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275 - Licht und Schatten

275 - Licht und Schatten

Titel: 275 - Licht und Schatten
Autoren: Jo Zybell
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gingen.
    Grao'sil'aana sah Mefju'drex gestikulieren. Er wies auf sich, Aruula und den Stein und deutete die Berührung an. Dann deutete er auf seine, Graos Hände. Er verstand. In Sekundenschnelle bildete er seine Pranken zu wuchtigen Äxten um. Er war bereit, zuzuschlagen, sobald das Steinwesen alle Energie in sich aufgenommen hatte und stofflich geworden war.
    Mefju'drex und die Barbarin ergriffen sich bei den Händen und versenkten ihre Blicke ineinander. Grao verstand: Sie nahmen Abschied.
    Und dann streckten sie ihre Handflächen synchron dem pulsierenden Stein entgegen, durchdrangen seine halbstoffliche Harzschicht und berührten sein Zentrum.
    Was dann geschah, konnte Grao'sil'aana auch später, wenn man ihn danach fragte, kaum in Worte fassen.
    Türkisfarbenes, metallenes Licht hüllte auf einmal die beiden Primärrassenvertreter und das Steinwesen ein! Geblendet schmälte Grao seine Echsenaugen. Das Wasser ringsherum schien zu kochen und zu schäumen. Der blutrote Kern im Inneren des Steinwesens schwoll an, leuchtete nun schwarzrot und füllte die gesamte gelbliche Hülle aus.
    Haarfeine Risse bildeten sich dort, wo das Steinwesen sich aus dem Rumpf des Schiffes wölbte - und Grao'sil'aana erfasste schlagartig, dass die ungeheure Menge an Tachyonen, die in das Steinwesen und das Schiff strömte, beide verdichtete.
    Mefju'drex und Aruula hingen fest an dem fremdartigen Siliziumwesen, das unter ihren Fingern tatsächlich zu Stein wurde, so wie das Schiff nun wirklich zu Holz wurde.
    Und dann schien das türkisfarbene Licht zu implodieren, sich in den Stein zurückzuziehen. Eine Schockwelle breitete sich aus, die Grao davonzuwirbeln drohte. Er reagierte, ohne nachzudenken, rammte eine der Axthände in die Schiffswandung und fand so Halt. Mefju'drex und die Barbarin jedoch wurden weggestoßen und trieben davon. Waren sie tot? Versteinert? Grao hatte keine Zeit, sich zu vergewissern. Er holte mit der anderen Axthand aus und hieb sie mit aller Kraft, die einem Daa'muren zur Verfügung stand, gegen das schwarzrot glühende Ding im Schiffsrumpf.
    Die Harzschicht ließ die Klinge abgleiten. Gleich neben dem Klumpen fuhr sie tief in die Bordwand und ließ diese aufbrechen. Splitter und Späne trieben nach oben, und Grao'sil'aana setzte die Axt als Hebel ein. In einem gewaltigen Kraftakt brach er das Steinwesen aus den Planken.
    Das gleißende rote Licht aus dem Zentrum des Steins blendete ihn, als dieser sich löste und hinab zum Meeresgrund trudelte. Dann erlosch das Strahlen schlagartig. Grao blinzelte. Farbige Blitze zuckten vor seinen Augen, für Sekunden war er so gut wie blind.
    Als er nach unten schaute, konnte er den Stein nicht mehr ausmachen. Und auch der Rumpf des Schiffes war verschwunden! Hatten beide sich aufgelöst? Dafür sah er in einiger Entfernung Mefju'drex und Aruula treiben. Sie waren tot, kein Zweifel.
    Grao'sil'aana entschloss sich, ihre erstarrten Leichen zu bergen, bevor er nach dem Stein suchte. Er brauchte sie, um Bahafaa zu beweisen, dass er keine Schuld an ihrem Tod trug. Sollten sie ruhig zu Helden werden und an den Lagerfeuern besungen werden. Vielleicht stellte man ihre Statuen ja sogar in eine Ruhmeshalle der Königinnenfestung.
    Grao bildete seine Axthände zurück. Mit kräftigen Schwimmstößen tauchte er auf die beiden zu. Warum versanken sie nicht schneller? Ihre versteinerten Körper…
    Er zuckte zusammen, als er Aruula erreichte und sie am Arm packte. Das ist kein Stein! Das ist weiches Fleisch! Aber… warum?
    Warum hatte das Siliziumwesen die beiden nicht versteinert? Weil sie rechtzeitig abgestoßen worden waren? Weil die Tachyonen ausgereicht hatten, es zu sättigen, bevor das Wesen auf ihre Lebenskraft zugreifen konnte?
    Aber das war für Grao nicht die vorherrschende Frage. Viel wichtiger war: Was tat er jetzt? Die beiden bergen? Lebten sie denn noch oder konnten ins Leben zurückgeholt werden?
    Ein Gedanke von vorhin stand plötzlich wieder auf seiner inneren Bühne: das Konzept der Menschlichkeit. Maddrax und Aruula hatten ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um andere zu retten. Und sie hatten auf ihn, auf seine Hilfe vertraut.
    Habe ich ihn gerade Maddrax genannt? Was ist mit Mefju'drex geschehen, dem Primärfeind? Dem Mörder meines Ziehsohnes?
    Es war nicht mehr wie zuvor. Sein Empfinden diesen beiden Menschen gegenüber hatte sich geändert. Grundlegend.
    Grao'sil'aana dachte nicht länger nach. Mit wenigen Schwimmzügen hatte er Matthew Drax erreicht und packte auch
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