Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
294 - Der Keller

294 - Der Keller

Titel: 294 - Der Keller
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
vielleicht hatten sich die Wege in den fünfundfünfzig vergangenen Jahren auch geändert. Es dauerte jedenfalls über eine Stunde, bis Xij den mit Schutt getarnten Zugang in die unterirdisch gelegenen Bereiche fand.
    Die Gefährten nahmen die Öffnung, die vor ihnen im Steinboden klaffte, in Augenschein. Ein mulmiges Gefühl konnte keiner von ihnen leugnen. Dass man den Zugang vor neugierigen Blicken verborgen hatte, wies darauf hin, dass die Kellerräume nicht unbewohnt waren.
    Steinstufen führten in die Tiefe.
    Matt übernahm die Führung. Sein Driller schien in der Enge der Katakomben die effektivste Waffe zu sein. Xijs ultrahohen Schrei wollten sie nur im Notfall einsetzen, denn er würde bei den hier herrschenden akustischen Verhältnissen nicht nur den Feind in Mitleidenschaft ziehen.
    Der Strahl ihrer Stablampen aus dem Fundus der MYRIAL II tanzte über Wände, Decke und Boden des stollenartigen Ganges. Ab und zu blieb die Gruppe stehen, um nach verdächtigen Geräuschen zu lauschen. Aber lange Zeit blieb es still.
    Bis Matt ein heller Schimmer weit voraus auffiel.
    Ein grüner Schimmer!
    »Die Lampen aus!«, flüsterte er, während sich seine Nackenhärchen aufstellten. »Da vorne scheint jemand zu sein; ich sehe Licht!«
    »Es ist grün!«, zischte Aruula, nachdem sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnt hatten. »Meinst du, es sind Daa'murenkristalle?«
    Matt konnte nicht widersprechen. Er war sich so sicher gewesen, dass sämtliche Kristalle auf Erden erloschen waren, als sie den mentalen Kontakt zum Wandler verloren - aber gab es dafür eine Garantie? Nein.
    »Ich weiß es nicht«, gab er leise zurück. »Wir sollten auf alles gefasst sein.«
    Vorsichtig näherten sie sich dem Gangbereich, wo die matte grüne Helligkeit aus einer seitlichen Öffnung drang. Matt bildete mit dem Driller nach wie vor die Spitze ihres Trupps, Aruula sicherte nach hinten.
    Dann standen sie in der Gangöffnung, blickten in einen gespenstisch ausgeleuchteten Raum - und stellten fest, dass man nicht wirklich auf alles gefasst sein konnte.
    Erst recht nicht auf einen buckligen Greis, der zwischen Gerätschaften hin und her eilte und dabei das grüne, für Daa'murenkristalle typische Licht aus jeder Pore seines Körpers zu atmen schien…
    ***
    Noch hatte der Greis sie nicht bemerkt, und so blieb ihnen die Zeit, sich im Raum umzusehen. Große Glaszylinder, durch Schläuche und Kabel mit technischen Gerätschaften verbunden, standen in den Regalen. Absonderliche Gestalten reiften darin heran: Pueraquilas! Matt nahm die Geräte näher in Augenschein: Sie wirkten wie grob zusammengeschraubt, ohne wirkliches Fachwissen. Als hätte ein Laie sie nach Anweisungen erbaut, ohne zu wissen, was er da eigentlich tat.
    An diesem Punkt seiner Überlegungen zog ihn Aruula ein Stück weit in den Gang zurück. Leise raunte sie ihm zu: »Ich habe versucht, ihn zu belauschen .«
    »Und?«
    »Er ist völlig wahnsinnig.«
    »Geht es auch etwas genauer?«
    Aruula zuckte mit den Schultern. »Ich empfange die Gedankenbilder von vier Personen. Dabei hält sich in dem Raum nur einer auf.«
    »Du meinst, der Alte ist schizophren?«, fragte Matt, um sofort zu erklären: »Ich meine, hat er eine gespaltene Persönlichkeit?«
    »Als würden mehrere Geister in ihm leben«, bestätigte Aruula ernst. »Allerdings ist das nicht alles. Ich habe diese Art von Geistern früher schon einmal belauscht - im Telepathenzirkel bei der Schlacht um den Kratersee.«
    Es hätte dieses Mosaiksteins nicht mehr bedurft, um das fertige Bild in Matt entstehen zu lassen. Das grüne Leuchten, das aus dem Alten drang, sagte ihm schon genug. »Daa'muren also.« Er blickte zu den anderen.
    »Er muss Jurgis' Schrei damals überlebt haben«, vermutete Xij. »Als die drei Kristalle brachen, haben die Daa'muren darin die einzige Chance genutzt, der Vernichtung zu entkommen, und sind in ihn gefahren.«
    »Das hat schon bei früheren Versuchen nie funktioniert - daher haben sie ja die menschlichen Hirne mit der CF-Strahlung degenerieren lassen«, sagte Matt. »Ihre Opfer starben oder wurden wahnsinnig.«
    »In diesem Fall konnten sie es aber wenigstens am Leben erhalten«, fügte Rulfan hinzu, »um es zu ihrem Sklaven zu machen.« Er wandte sich an Aruula. »Meinst du, wir könnten mit ihm reden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ihre Gedankenbilder sind genauso wirr wie die des Alten. Sie sind allesamt wahnsinnig geworden! Ihr einziges Denken dreht sich um die Erschaffung immer neuer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher