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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt
Autoren: Christian Schwarz
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Busen, die es wie keine andere verstand, seine ungezügelte, animalische Leidenschaft zu wecken. Sie war, wie er sich eine Frau wünschte, fantasievoll in der Liebe, griffig und hingebungsvoll. Und, was er ihr ganz hoch anrechnete, sie wollte nach ihrem Zusammensein nicht immer kuscheln wie die meisten anderen Wooms; sie akzeptierte, dass er sich danach sofort wieder anziehen musste, um zurück zur Arbeit zu gehen, bei der er ebenfalls seinen Mann zu stehen hatte. Der Posten des Hafenkommandanten war schließlich mit hoher Verantwortung behaftet.
    Liisbet wäre also die Woom seines Lebens gewesen und er hätte sein Glück auch gerne in die Welt hinausgeschrien, hätte ihre überaus harmonische Beziehung nicht unter einem klitzekleinen Schönheitsfehler gelitten: Liisbet war nämlich die Frau von Ben dem Schrecklichen, dem Kommandanten der legendären Spezialeinheit Gesgeh 9 , die Lordkanzler Gundar vor vielen Jahren schon ins Leben gerufen hatte und die ihm seither treu diente.
    Wenn Ben, ein Schrank von einem Kerl und überaus brutal, von der Untreue seiner Frau erfuhr, würde er nicht nur mit ihr kurzen Prozess machen, dann musste auch die Position des Hafenkommandanten neu besetzt werden, da war sich Andree Sampson sicher; vor allem, wenn Ben mitbekam, dass er von dessen Impotenz wusste. Deswegen konnte er Liisbet nur in aller Heimlichkeit treffen, täglich zwischen der zwölften und vierzehnten Stunde, wenn Ben die Spezialeinheit zur »Mittagsparade mit Kanonendonner« antreten ließ.
    Sampson ging durch ein paar Gässchen nach unten an die Uferpromenade. Hier pulsierte das Leben. Hunderte Menschen waren unterwegs. Tuch- und Gemüsehändler boten lautstark ihre Ware feil, der Führer eines Eselgespanns versuchte sich seinen Weg zu bahnen, Bettler drückten sich herum und leichte Mädchen waren auf einen schnellen Coiin in der Mittagsstunde aus. Sampson genoss das Gewimmel vor dem Nebenhafen, der Maarina genannt wurde. Hier war von klein auf seine Spielwiese gewesen. Ein Stück weiter, vor dem Haupthafen mit seinen mächtigen Kaianlagen, ließ das bunte Treiben etwas nach.
    Kanonendonner ertönte vom Exerzierplatz der Gesgeh 9 hoch in den Hügeln über Sainpeert. Sampson beschleunigte seine Schritte. Er war etwas spät dran; seine Liisbet würde sich bereits ungeduldig im Bett räkeln.
    Als er durch weitere Gässchen in Richtung Gundars Palast hoch ging, passierte er ein kleines Haus, vor dem sich etwa ein Dutzend Leute versammelt hatten. Das Haus der Heilerinnen.
    Soeben trat eine von ihnen aus der Haustür: Sarah Kucholsky. Andree Sampson mochte die Frau mit ihren hellblauen Augen und dem zarten Puppengesicht lieber als ihre Kollegin Eve Neuf-Deville, die immer so komische Witze machte. Fähige Heilerinnen waren sie aber alle beide. Auch Eve tauchte nun im Freien auf.
    »Hallo Kaloi!«, rief ihm die Kucholsky zu und hob grüßend die Hand. Wie ihre Kollegin trug sie die weiße Kleidung der Heilerzunft. »Na, geht's wieder zur Besprechung mit dem Lordkanzler?«
    Sampson blieb nun doch für einen Moment stehen. Er lächelte, als die Kucholsky zu ihm kam. »Ja, zum Lordkanzler, wie jeden Tag. Ich sehe, Sie haben viel Kundschaft. Ihre Fähigkeiten haben sich weit herumgesprochen. Ich bin froh, dass ich mich bei Gundar dafür einsetzen konnte, dass Sie in Sainpeert nun ganz offiziell als Heilerinnen arbeiten dürfen.«
    »Ja, danke nochmals.«
    Sampson kniff das rechte Auge zu. »Vielleicht könnten wir dann ja das nächste Mal ein bisschen wegen meines Honorars verhandeln, was meinen Sie? Der Posten eines Hafenkommandanten ist zwar verantwortungsvoll, die Bezahlung seiner Bedeutung aber bei weitem nicht angemessen.«
    Sarah Kucholsky lächelte nun ebenfalls. »Ich bin mir sicher, dass da tatsächlich etwas mehr drin wäre, Kaloi. Eine Hand wäscht schließlich die andere.«
    »Das freut mich zu hören. Allerdings hoffe ich, Sie nicht so schnell wieder aufsuchen zu müssen.«
    »Aha? Dann ist es mit Ihren Magenbeschwerden besser geworden?«
    »O ja. Ihr Mittelchen hat Wunder gewirkt, Lady Kucholsky. Ich spüre keinen Schmerz mehr, nicht mal mehr das geringste Ziehen.«
    »Sehr schön. Ansonsten sind wir natürlich jederzeit für Sie da, Kaloi.«
    Andree Sampson verabschiedete sich. Nun aber schnell weiter, da bereits die dritte Salve Kanonendonner über Sainpeert rollte. Normalerweise war er da bereits aus den Kleidern.
    Sampson gestand sich ein, dass er die beiden Heilerinnen zutiefst bewunderte. Ihre ersten drei
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