Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
277 - Xij

277 - Xij

Titel: 277 - Xij
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
Irgendwie aber widerstrebte es Matt, seinen Bug schon auf der ersten Fahrt im 25. Jahrhundert zu zerkratzen.
    Eine grobe Analyse des Geschützstand-Rechners sagte ihm, dass schon eine der an Bord befindlichen Granaten reichen würde, um ihnen die freie Ausfahrt zu ermöglichen. Leider - und dies stank ihm gewaltig - hatte er keine Ahnung, was die Granate noch anzurichten gedachte, wenn sie den Weg erst mal freigeschossen hatte: Duncayn von Loxlees Tschörtsch lag, wenn alle Berechnungen stimmten, genau in Schussrichtung. Wenn die Granate ordentlich Zunder hatte, würde sie das Quartier der skotischen Räuber pulverisieren.
    Rücksicht nehmen gegenüber Räubern? Die sie bei der ersten Begegnung vom Himmel geholt hatten und massakrieren wollten?
    Andererseits… Vielleicht waren Duncayn und seine Kumpane ja von den hiesigen Mächtigen ins Exil getrieben worden und galten nur deswegen als vogelfrei. So wie es damals Robin Hood und seinen Mannen angeblich widerfahren war.
    So lange Matt auch darüber nachdachte - ihm fiel kein moralisch einwandfreier Grund ein, die Granatwerfer auf Protos Dach auszuprobieren, ohne sich für den Rest seines Lebens Vorwürfe machen zu müssen, wenn es schief ging.
    So war er eigentlich ganz zufrieden, als die Müdigkeit ihn so heftig übermannte, dass es ihm nicht mehr gelang, den formschönen Schalensitz zu verlassen. Er schlief ein, träumte vom abscheulichen Moyk, der ihm aus seinem Grab mit dem Finger drohte, und erwachte irgendwann nach vielen Stunden, ohne sich indes ausgeschlafen zu fühlen. Ein rätselhaftes Knurren, das ihn spontan aufhorchen ließ, erwies sich als hungrige Lautäußerung seines Magens.
    Laut Rechner-Uhrzeit - an Bord lief dank der gesegneten Trilithiumenergie alles wie am Schnürchen - war der neue Tag schon fast vergangen. Erneut senkte sich ein Abend über Croobai und die skothische Küste herab.
    Gleich nebenan standen seine Gefährtin und Xij an der Kombüse und tranken etwas, das wie Kaffee aussah. Sie sahen beide manierlich und ausgeschlafen aus und schienen sich gut zu verstehen. Auf einem Klapptisch lagen der Nadler und der Kunststoffbehälter, den Xij in der Nacht erbeutet hatte. Letzterer war voller Nadeln. Es mussten an die Tausend sein.
    »Wie geht's jetzt weiter, Commander?«
    »Nenn mich Matt - wenn du willst.«
    »Lieber nicht.«
    Matthew zog die Brauen hoch.
    »Bei uns daheim erweist man älteren Menschen Respekt«, erklärte Xij. »Ich bin so erzogen worden, ich kann nicht so einfach über meinen Schatten springen.«
    »Irre ich mich, oder hattest du das Problem bei Duncayn und seinen Jungs nicht?«
    »Duncayn und seine Jungs haben keinen Respekt verdient.«
    »Hm.« Matt fragte sich kurz, ob das ein Kompliment gewesen war. Dann sagte er sich, dass die Welt - und er - vor schlimmeren Problemen stand.
    »Aber wir haben weiß Gott größere Probleme«, sagte Xij.
    Matt schaute sie leicht verdutzt an. Konnte die Göre Gedanken lesen?
    Sie hatten wirklich andere Probleme: Matt stellte seinen Plan zur Diskussion, das Schott zu durchbrechen.
    »Und dann?«
    »Dann verschwinden wir von hier.«
    »Werden sich die Leute da oben nicht fragen, was aus uns geworden ist?« Xij deutete himmelwärts.
    »Der eine oder andere vermutlich schon.« Matt nickte. »Aber sind wir ihnen Rechenschaft schuldig?«
    Aruula schüttelte den Kopf. »Ich kann es kaum erwarten, hier wegzukommen.« Sie schaute Xij an. »Offen gesagt ist mir an diesem Ort nur ein Mensch sympathisch: die Tochter des Hauptmanns.«
    Xij seufzte. »Ja, sie hat mich vor einem ungewissen Schicksal bewahrt. Ich werde sie vermutlich auch vermissen.« Sie erzählte, unter welchen Umständen sie Axya kennengelernt hatte. »Wären die Kerle allein gewesen… ich möchte nicht wissen, was aus mir geworden wäre.«
    »Wer ist der Mann, der dich verfolgt?«, fragte Matt. Xij hatte dessen Namen schon im Schlaf genannt, aber das musste sie ja nicht erfahren. »Du hast gesagt, er könnte ohne deinen Kopf nicht nach Hause zurückkehren. Wie hast du das gemeint?«
    »Sein Name ist Thodrich.« Xij senkte den Kopf und schaute in ihre Tasse. »Er ist einer von mehreren Söhnen meines mörderischen Oheims - der sich sein Erbe verdienen muss.« Sie schaute auf. In ihrem Blick lag Trauer. »Er hat eine abscheuliche Tat begangen, die er wieder gutmachen muss, wenn er je wieder in die hanseatische Gesellschaft aufgenommen werden will.«
    Matt und Aruula schauten sich an.
    »Thodrich ist ein Teufel«, fuhr Xij fort. »Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher