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2894 - Niemand stribt für sich allein

2894 - Niemand stribt für sich allein

Titel: 2894 - Niemand stribt für sich allein
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jemand mit einem Kleiderbügel.
    »Wenn man vom Teufel spricht!«, rief Elaine erfreut. Sie sprang auf, eilte zur Tür des Esszimmers und begrüßte ihren Mann mit einer Umarmung und einem Kuss. Überrascht blickte er an ihr vorbei. Sie wich zur Seite, lächelte. »Die Gentlemen sind vom FBI, Matt. Es geht um Deana und …«, sie senkte den Kopf, »natürlich auch um die arme Gillian.«
    »Wir haben telefoniert«, sagte ich und nannte unsere Namen, als Shubert herüberkam und uns die Hand reichte.
    Er nickte, wirkte geistesabwesend und unschlüssig, blickte an sich hinab. Sein Hemd und seine Hose waren faltig. Auf den Handrücken und im Gesicht hatte er Schrammen und blaue Flecke. Er merkte, dass wir es sahen.
    »Überbleibsel eines Arbeitstags«, murmelte er zur Erklärung.
    Elaine trat neben ihn. »Ich sage immer, er soll das lassen. Er hat einfach zu viel direkten Kontakt mit den Gefangenen. Da kommt es dann viel zu schnell zu Tätlichkeiten. Dabei ist er als Direktor nicht verpflichtet …«
    »Schon gut«, unterbrach er sie. »Die Agents wissen das.«
    »Setz dich«, entschied Elaine. »Jetzt trinkst du erst mal einen Kaffee.« Er gehorchte. Sie zog die bereitstehende Tasse heran, schenkte ein und schenkte auch Phil und mir nach. Dann versorgte sie sich selbst und nahm neben Matt Platz.
    »Nun, da Sie beide zusammen sind«, sagte ich und sah Elaine an, »kann ich es Ihnen erklären, Mistress Shubert. Ihre Tochter Deana wurde entführt. Es geschah vor Beginn der Party, zu der sie mit ihrer Freundin Gillian eingeladen war.«
    Elaine wurde blass. »Entführt?«, wiederholte sie entsetzt. »Aber wer kann denn … so etwas tun? Und vor allem, warum? Ich meine, wir sind doch nicht reich.« Ihre Augen waren groß und fragend auf mich gerichtet.
    »Ihr Mann kann es Ihnen erklären«, entgegnete ich. »Er weiß bereits von Deanas Entführung.«
    »Das ist nicht …«, setzte er an, doch weiter kam er nicht.
    »Was?« Elaines Kopf ruckte herum, zornig funkelte sie ihn an. »Ist das wahr? Du weißt es, und du hast es mir verschwiegen? Dann … dann will dich jemand erpressen? Einer von deinen verdammten Gefangenen? Ich habe immer gesagt, du sollst Abstand zu diesen Verbrechern halten! Jetzt siehst du, wohin das führt.« Sie schluchzte, konnte nicht weitersprechen.
    »Ich weiß gar nichts«, versuchte er es noch einmal und schoss einen wütenden Blick auf mich ab. »Außerdem wollen wir beide mit Deana nichts mehr zu tun haben. Darüber waren wir uns einig.«
    »Aber das war doch nur unsere Schutzreaktion«, rief sie unter Tränen. »Deana hat den Kontakt zu uns abgebrochen, und um uns vor dem Schmerz zu schützen, haben wir uns eingeredet, dass wir sowieso nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen. So war das! Sie ist in die falschen Kreise geraten, und jetzt ist ihr Leben in Gefahr. Begreifst du das denn nicht?«
    »Aber sie hat es aus eigenem Antrieb getan.«
    »Du meinst, sie ist selber schuld?«
    »Ja, natürlich.«
    Elaine schluchzte laut. »Wie kannst du nur so herzlos sein!« Einen Moment lang sah es aus, als wollte sie aufspringen und mit Fäusten auf ihn losgehen. Doch sie ließ es, sank stattdessen wie kraftlos in sich zusammen.
    »Mister Shubert«, sagte ich eindringlich. »Machen Sie sich nichts vor, verdammt noch mal. Sie lieben Ihre Tochter genauso wie Ihre Frau – trotz allem.« Die nächsten Sätze schoss ich ins Blaue ab. »Sie werden Deana nicht dadurch retten, dass Sie auf die Forderungen eingehen, die man Ihnen stellt.«
    Elaine erwachte jäh, ihr Kopf ruckte hoch. »Was verschweigst du mir?«, schrie sie. »Stimmt das? Setzen deine verfluchten Verbrecherfreunde dich unter Druck? Haben sie Deana deshalb entführt?«
    »Es sind nicht meine Freunde«, widersprach er lahm.
    »Aber Agent Cotton hat recht!«, ereiferte sie sich. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie Deana am Leben lassen werden, wenn du getan hast, was sie verlangen. Wie wenig hat diesen Mördern denn Gillians Leben bedeutet! Genauso werden sie Deana umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken.« Sie atmete schwer vor Zorn.
    Shubert biss sich auf die Unterlippe. Meine Taktik hatte funktioniert.
    »Reden Sie endlich«, ließ Phil sich leise vernehmen.
    Matt Shubert rang mit sich. Sekundenlang war nur das leise Schluchzen seiner Frau zu hören. Dann, unvermittelt, rückte er mit seinem Stuhl zu ihr hinüber und schloss sie in die Arme. Sie schmiegte sich an ihn und weinte. Als sie sich beruhigte, begann er zu reden.
    ***
    Strahlender
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