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277 - Xij

277 - Xij

Titel: 277 - Xij
Autoren: Ronald M. Hahn
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Panzer abermals herum und verfehlte die beiden nur knapp.
    Der Rest der Krieger geriet bei Protos Anblick dermaßen aus dem Konzept, dass der Kampf für Sekunden stockte. Das nutzte eine kleinere Gestalt aus und rettete sich mit einem kühnen Sprung vor einem Hünen, der mit erhobenem Schwert vor ihr stand.
    Die Gestalt entpuppte sich als Axya. Als Aruula und Xij sie erkannten, schrien sie auf und fuchtelten mit den Armen so dicht vor Matts Nase herum, dass er die Gewalt über die Steuerung verlor und zwei weitere Schweinerösser erfasste. Der Panzer rollte über sie hinweg, ohne dass man es an Bord spürte.
    Axya - einer der Bildschirme zeigte sie deutlich - stierte das riesige auf sie zurollende Gefährt wie ein Fabelwesen an. Natürlich reichte die Phantasie einer analphabetischen Räubertochter nicht aus, um in dem sich ihr nähernden Ungetüm ein von Menschenhand gelenktes Ding zu sehen.
    Der Hüne hinter ihr hatte offenbar beschlossen, in dem Ding erst mal gar nichts zu sehen und sein Tötungswerk fortzusetzen. Axya bemerkte nicht, dass er von hinten auf sie zustapfte und abermals das Schwert hob.
    Matt hatte sich mit der Waffenphalanx auf Protos Dach bislang nur am Rande beschäftigt; schließlich hatte er nicht so schnell mit einem Einsatz gerechnet. Nun klappte er hektisch die Waffenkonsole aus dem Armaturenbrett und legte die Hebel für den Granatwerfer um. Ein Fadenkreuz und Entfernungsdaten legten sich über das Monitorbild.
    »Was tust du?«, ächzte Aruula. »Du wirst doch nicht -«
    »Tu ich's nicht, ist sie tot«, gab Matt knapp zurück, zielte auf eine freie Fläche hinter dem Hünen und löste aus.
    Ein Zischen erklang, und eine Sekunde später erhellte ein Explosionsblitz die Lichtung. Der Krieger wurde - wie alle in näherer Umgebung - von den Füßen gerissen. Auch Axya landete im Schmutz.
    »Klettere rauf und wink ihr!«, rief Matt nach hinten. Welche der beiden Frauen dem Befehl nachkam, war ihm schnuppe. Er hielt weiter auf die Räuberstochter zu, die sich gerade hochstemmte und Dreck spuckte. Mit der Linken legte er den Hebel für den oberen Notausstieg um. Über ihnen machte es Zschschsch ! Eine Panzerplatte schob sich zur Seite und gab die Sicht auf eine kreisrunde Luke frei.
    Die hereinfauchende Luft riss Xij aus ihrer Starre. Im Nu hatte sie die Sprossenleiter aus der Decke geklappt, kletterte hoch und zog sich mit einer Hand durch die Luke. Matt hörte sie rufen und sah Axyas Reaktion auf dem Bildschirm.
    »Xij!«, schrie die Tochter des Hauptmanns fassungslos. »Was machst du da?« Sie kämpfte sich hoch und lief auf den Panzer zu. Dass sie außer sich vor Freude war, konnte man wohl nur erkennen, wenn man ihre Nahaufnahme sah. Für jeden anderen - und auch die Mannen ihres Vaters - musste es so wirken, als stürme sie, den Säbel in der Hand, gegen das Monster an.
    Diese kühne Tat riss alle mit. Fünf Sekunden später rannten aus allen Richtungen johlende Horden auf Proto zu. Die Loxlees hielten den Panzer für eine Teufelei ihrer Gegner. Diese wiederum sahen es umgekehrt: Hatte das verfluchte Ding nicht schon einige der ihren zermalmt?
    »Komm runter!«, befahl Matt, denn Xij machte Anstalten, sich ganz aufs Dach des Panzers zu ziehen, während sie weiter Axyas Namen rief. »Die machen dich kalt!«
    Die erste Bolzensalve prasselte auf das Fahrzeug nieder. Dann kamen die Lanzen.
    »Hol sie rein, Aruula!«, schrie Matt nach hinten. »Ich mach die Luke jetzt zu!«
    Aruula sprang hoch, erwischte Xijs Beine und riss sie in den Panzer zurück. Ihr zweistimmiger Aufschrei, als sie übereinander fielen, bedeutete für Matt das Signal, den Hebel umzulegen und gleichzeitig den Kurs zu ändern. Durch eine Lücke der Angreifer lenkte er Proto dem Waldrand und der Küste entgegen.
    Eine erneute Salve. Ein Monitor mit der Rückansicht zeigte Axya, die hinter ihnen herlief und Xij eine Kusshand zuwarf. Auf einem anderen Bildschirm galoppierte ein garstig quiekendes Schweineross neben Protos rechter Seite. Im Sattel saß ein stoppelglatziger Reiter, dessen dunkle Augen in einem fanatischen Feuer glühten.
    Matt wusste sofort, dass der Mann kein Söldner oder jemand war, den man zu diesem Feldzug gezwungen hatte. Es musste Thodrich sein! Er stemmte sich im Sattel hoch und machte Anstalten, auf den Panzer zu springen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Matt die Wahl: Entweder zog er Proto nach links; dann würde Thodrich bestenfalls im Dreck landen. Oder er riss den Steuerknüppel nach rechts;
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