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277 - Xij

277 - Xij

Titel: 277 - Xij
Autoren: Ronald M. Hahn
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einer anderen Tür vernimmst du Insektengesumm. Der Lärm von Millionen. Du verzichtest darauf, in Erfahrung zu bringen, zu welch tödlicher Spezies sie gehören.
    Über einen schleimigen Boden geht es in eine zu drei Vierteln eingestürzte Kammer voller Kunststoff-Munitionskisten. Kein Problem, sie mit dem Stab aufzubrechen. Der Inhalt: Übungsmunition für Maschinenpistolen und Schnellfeuergewehre.
    Verfluchter Mist. Du schaust dich um. Durchwühlst Haufen von transparenten Behältern. Kehrst das Unterste nach oben, schiebst das Uninteressante beiseite, und dann: Es ist lang und schmal und sieht wie Tupperware aus.
    Du reißt es an dich, schüttelst es hin und her - und darin sind, du glaubst es kaum - die Nadeln, die zu finden du seit Wochen unterwegs bist.
    Du drückst den Behälter an deine Brust. Hurra!
    Als du ihn öffnen willst, bewegt sich der Boden unter deinem rechten Fuß. Lokales Leben? Eine ätzende Wolke dreht deinen Magen um. Du rutschst aus, verlierst die Fackel. Fällst aufs Maul.
    Ein unbeschreibliches Getöse. Staubwolken steigen auf. Blechdosen fliegen scheppernd auseinander. Du liegst auf dem Bauch und spürst, dass irgendwas, das vier Pfoten hat, nach nasser Ratze riecht und zehn Pfund wiegt, auf deinen Rücken springt.
    Roger Daltrey, steh mir bei! Ein Ratzenbiss ist das Letzte, was du brauchen kannst.
    Doch dein Nadler ist nicht geladen und der Stab liegt unter dir. Rote Wut im Auge fährst du herum, schlägst blindwütig um dich und triffst einen plumpen nassklebrigen Leib. Ein Fauchen ist die Antwort. Dann ratscht eine Tatze über deinen Oberarm.
    Brennender Schmerz. Du fährst den Stab aus und schlägst ziellos um dich, hörst das Knacken eines brechenden Zahns in einem Ratzenmaul, dem ein Mief entströmt, der dich normalerweise zum Kotzen brächte.
    Bleib nicht liegen, sonst frisst es dich! Steh auf! Auf! Sofort! Geschepper, als du dich auf die Beine hievst und weiter um dich schlägst. Du triffst harte Knochen und hörst Gewinsel.
    Dann: Licht. Commander Drax steht wie ein Racheengel im Türrahmen. Wunderbarer Mann. In der einen Hand den Kombacter, in der anderen den Driller.
    Angesichts der Gefahr, die du nicht siehst, die sich aber in seinem schreckgeweiteten Blick spiegelt, ist es ihm wohl egal, ob er Lärm macht. Aber er macht gar keinen Lärm, denn sein Blitzwerfer gibt nur ein elektrisches Knistern von sich.
    Pitsch. Flüssigkeit fliegt dir um die Ohren. Blut? Aruula, nun neben Drax, verzieht angeekelt das Gesicht.
    »Krchr-krchr-krrrchchch…« Vor deinen Füßen verendet etwas, das du nicht sehen möchtest.
    Deine Knie knicken ein. Du drückst den erbeuteten Behälter an deine Brust.
    Dann schwinden dir die Sinne.
    ***
    Die Wolken reißen auf. Ein schartiger Bergrücken reckt unter dir ein schneebedecktes Haupt. »Agartha…« Über den Wolken soll die Freiheit ja grenzenlos sein. Im Hintergrund Gesumm. Ansonsten eine eigenartige Wärme, die entsteht, wenn man menschliche Zuneigung spürt. Sanft sondierende Hände. Wie oft bist du jetzt gestorben?
    Eine leise Stimme, voller Besorgnis. »Was ist mit ihm, Aruula? Hat das Drecksvieh ihn gebissen? Was ist das für ein Tier? Ist es giftig ? Warum ist seine Zunge so… violett?«
    »Schschsch! Ich muss mich konzentrieren…« Dann ein deutliches Gefühl: Erschrecken! »Ich glaub's nicht!«
    »Was ist los?«
    »Xij. Er ist… Sie ist… eine Frau!« Unbeschreibliche Verblüffung. Dann: »Autsch!«
    »Was hast du?«
    »Ich hatte so ein Gefühl… als hätte mich was gestochen, direkt in den Kopf.«
    »Was hast du gesagt? Xij ist eine Frau ?«
    »Ja. Jetzt sei still. Das Biest ist tot. Es ist nicht giftig.«
    Hände machen an dir rum. Die Bergwelt schrumpft, die Wolken lösen sich auf.
    Diesmal bist du nicht gestorben. Zwei Gesichter schweben über dir: Commander Drax. Er sieht wirklich verdammt gut aus. Aruula. Die Welt hat sich verändert. Du liegst nicht zwischen toten Killerkakerlaken in einem Meer aus Blechdosen, sondern auf einer neutral riechenden Kunststoffliege in einem… Abteil?
    Leuchten an der Decke. Sieht wie Neon aus, ist aber was anderes. Die Luft ist relativ frisch.
    »Xij?« Patsch. Patsch. Aruula versetzt dir leichte Ohrfeigen. Sie ist verdammt schön. Dir wird bewusst, dass sie in dir drin war. Es erschreckt dich. Was hat sie über dich rausgekriegt? Weiß sie jetzt, dass du auch Josie Earp warst?
    »Bist du noch bei uns, Xij? Antworte mir. Bitte .«
    Du willst Ja sagen, aber du musst husten. Das sagt ihnen, dass du
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