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286 - Der körperlose Herrscher

286 - Der körperlose Herrscher

Titel: 286 - Der körperlose Herrscher
Autoren: Michelle Stern
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einzig einen Gott namens Mar'os gelten. Zumindest kannte Quesra'nol den Begriff »Mutter«, auch wenn der für ihn eine andere Bedeutung zu haben schien wie für einen Menschen.
    Sie würde froh sein, endlich wieder an die Oberfläche zu kommen, auch wenn das Volk der Hydriten sie durchaus faszinierte. Doch die Menschen ließen sich leichter durchschauen und waren besser zu steuern.
    E'fah griff nach dem Steinbesteck, das aussah wie zwei große gebogene Löffel. Ohne Handschuhe hob sie Mutter damit von ihrer Prunkschale und legte sie vorsichtig auf der Brust des Mannes ab.
    Der Bewusstlose zuckte einmal kurz, dann wurde er zu Stein. Mutter genoss das Gefühl von Stärke, das in sie strömte. Der Glanz des Mannes war schwach, aber er tat unglaublich gut.
    Weiter! , forderte sie E'fah auf, und die Hydritin legte sie nacheinander erst auf den Brustkorb der Frau, dann auf den des Kindes. Drei steinerne Statuen blieben zurück, die aussahen, als würden sie schlafen.
    Sie wandte sich mental an Quesra'nol. Schafft die Versteinerten fort und bringt mich zurück in die Thronhalle. Für den Augenblick bin ich gesättigt. Anschließend konzentrierte sie sich auf E'fah. Hol mir mehr Menschen.
    Sie fühlte deren Zögern. Bereitete es der Hydritin Unbehagen, die Oberflächenbewohner umzubringen? Das war sonderbar. Bei den meisten Hydriten, die Mutter umgaben, spürte sie nicht den leisesten Hauch von Unwohlsein, wenn es darum ging, Menschen zu töten. E'fah schien anders zu sein. Sie musste ihre Zweifel beseitigen.
    Geh! , vermittelte sie ihr mit aller Macht. Du tust das Richtige! Ihr künstlicher Körper stand kurz vor der Vollendung. Schon in wenigen Tagen würde sie damit aufbrechen, um sich erstmals an Land fortzubewegen. Alles was sie brauchte, war genügend gespeicherte Energie.
    Sie sah durch E'fahs Augen auf Quesra'nol. Ihn würde sie sich bis zum Schluss aufheben. Sein Glanz war machtvoll und er schien aus derselben Quelle zu stammen wie der Glanz, dem sie zuvor an Land gefolgt war. Wie ein Mantel lag das Leuchten um ihn - aber nicht mehr lange. Sobald er seine Aufgabe beendet und die bionetische Seespinne gebaut hatte, würde auch er in der Speisekammer enden. Von ihm konnte sie lange zehren, wenn sie sich auf die Suche machte.
    Gesättigt spürte sie, wie sich das Innere ihres Steinkörpers erwärmte. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte sie sich vollkommen. Alles verlief nach Plan.
    ***
    Mer'ol, der als Wächter mit im Raum war, musste sich zusammenreißen, E'fah nicht anzuspringen, als diese den Stein auf den Brustkorb der halbnackten Frau legte. Das ist falsch. Ich kann das nicht dulden.
    Mer'ol war nie ein Freund der Menschen gewesen. Als er auf Maddrax traf, hatte er den Mann aus der Vergangenheit verachtet, denn seinetwegen war sein Lehrmeister Quart'ol gestorben. Doch Maddrax hatte Quart'ols Geist nicht nur sechs Monate lang in seinem Kopf getragen und ihn somit vor der Auslöschung bewahrt, er hatte sich auch in jeder Hinsicht als Freund erwiesen.
    Inzwischen stand Mer'ol den Menschen freundlich gegenüber und wusste, dass einige von ihnen durchaus schützenswert waren. Das, was der angebliche Steingott tat, war dagegen verachtenswert. Es hatte nichts mit Wissenschaft und Fortschritt zu tun, sondern war ein Ausdruck tiefster Barbarei. Es war an der Zeit zu handeln und diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.
    Ich werde zu Quart'ol nach Hykton schwimmen, auch wenn er mich verurteilt. Er ist ein Freund Gilam'eshs und kann mir sicher helfen. Er hat gute Beziehungen zur Stadt und auch zu Kal'rag und dem HydRat. Wenn sie erfahren, was hier vor sich geht, werden sie eingreifen.
    Entschlossen verließ Quart'ol durch eine Schleuse Mutters Speisekammer. Er musste über seinen Schatten springen. Die Ereignisse in Neu-Martok'shimre wuchsen über ihn hinaus.
    ***
    Hykton, Meerespalast
    »Es gibt Neuigkeiten.« Die stolze Hydritin mit dem gelben Flossenkamm reckte sich und streckte dabei ihre muschelbedeckten Brüste vor. Einen Moment war Quart'ol abgelenkt und erst als ihr zorniger Blick ihn traf, sah er zurück in das Gesicht seiner Freundin Bel'ar.
    »Entschuldige«, murmelte er. Ob auch seine Vorliebe für weibliche Formen ein Überbleibsel seiner Zeit mit Matthew Drax war? Er riss sich zusammen und zwang sich, Bel'ars Bericht zu lauschen und ihre überproportionierten Brüste zu ignorieren.
    Die Stimme der Wissenschaftlerin und Beobachterin war eindringlich.
    »An Land berichten die Lungenatmer von Angriffen grausamer
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