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294 - Der Keller

294 - Der Keller

Titel: 294 - Der Keller
Autoren: Manfred Weinland
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habe ich den Sinn der Worte nicht verstanden, aber es handelte sich eindeutig um genetische Experimente. Die Daa'muren habe ich vernichtet, aber einer der Oberen, der in der Lage war, die Anlage zu bedienen, muss überlebt haben.«
    »Dieser Schrei…«, ließ sich Aruula vernehmen. »Wie kann es sein, dass du ihn auch als Xij erzeugen kannst?«
    »Das Wissen darum kam mit der Erinnerung an das Leben als Jurgis Kolitz«, sagte Xij und schien dabei in sich zu lauschen. »Ich kann nicht einmal erklären, welche Technik man anwenden muss. Es geht ganz intuitiv. Vermutlich stammt sie aus einem meiner früheren Leben. Vielleicht nicht mal aus einem menschlichen…«
    »Man kann es also nicht erlernen?«, fragte Aruula enttäuscht. »Schade; es ist eine äußerst wirksame Waffe.«
    »Ich wüsste zu gern, was nach Jurgis' Tod in diesem Tempel geschehen ist«, sagte Rulfan mehr zu sich selbst, und schreckte auf, als Matt antwortete:
    »Das würde mich auch interessieren. Xij, könntest du den Ort wiederfinden, an dem sich damals das ›Haus der Andacht‹ befand?«
    Xij überlegte kurz, dann nickte sie. »Einen Versuch wäre es wert. Das gelingt mir aber am ehesten aus der Luft. Der Tempel lag an einem erhöhten Punkt, und wir kamen damals von Westen her in die Stadt…«
    »Was wollt ihr herausfinden?«, fragte Aruula und furchte die Stirn. »Ob es in Tah Ran auch heute noch Daa'muren gibt?«
    Matthew schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Mit dem Weggang des Wandlers sind alle Kristalle erloschen, so weit ich weiß. Aber wie Xij schon sagte: Irgendwie müssen auch nach Jurgis' Tod hier weitere Pueraquilas entstanden sein, sonst gäbe es heute nicht so viele davon. Die Fähigkeit, sich selbst zu reproduzieren, haben sie damals ja nicht mehr erlangt.«
    »Stimmt«, gab Aruula zu. »Aber ist eine Antwort darauf die Gefahr wert, in die wir uns dafür begeben?«
    Matt nickte. »Wenn die Nachkommen der Geheimen Oberen hier in der Tradition ihrer einstigen Herren weitermachen, sollten wir ihnen das Handwerk legen.«
    »Sollten wir…?«
    »Sollten wir!«, bekräftigte Xij. »Ich bin es Jurgis… also mir selbst schuldig, dieses Kapitel endgültig abzuschließen. Damals konnte ich es nicht, weil ich irgendwo auf der Welt wiedergeboren wurde, ohne mich an das vorherige Leben zu erinnern. Jetzt ist die Gelegenheit dazu - vermutlich die einzige.«
    ***
    Am Mittag des nächsten Tages bedankte sich Xij im Namen der Gefährten bei den Dechsenreitern und wünschte ihnen viel Jagdglück. Freydoon wiederum verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass sie einander irgendwann noch einmal begegnen und ihre Ansätze von Freundschaft vertiefen würden.
    Kurz darauf hob die MYRIAL II ab, und Rulfan steuerte sie gen Westen.
    Die Harpyien ließen sich nicht ein einziges Mal blicken. Offenbar hatte ihnen Xijs Abwehr den Appetit auf die Insassen des Luftschiffs nachhaltig verleidet. Die Freunde nahmen es als gutes Omen und ließen sich von Xij über das frühere Teheran hinweg lotsen…
    ... bis in der Ferne eine Erhebung auftauchte, die ihre Führerin gleich wiedererkannte. »Dort! Dieser fast unbeschädigte Bau - das ist der Tempel!«
    »Ich lande auf dem freien Platz davor«, tat Rulfan kund, und wenig später parkte er die Zeppelingondel zwischen zwei Straßenlaternen, an denen sie die Halteseile festmachen konnten.
    »Es wäre besser, du würdest beim Luftschiff bleiben«, wandte sich Matt an Xij - obwohl er selbst wusste, dass seine Bitte bei ihr keine Chance haben würde. »Du bist die Einzige, die es selbst gegen einen ganzen Schwarm von Harpyien verteidigen kann.«
    Doch Xij hatte ein Gegenargument parat: »Die Pueraquilas würden ein unbesetztes Fahrzeug nicht angreifen, um uns hier festzusetzen«, erklärte sie. »So intelligent sind sie nicht.« Sie grinste. »Es wäre also sogar kontraproduktiv, wenn ich bliebe, denn damit würde ich sie nur anlocken. - Außerdem«, fügte sie hinzu, »bin ich die Einzige, die den Weg hinab in die Katakomben aus Jurgis' Erinnerungen kennt. Ihr braucht mich also.«
    Darauf hatte Matt kein Gegenargument - und wenn Xij richtig lag, war es ja auch tatsächlich besser, zusammenzubleiben. Er selbst hätte auch alles darangesetzt, eine offene Rechnung aus der Vergangenheit zu begleichen.
    Also kletterten kurz darauf Matt Drax, Aruula, Rulfan und Xij über die Strickleiter aus der Gondel und drangen in das einstige Heiligtum der Bahai vor.
    Mit Jurgis' Erinnerungen schien es allerdings nicht so weit her zu sein;
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