischen Wahnfried und Roosa, das sie vor dem Festspielhaus belauscht hatte, trug auch nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Xij habe, so Roosa, eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Annder und Wahnfried erkannt, was sie auf eine Verwandtschaft der beiden schließen ließ. Was der Festspielmeister darauf antwortete, hatte sie nicht mehr hören können, da sich die beiden von ihr entfernten.
    So tat sie, was sie sich bisher nicht getraut hatte: Sie betrat Wahnfrieds privaten Raum, was er ihr streng verboten hatte. Was sie dort vorfand, verstörte sie zutiefst, auch wenn sie sich keinen rechten Reim darauf machen konnte. Sie wühlte in seinen Briefen, um vielleicht einen Beweis für das Gehörte zu erlangen. Und sie fand ihn tatsächlich. Annder war Wahnfrieds Sohn, daran gab es keinen Zweifel.
    Trotzdem hat er mich ermuntert, mit Annder zu schlafen. Dieser Perversling! Was denkt er sich nur dabei?
    Was Noora aber geradezu rasend vor gekränktem Stolz machte, waren die Briefe, die sie zuoberst fand. Sie waren noch keine sechs Wochen alt und stammten von Franzeeska, der Leiterin der Agentuur Concerta Barreut. Darin bedankte sie sich für die wunderbaren Geschenke und die liebenden Worte und bewunderte Wahnfrieds Hände und vor allem seine Zunge.
    Er treibt es mit dieser alten Crooch. Ich hasse dich, du Mistkerl. Ich mache dich fertig, das schwöre ich dir...
    Doch was sie bisher gefunden hatte, war zwar verwerflich,
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