Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
275 - Licht und Schatten

275 - Licht und Schatten

Titel: 275 - Licht und Schatten
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
würde er einer unhörbaren Stimme lauschen. Vernahm er Krahacs Krächzen, das ihn ins Jenseits rief?
    Auch die Schatten hinter ihm standen mit einem Mal still und schienen zu lauschen. Und dann -
    - drehten sie sich herum und stapften davon, ohne die Kriegerinnen noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Nur der Hüne wurde festgehalten von der Klinge der Königin. Er knurrte unwillig und stieß Lusaana von sich.
    »Nein!«, brüllte Juneeda, als die Pranken des Riesen die Königin berührten. Sie stürzte zurück, die Priesterin fing sie auf. In ihren Armen wurde Lusaana zu Stein.
    Der Hüne zog das Schwert aus seinem Schattenleib, ließ es achtlos fallen, wandte sich um und eilte seinen Gefährten nach.
    Es dauerte fast eine halbe Minute, bis sie begriffen, dass sie gerettet waren. Dass ein gnädiges Schicksal beschlossen hatte, sie zu verschonen.
    Alle außer Tumaara, Arjeela und Königin Lusaana.
    »Sie… sie sind weg!«, durchbrach schließlich eine Stimme die fassungslose Stille.
    Bahafaa hob den Blick. An den versteinerten Kriegerinnen vorbei spähte sie den Tunnel entlang. Die Schattenartigen waren schon nicht mehr zu sehen. Sie eilten dem Stolleneingang entgegen; keineswegs so, als würden sie in Angst fliehen, doch durchaus wie Menschen, die aus irgendwelchen Gründen sehr schnell ein bestimmtes Ziel erreichen wollten.
    »Sie sind weg!«, nahm Juneeda den Ruf auf. Ihre Stimme zitterte vor Trauer und Wut über den Verlust der Schwestern. Trotzdem kam sie ihrer Aufgabe als Priesterin nach: »Dankt Wudan, denn er hat euch gerettet!«
    Die Kunde wurde durch den Tunnel weitergegeben, erreichte schließlich die fliehenden Menschen, die einhielten und umkehrten. Vorsichtiger Jubel wurde laut.
    Bahafaa bekam kaum etwas davon mit. Nach wie vor fixierte sie die Finsternis jenseits des Fackelscheins, in der die Schatten verschwunden waren. Was hatten sie vor? Wohin zog es sie so plötzlich?
    Grao! , kam es ihr in den Sinn. Er, Maddrax und Aruula mussten irgendetwas getan haben, das die Schatten eilig umkehren ließ! Doch was?
    Wie in Trance nahm Bahafaa eine der Fackeln, schob sich an den versteinerten Kriegerinnen vorbei und folgte dem Gang und den Schatten. Bald fiel sie in Laufschritt. Die Brüder und Schwestern blieben rasch hinter ihr zurück. Was ging dort draußen vor? Was geschah mit Grao und Maddrax? Was mit Aruula?
    Hatte sie nicht von Anfang an geahnt, dass sie einen Plan im Schilde führten, als sie sich aus der Festung stahlen?
    Unbehelligt erreichte Bahafaa die Vorhalle und die Leiter zum Schacht und zum Einstieg. Sie kletterte hastig hinauf, drückte die Falltür hoch, kletterte in die Fleischküche.
    Starr vor Schreck blieb sie stehen, als ihr Blick auf Dykestraa fiel. Die Kriegerin stand mit dem Rücken zur Wand. Mund und Augen weit aufgerissen, hob sie abwehrend die Arme.
    Sie war ganz und gar aus Stein.
    Bahafaa biss sich auf die Lippen. Zitternd stürzte sie zu dem Fenster, das auf den Festungshof führte, und spähte hinaus: Sieben Schatten bewegten sich über den Hof und auf das Tor zu. Einer nach dem anderen drang durch das Holz und verschwand, bis der Hüne es öffnete, um selbst hindurchzuschreiten. Durch die offenen Torflügel konnte sie sehen, dass die Unheimlichen den Weg hinunter zum Strand nahmen…
    ***
    In der Brandung glitten Matthew Drax und Aruula vom Rücken des Shargators und stapften an Land. Der falsche Meeresräuber blieb zurück. Sein mächtiger Leib zuckte und bebte, sein Schwanz und seine Dreiecksflosse begannen zu schrumpfen.
    Schwer atmend blieben Matt und Aruula stehen, als sie der drei steinernen Statuen ansichtig wurden, die etwa in der Mitte des Strandes standen. Sie hatten nicht daran gezweifelt, dass die wagemutigen Dörfler dieses Schicksal erleiden würden; sie jetzt aber so zu sehen, versetzte ihnen doch einen Schock. Zwei hielten noch ein Schwert und einen Spieß in den Händen. Auf ihren Gesichtern hatte sich für alle Zeiten maßlose Verblüffung eingraviert. Vor den Füßen des Heißsporns, der sich am Morgen nicht davon abhalten lassen wollte, ins Verderben zu rennen, lag sein Langschwert.
    Steinerne Mahnmale, die ihnen nochmals deutlich machten, gegen was für einen übermächtigen Gegner sie antraten.
    Matt sah zu der Karavelle hinüber. Wie ein Spuk lag sie reglos im Wasser; obwohl eine kräftige Brise wehte, bewegten sich ihre Segel keinen Deut.
    Sie hatten das Schiff auf Grao'sil'aanas Rücken zweimal umrundet; einmal an der Oberfläche, einmal - mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher