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286 - Der körperlose Herrscher

286 - Der körperlose Herrscher

Titel: 286 - Der körperlose Herrscher
Autoren: Michelle Stern
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zerschlagen. Die Barbaren verfügten lediglich über Knüppel und Heugabeln, bestenfalls ein Schwert oder eine Armbrust.
    Geräuschlos ließ sich E'fah zurück ins Wasser sinken und gab harte Schnalzlaute in Richtung der leergepumpten Transportqualle ab, die im tieferen Gewässer verborgen lag. Da sich der Schall im Wasser schneller ausbreitet als an Land, hörte sie fast sofort die Antwort.
    Sechs der besten Krieger der Stadt waren mit ihr auf der Jagd. Sie hatten Blasrohre mit Seeigelstacheln bei sich, an denen ein Betäubungsgift haftete. Zwei der Krieger hatten die Aufgabe, Menschen zu betäuben, zwei weitere würden die Opfer dann zur Qualle schaffen. Der Rest sicherte mit E'fah die Umgebung und hielt die restlichen Barbaren zurück.
    Die Mar'os-Krieger schwammen heran. E'fah fühlte sich dunkel an alte Zeiten erinnert. Wehmut stieg in ihr auf. Einstmals war sie als Herrscherin Ägyptens in den Krieg gezogen.
    Aber jetzt war nicht die Zeit für Rückbesinnungen. Es galt den Auftrag zu erfüllen.
    Sie schoss aus dem Wasser und rannte los. Ihr Körper stellte sich automatisch von Kiemen- auf Lungenatmung um. Durch die hohe Belastung schmerzten ihre Lungenflügel, aber das fühlte sie kaum. Mutter brauchte Nahrung. Mutter sollte nicht warten müssen.
    Zwei etwa zwölfjährige Kinder entdeckten die Fischwesen, die kaum größer waren als sie selbst, und schrien hell auf. Sie rannten über die Uferstraße davon, ins Dorf hinein. Die ersten Giftstacheln flogen ihnen nach und verfehlten das Ziel.
    Auch die anderen Hydriten mussten erst ihre Atmung umstellen, ehe sie voll einsatzbereit waren. Noch gehorchten ihnen ihre Körper nicht vollständig, aber die Akklimatisierung würde nur Sekunden in Anspruch nehmen.
    E'fah erreichte die Dorfgrenze. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das, was sie tat, falsch war. Entsetzlich falsch. Aber Mutter wünschte es. Mutters Wille war alles, was zählte.
    Sie sprintete und holte einen Jungen ein, der vor ihr lief. Den Kombacter setzte sie nicht ein. Sie brauchte das Kind lebend. Hart stieß sie es zu Boden, während ein zweiter Hydrit einen Stachel pustete und traf. Der Junge schrie auf und sackte leblos in sich zusammen.
    Schreie und Rufe wurden laut. Immer wieder hörte E'fah den panischen Ausruf: »Fishmanta'kan!(so heißen die Hydriten in den Legenden der Menschen)«
    Schon rotteten sich erste Dörfler zusammen. Männer und Frauen in verlumpter Kleidung, mit grimmigen Gesichtern. Sie hielten Knüppel und Kurzschwerter in den Händen. Einer der Männer wagte sich besonders weit vor. »Joosch!«, schrie er und eilte auf den Jungen zu, der eben von einem Hydriten weggeschleift wurde. Mehrere Stacheln schossen durch die Luft, trafen sein Gesicht und ließen ihn der Länge nach in den Staub stürzen. Er zuckte am Boden und lag still.
    Nun kam Bewegung in den Mob, der stetig anwuchs. Inzwischen waren gut zwölf Menschen versammelt, und obwohl ihre Gesichter Angst widerspiegelten, sah E'fah, dass sie bereit waren, ihr Dorf und ihre Gemeinschaft bis zum Tod zu verteidigen.
    Einer legte einen Pfeil auf und spannte die Sehne. E'fah schoss mit dem Kombacter und traf seinen linken Arm. Schreiend ließ er Pfeil und Bogen fallen. Die anderen Dörfler wichen verunsichert zurück und starrten sie mit großen Augen an. Die Waffen in ihren Händen zitterten unschlüssig.
    Zwei der Hydriten packten eine Kämpferin, die zu langsam zurückgewichen war. Seeigelstacheln steckten in ihrem Hals. Mit verdrehten Augen hing sie in den Armen der Mar'osianer wurde sie davongezogen.
    »Nein!« Ein Mann wollte vorwärts stürmen, doch E'fah kam ihm zuvor und traf mit dem Kombacter seine Beine. Er brüllte und wimmerte. Seine Beine trugen ihn nicht mehr und er stürzte hart in den rötlichen Staub. Die Menge wich zurück.
    E'fah baute sich breitbeinig vor den Menschen auf. »Verfolgt uns nicht, dann lassen wir euch am Leben! Wir sind Diener Orguudoos und das Reich, aus dem wir stammen, liegt nicht auf dieser Welt!« Sie ging langsam rückwärts, den Kombacter auf die verängstigten Menschen gerichtet. Eine Frau begann herzzerreißend zu weinen und schrie den Namen eines Mädchens.
    »Kein! Kein!«
    Das Kind wurde eben von zwei weiteren Hydriten fortgezogen. E'fah sicherte den Rückzug zum Wasser. Sechs Männer und Frauen mit Schwertern stürmten ihr nach und wurden von den Blitzen, die aus dem Kombacter zuckten, zurückgeworfen.
    Sie hatten das Wasser fast erreicht, da stürzte einer der Mar'os-Krieger. Das
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