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286 - Der körperlose Herrscher

286 - Der körperlose Herrscher

Titel: 286 - Der körperlose Herrscher
Autoren: Michelle Stern
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Aruula grinste kopfschüttelnd.
    Hinter Rulfan kam ein dünner Hüne die Leiter herunter. Er sah aus wie der Tod auf zwei Beinen. Sein Gesicht wirkte unheimlich und die martialische Lederkluft machte den Gesamteindruck nicht besser. Matt schätzte ihn instinktiv als guten Krieger ein.
    Rulfan winkte den Fremden heran. »Matt, das ist Alastar. Er ist der Chefexekutor der Reenschas und gemeinsam mit mir auf einer Mission, der ihr euch hoffentlich anschließt.«
    Alastar lächelte breit und gab ihnen nacheinander die Hand. »Das hoffe ich in der Tat. Wir können jede Hilfe gebrauchen.«
    Matt sah seinen Blutsbruder forschend an. »Wohin seid ihr unterwegs?«
    Rulfans Gesicht war ernst, ihm schien die Angelegenheit sehr wichtig zu sein. Sein Blick ging zu Xij, die am Rand der Gruppe stand, als er sagte: »Nach Agartha.«
    Xij Hamlet zuckte heftig zusammen.
    Matt sah, dass auch Alastar das Mädchen aufmerksam musterte. Sicher hatte Rulfan ihm gesagt, dass Xij diesen Namen schon öfters erwähnt hatte - nachts, während sie schlief. Auch ihm selbst sagte das Wort irgendetwas, doch er konnte sich nicht erinnern.
    »Agartha?«, echote er. »Ihr wisst, was das Wort bedeutet?«
    Rulfan nickte. »Und was dort vorgeht«, sagte er geheimnisvoll.
    Matthew lief es kalt den Rücken hinab. Was immer Rulfan damit sagen wollte, es musste ein Vorfall höchster Priorität sein, wenn er dafür Myrial erneut alleingelassen hatte. Schließlich hatte er vor der Reise nach Guernsey seiner jungen Frau versprochen, nach der Rückkehr ganz für sie da zu sein.
    Rulfan schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter. »Lass uns das an einem Lagerfeuer besprechen. Wir haben uns viel zu berichten.«
    Matt sah sich misstrauisch um. Die Ex-Versteinerten schienen ihnen nicht gefolgt zu sein, aber vielleicht würde das weithin sichtbare Luftschiff sie herlocken. »Machen wir das lieber an Bord eures Zeppelins«, sagte er. »Diese Gegend ist nicht sicher. Auch ich habe einiges zu erzählen.«
    ***
    Neu-Martok'shimre, Oktober 2526
    Meere. Unendliche Wellenberge, die sich mit wilder Kraft aufbäumten, über sich hinauswuchsen und laut brodelnd metertiefe Täler hinabstürzten. Ein Strömen und Fließen in unbändiger Perfektion. Freiheit.
    Irgendwann einmal hatte er sie besessen, und irgendwann einmal hatte es jene Berge und Täler aus schäumendem Smaragdwasser gegeben, die für ihn ein Sinnbild der Freiheit waren. War es Wochen her oder Jahrmillionen? Nein, es war nicht auf diesem Planeten gewesen, sondern auf einer anderen Welt, die er verlassen musste. Einer Welt, in die es kein Zurück mehr gab.
    Quesra'nols Sichtfeld verschwamm vor seinen lidlosen Augen. Die Färbung seines knorpeligen Scheitelkamms zeigte seine Trauer. Er war kein Hydrit wie die anderen Hydriten, die in dieser von pulsierenden roten Seesternen erhellten Grotte als Wächter dienten. Er war ein Hydree und stammte von Rotgrund - so hatten er und die Seinen einst den Mars genannt. Er hatte die Hydree Rotgrunds vor den Gefahren des schwarzen Kristalls gerettet, doch dabei war er in ein Zeitverzögerungsfeld geraten und hatte unvorstellbare dreieinhalb Milliarden Jahre darin überbrückt. [2]
    Danach hatte er feststellen müssen, dass Rotgrund nicht mehr sein Planet war. Es gab keine Hydree mehr, sondern Menschen; Siedler, die von Ork'huz gekommen waren, der Erde. Sie hatten neue Meere geschaffen, eine Atmosphäre mit Wolken und Regen, und den Rotgrund zu ihrer Heimat gemacht. Ihm war nur die Flucht geblieben. Durch einen Zeitstrahl war er um wenige Wochen versetzt auf der Erde gelandet, dem Planeten, auf den auch die Hydree Rotgrunds geflohen waren, als die Atmosphäre immer dünner wurde und die Meere ihrer Heimatwelt austrockneten. Dort hatte er Artgenossen zu finden gehofft - und diese auch gefunden. Doch das andere, das er so verzweifelt gesucht hatte, war ihm in den Flossenhänden zerronnen: seine Freiheit.
    Denn kaum hatte er sich einer Pilgergruppe angeschlossen, um nach Hykton zum weisen Propheten Gilam'esh zu reisen, hatte eine Gruppe von Mar'os-Jüngern - fleischfressende Hydriten, die wegen ihrer vergrößerten Tantrondrüsen besonders aggressiv waren - ihn verschleppt. Sie wollten ihn zwingen, für sie am Bau einer Stadt zu arbeiten, die sie Neu-Martok'shimre nannten.
    Offensichtlich hatte es auf Ork'huz viele Schlachten unter den Nachfolgern der Hydree gegeben. Diese Nachfolger nannten sich Hydriten, und schon früh waren Kriege zwischen ihnen entbrannt. Ganze Städte waren
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