Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
277 - Xij

277 - Xij

Titel: 277 - Xij
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
Vorausgesetzt, dass sie in einem dieser Rechner hier gespeichert sind.«
    Du stellst in der Schaltzentrale zwei Fackeln auf, damit er mehr sieht. Dann suchst du dir im hinteren Teil des Raumes einen Schalensitz, um deine müden Knochen zu entspannen.
    Aruula folgt Commander Drax, wohin er auch geht.
    Tausend Gedanken schwirren durch deinen Kopf. Du kannst die Augen kaum noch offen halten. Das Blei der Zeit macht dich so schwer… Dann ruckst du hoch.
    Nicht einschlafen! Vergiss nicht, weswegen du überhaupt hierher gekommen bist…
    ***
    Heia, Safari. Im Schein einer Fackel auf der Suche nach Munition durch die Unterwelt. Sofern man die Räume betreten kann, ohne knietief im Dreck der örtlichen Existenzen zu versinken.
    Die Türen zu öffnen geht leichter als gedacht: Nur wenige sind abgeschlossen. Viele sind so morsch, dass ein Tritt sie aus den Angeln reißt. Ein Halstuch aus dem Tornister lässt dich atmen, denn die Sporen bestimmter subterraner Pilze erzeugen Halluzinationen - falls sie einen nicht töten. Andere Pilze versprühen Nervengift, doch…
    Schschsch! Aus einem kreisrunden Loch in der Wand gegenüber - ein Rohr? - zischt ein armdicker, weißer, viele Meter langer einäugiger Wurm auf dich zu.
    Du hast ihn wohl erschreckt, was er dir nicht verzeiht.
    Bevor seine Piranhazähne dich packen können, tauchst du ab. Dein Stab fliegt hoch und kracht dem Mistvieh auf den Schädel. Krack! Es knirscht, fiept und sabbert, dann fällt der Wurm auf den Boden. Der Rest seiner schleimigen Existenz - es sind mindestens sieben Meter - glitscht aus dem Rohr und klatscht auf den Beton.
    In einem Anfall von rasendem Ekel zermahlt dein Absatz den Kopf der Bestie. Dein Stab versetzt seinem wild zuckenden Leib so feste Hiebe, dass er mehrfach bricht.
    Dann schüttelst du dich. Warum, verdammt, muss alles Leben, das in Dreck, Schleim und Scheiße nistet, immer so potthässlich sein?
    Dein Schädel pocht. Dein Herz auch. Dir ist übel. Aber du willst nicht aufgeben: Auch wenn die Vorstellung dessen, was dir hier sonst noch alles begegnen kann, krank macht, eins ist klar: Ohne Munition wird's dir hier unten schlecht ergehen.
    Der Raum ist schnell durchsucht: Dass subterranes Leben in fünfhundert Jahren alles gefressen hat, was nicht aus Eisen ist - wen wundert es? Im nächsten Raum nisten tausend dicke Asseln, die wie Butterkekse knirschen, wenn man auf sie tritt. Zum Glück haben sie mehr Angst vor deiner Fackel als du vor ihnen. Der dritte Raum: gefliest. Ein Kanaldeckel im Boden - von einem pulsierenden Plasmaklumpen verstopft.
    Dein Interesse, etwas über seine Natur zu erfahren, hält sich in Grenzen. Also bleibst du ihm fern und ziehst dich, als er dünne Tentakel ausbildet, die dich wohl betasten möchten, an die Tür zurück.
    Die Tentakel folgen. Du bleibst stehen, schaust zu, wie sie über den Boden schleimen, um fragend an deinen Stiefelspitzen zu zupfen.
    »Ich bin nicht hier, um dir was anzutun, Slimey«, sagst du leise, um nicht noch mehr Ungeziefer anzulocken. »Aber wenn du dich jetzt nicht in die Kloake zurückziehst, aus der du kommst, mach ich dich kalt.« Du hebst den Stab , und als wüsste der Plasmaklumpen nun, dass du keinen Wert auf seine Gesellschaft legst, zieht er die Tentakel zurück, die wieder eins werden mit dem quallenartigen Pfropfen.
    »Bleib, wo du bist. Schiebst du auch nur eine Pfote über die Schwelle, ist sie platt.«
    Ist es Einbildung oder kommt unter dem Kanalgitter nun wirklich ein furchtsam klingendes Grunzen hervor? Who cares? Geh zurück, mach die Tür zu. Atme auf, als du siehst, dass sie dicht mit dem Boden abschließt. Da kommt nichts mehr raus.
    Neue Räume, neues Glück. Du stolperst über Kunststoffbehälter, rutschst auf glitschigem Bodenbewuchs aus, kramst in oxydierten Eisenregalen und wühlst dich durch Eisenkisten, die Platinen, Stecker, Schnittstellen, Kabel, Schrauben, Bohrer, Kabelbinder und Datenträger enthalten, an denen Heere von Ratzen ihre Zähne schärfen.
    Und du findest Waffen: stählern und tonnenschwer. Ihre Bezeichnungen, sofern sie nicht unter Rost verschwunden sind, lesen sich wie ein Who is Who des Waffenhandels: Vickers MkV, BESA MkIII, L37A1, MG73, GEC Minigun, Parabellum IMG14, Lewis Mk2, Browning M2.
    Bordwaffen für Flugzeuge und Panzer. Ausnahmslos verrostet. Das Regal, in dem sie einst verstaut waren, ist umgekippt und hat alles in ein Kunststoffbecken geworfen, in das seit Menschengedenken salziges Wasser von der Decke herabtropft.
    Hinter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher